Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Rhön-Grabfeld
Icon Pfeil nach unten
Bad Königshofen
Icon Pfeil nach unten

Sulzdorf: "Zur Not gibt es einen Wollpulli": So meistern die Schlossbewohner im Grabfeld das schwierige Heizen ihrer Gemäuer

Sulzdorf

"Zur Not gibt es einen Wollpulli": So meistern die Schlossbewohner im Grabfeld das schwierige Heizen ihrer Gemäuer

    • |
    • |
    Das Wasserschloss in Irmelshausen hat zwei Inhaber. Ein alter Kachelofen sorgt teilweise für Wärme.
    Das Wasserschloss in Irmelshausen hat zwei Inhaber. Ein alter Kachelofen sorgt teilweise für Wärme. Foto: Regina Vossenkaul

    Dicke, kalte Steinmauern, hohe Räume, wenig Dämmmöglichkeiten wegen der Denkmalschutzbestimmungen: Das Leben in einem Schloss ist nichts für Zartbesaitete. Trotzdem sind die vier Schlösser im Grabfeld noch bewohnt, eines davon nur sporadisch. Dass die Energiekrise die Schlossbewohner besonders hart getroffen hat, steht bereits fest, auch wenn die Heizsaison noch nicht ganz beendet ist.

    Die Burg Brennhausen wird gelegentlich im Sommer bewohnt.
    Die Burg Brennhausen wird gelegentlich im Sommer bewohnt. Foto: Regina Vossenkaul

    Burg Brennhausen bei Sulzdorf hat eine Öl-Zentralheizung

    Der ursprüngliche Wohnturm der Burg Brennhausen geht wohl auf das 13. Jahrhundert zurück, seit 2002 gehört sie einer Stiftung, ist aber eigentlich Eigentum der Brennhausener Linie der Familie Bibra, die in die USA auswanderte. Das Wasserschloss bei Sulzdorf wird gelegentlich im Sommer bewohnt. Werner Fell kümmert sich seit Jahrzehnten um das Anwesen und betreut die Öl-Zentralheizung, mit der er die Innentemperatur auf rund sieben Grad hält.

    Er berichtet von früher, als es in den bewohnten Zimmern Holzöfen gab, die vielen Kamine zeugen davon. Wenn niemand im Haus war, wurde das Wasser aus den Leitungen abgelassen, damit nichts auffriert. Ob man wieder so vorgehen muss, wenn Ölheizungen verboten werden? Werner Fell sagt, er wisse momentan nicht, wie es dann weitergeht.

    Eine Hälfte des Wasserschlosses Irmelshausen: 10.000 Liter Öl in vier Wochen verbraucht

    "Wenn ich einen Schrank öffne, ist es, als öffne man eine Kühlschranktür", sagt Hans Freiherr von Bibra. Er bewohnt mit seiner Frau eine Hälfte des Wasserschlosses Irmelshausen. Den heutigen Bau ließen die Herren von Bibra im 15. Jahrhundert an Stelle eines Vorgängerbaus errichten, er wurde später erweitert.

    Trotz Renovierung ist das Wohnen im Winter dort alles andere als angenehm, deshalb weicht das Ehepaar manchmal in eine kleine Wohnung in München aus. Anfangs waren die Räume im Schloss mit den bis zu 1,25 Meter dicken Wänden so nass und kalt, dass er in vier Wochen bei voll aufgedrehter Heizung 10.000 Liter Öl verbraucht hat, berichtet der Freiherr.

    "Zum Glück haben wir die alten Kachelöfen behalten, mit denen bringen wir die Zimmertemperatur auf erträgliche Werte." Es müsse für die bewohnten Schlösser zukünftig eine Sondergenehmigung bezüglich der Heizung geben, ist seine Meinung.

    Eine Photovoltaik-Anlage auf einem Schlossdach?

