Aus einem Herbstausflug auf den kleinen Lindenberg in Ostheim wurde für Melanie Bambach und ihre zwei Kinder Alina und Noah eine krabbelige Entdeckungsaktion. Denn dort fanden sie am vergangenen Montag beim Spaziergang mit ihrem Hund ein Exemplar des selten Mulmbock. Wie sich später herausstellte, ist der Käfer auch auf der roten Liste der bedrohten Tierarten. Doch zu Beginn ahnte die Familie noch nichts von ihrem besonderen Fund.
Ekel und Angst waren groß
"Wir haben den Käfer in einem Gebüsch gefunden", sagt Noah. Er habe dann seine Schwester gerufen, um sich das Tier anzuschauen. Der Fünfjährige dachte, das Insekt sei giftig, deswegen habe er es nicht angefasst. Als Alina dazugekam, schrie sie vor Angst. "Marienkäfer und Würmer fasse ich ja an, aber den Käfer fand ich eklig", so die Siebenjährige.
"Marienkäfer und Würmer fasse ich ja an, aber den Käfer fand ich eklig."
Alina Bambach
Verwundert von den Schreien ihrer Kinder schaute sich Mutter Bambach das Insekt genauer an und merkte, dass es nicht mehr lebt. Im ersten Moment war es auch für sie nicht einfach den Käfer anzufassen. "Mit sechs Zentimetern war er ja auch ziemlich groß", merkt sie an. Trotzdem faszinierte sie der dunkelbraune Sechsbeiner. Sie konnte den Käfer keiner genauen Art zuordnen. Also packte Bambach kurzerhand ein Taschentuch aus und nahm das Insekt mit nach Hause.
Sozialen Medien dienten zu Lösung des Rätsels

Am Abend grübelte die ganze Familie, um was für einen Käfer es sich handele. Doch sie fanden keine Lösung für dieses Rätsel. Bambach teilte dann ein Foto auf Facebook mit der Frage: "Wer weiß was das für ein Käfer ist?" Nur kurze Zeit später meldete sich eine ehemalige Arbeitskollegin und stellte den Kontakt zum Rhöner Biosphärenreservat her.
Der ganz in der Nähe wohnende Ranger Daniel Scheffler konnte Bambach und ihren Kindern die Frage nach der Käferart beantworten. Der Biologie-Experte sei auch ziemlich aus dem Häuschen gewesen, denn seit 1950 wurde kein Exemplar des Mulmbocks mehr in der Rhön gefunden. Der Käfer komme normalerweise nur in Nadelwäldern vor. Da auf dem Lindenberg allerdings nur Lindenbäume stehen, vermutete Scheffler, dass das Tier aus dem angrenzenden Wald stamme. "Er kam dann auch sofort vorbei, um den Mulmbock abzuholen", sagt Bambach.
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Wie geht es mit dem Käfer nun weiter?
Daniel Scheffler teilte auf Anfrage mit, dass es sich bei dem Exemplar um ein Mulmbockweibchen handele. "Das letzte Exemplar wurde 1950 gefunden und liegt im Rhönmuseum in Fladungen", so der Ranger. Bei diesem sei allerdings nicht bestätigt, dass er in der Rhön beheimatet war. Deswegen hätten Bambach und ihre Kinder wirklich einen außergewöhnlichen Fund gemacht.
"Wir hoffen die Art auch lebend nachweisen zu können."
Daniel Scheffler, Ranger im Biosphärenreservat Rhön
Der Käfer werde jetzt für spätere Forschung archiviert und die Daten bei der bayerischen Artenschutzkartierung eingepflegt. "Das Insekt und der Fundort werden so wissenschaftlich für die Nachwelt erfasst", sagt Scheffler. Außerdem habe der Käfer wahrscheinlich Eier abgelegt. Darum sei der Ranger bereits mit seinem Kollegen und Biologen Tobias Gerlach über das weitere Vorgehen im Gespräch. Mit ihm möchte er im kommenden Jahr untersuchen, ob noch weitere Exemplare zu finden sind. "Wir hoffen die Art auch lebend nachweisen zu können", so Scheffler. Vielleicht findet auch die Familie Bambach bei ihrem nächsten Ausflug ein lebendes Exemplar des Mulmbocks.
Der MulmbockDer Mulmbock oder Zimmerbock ist ein Käfer der Familie der Bockkäfer. Er ist in Mitteleuropa einer der größten einheimischen Bockkäfer. Er ist 27 bis 60 Millimeter groß und hat eine braune Färbung. Diese variiert in Abhängigkeit vom Geschlecht. Der Käfer kommt vor allem in Nadelwäldern vor. In Deutschland ist der Mulmbock selten und in vielen Gebieten vom Rückgang betroffen. In Baden und im Saarland kommt er gar nicht mehr vor. In der Rhön, Württemberg und Nordrhein wurden 1950 die letzten Exemplare gefunden. Deswegen steht er auch auf der roten Liste. Quelle: wikipedia.de