    Karl Graf Stauffenberg und seine Familie bewohnen die zweite "Doppelhaushälfte", wie er das Schloss gern nennt. Er ist innerhalb des Gebäudes in eine früher vermietete Wohnung gezogen, die sich besser beheizen lässt. Die übrigen Räume werden mit Hilfe einer Öl-Zentralheizung frostfrei gehalten.

    Er hat bereits alle Optionen durchdacht, einige Heizmöglichkeiten, zum Beispiel Wärmepumpen kombiniert mit einer Photovoltaikanlage schließen sich aus, weil sie eine gute Dämmung voraussetzen und als Niedrigtemperaturheizung untauglich wäre. Eine PV-Anlage auf dem Schlossdach? Undenkbar. Einzige, aber kostenintensive Lösung wäre die Wärmeerzeugung im benachbarten Gutshof und eine Leitung ins Schloss. "Aber, wir klagen auf hohem Niveau. Zur Not gibt es einen Wollpulli", sagt Graf Stauffenberg. Die politische Entscheidung der EU sei "städtisch gedacht", ist seine Meinung.

    Das Wasserschloss in Kleinbardorf ist momentan vermietet.
    Das Wasserschloss in Kleinbardorf ist momentan vermietet. Foto: Regina Vossenkaul

    Im Wasserschloss Kleinbardorf wurde eine Pelletheizung eingebaut

    Stolz auf ein Privileg oder Klotz am Bein? Die jetzigen Besitzer des Wasserschlosses Kleinbardorf, Nico und Moritz Hofer, sind sich da noch nicht ganz einig. Der Großvater hat 1965 das kleine Schloss erworben, um mit dem Erhalt seinen Kultur-Beitrag zu leisten, jetzt gehört es den Enkeln. Der 1589/1590 unter Heinrich von Bibra errichtete Herrensitz wurde im Renaissancestil erbaut. Als vor einem halben Jahr ihr Vater starb, erbten die noch in Berlin studierenden Söhne das Anwesen, das jetzt vermietet ist.

    Moritz Hofer plant, das Schloss später zu bewohnen. "Wir haben das Glück, dass die Räume von innen gedämmt wurden und eine Pelletheizung eingebaut ist", berichtet Nico Hofer. "Ein Schloss zu besitzen, hört sich schöner an, als es ist." Die Brüder haben momentan keine Heizsorgen, obwohl die Holzpellets auch sehr teuer geworden sind, müssen aber eine neue Kläranlage bauen.

    Nur die wenigen bewohnten Räume im Schloss Waltershausen sind beheizt.
    Nur die wenigen bewohnten Räume im Schloss Waltershausen sind beheizt. Foto: Regina Vossenkaul

    Im Schloss Waltershausen läuft eine Ölheizung

    Ob der Dichter Friedrich Hölderlin einen Holzofen in seinem Zimmer hatte, ist nicht überliefert. Er war 1793/1794 Hauslehrer im Schloss Waltershausen, Charlotte von Kalb hatte ihn engagiert. Inzwischen gehört das Schloss mit seinem 6,5 Hektar großen Landschaftspark dem Ehepaar Dr. Ulrich und Karin Möbius. "Unsere Ölheizung ist alt, aber funktioniert gerade noch", berichtet Karin Möbius. Weil Reparaturen nötig wären, weiß sie nicht, wie es weitergeht. Beide Bewohner sind über 80 Jahre alt.

    Sie beheizen nur die Räume im Erdgeschoss, in denen sie sich aufhalten und haben in der Küche einen großen Herd, der gut wärmt. "In unserem Alter fällt alles schwerer und wir müssen uns sehr warm anziehen", berichtet die Schlossherrin. Das Ehepaar denkt ans Verkaufen – vielleicht in absehbarer Zukunft. Die Kinder haben gute Arbeitsstellen in Berlin und würden nicht nach Waltershausen ziehen. "Im Moment gibt es keine Lösung für denkmalgeschützte Gebäude", bedauert Karin Möbius.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden