„Treffen sich zwei Rhönerinnen in der Mongolei…“. Was klingt wie der Anfang eines bedingt lustigen Witzes, ist tatsächlich der Beginn von Leonies und meiner Geschichte. Als Anfang März mein erster Artikel in der Zeitung veröffentlicht wurde, haben die Eltern von Leonie Leeb aus Ostheim ihrer Tochter, die zu dieser Zeit in Ulaanbaatar gelebt hat, davon berichtet und noch am selben Abend hat Leonie mir geschrieben. Die einen mögen es als Fluch bezeichnen, für mich war es jedoch nach den ersten Wochen ohne Kontakt zu Menschen aus Europa ein Segen jemanden aus der Heimat hier zu treffen. Am nächsten Abend haben Leonie und ich uns mit Melanie, die ich über die App „Jodel“ kennengelernt habe, auf unser erstes und bei weitem nicht letztes Bier getroffen.

Viel Geduld, gute Nerven und Gelassenheit
Das Leben in einer von der europäische so verschiedenen Kultur erfordert viel Anpassungsfähigkeit und im Bezug auf die Mongolei allem voran sehr viel Geduld, entsprechende Nerven und Gelassenheit. Hier werden Pünktlichkeit und Organisation sehr locker gesehen und Absprachen werden so spontan getroffen, wie sie auch wieder gebrochen werden. Der zwischenmenschliche Umgang hier ist eher ruppig - nirgendwo habe ich jemals so viele Einkaufswägen in die Hacken, Ellbogen in die Seite und Türen vor der Nase zugeschlagen bekommen. Gleichzeitig fällt mir kaum ein Land ein, in welchem die Menschen gastfreundlicher und hilfsbereiter sind als hier.

Als ich mich entschieden habe in die Mongolei zu gehen, habe ich mir nicht explizit vorgenommen mit Menschen aus Deutschland Zeit zu verbringen. Trotzdem musste ich mir eingestehen, dass sich die Eindrücke und Erfahrungen, die man vom Leben in einer fremden Kultur sammelt, am besten mit Menschen aus demselben Kulturkreis teilen lassen und so war ich sehr froh Leonie und Melanie hier zu treffen. In den sechs Wochen, die wir drei gemeinsam hatten, haben wir Ausflüge unternommen, gekocht, um uns eine Pause vom sehr Fleisch reichen und fettigen mongolischen Essen zu gönnen, die Stadt erkundet und das Nachtleben kennengelernt.
Der Frühling ist sandbraun
Inzwischen hat zwar auch der Frühling in der Mongolei Einzug erhalten, allerdings hat das hier noch nicht viel mit der Farbe grün zu tun. Im Gegensatz: Frühling in der Mongolei ist sandbraun, denn Frühling bedeutet hier, dass starker Wind aufkommt. Sand und Staub, die durch die ewige Trockenheit auf allen Oberflächen liegen, werden aufgewirbelt und durch die Straßen geweht. Obwohl die Temperaturen tagsüber schon an den 20 Grad gekratzt haben, sind die Menschen wegen des Windes dicker eingemummelt, als im Winter. Mütze, Sonnenbrille, die Jacke bis obenhin zugezogen und einen Schal um Mund und Nase gewickelt - nicht unbedingt das, was man sich von dieser Jahreszeit erwartet.

Raodtrip auf der "Straße des Todes"
Auf dem Land ist die Situation zwar nicht viel besser, aber immerhin trägt der Wind dort weniger Dreck mit sich und genau aus diesem Grund haben wir zu dritt mehr als einmal Ulaanbaatar den Rücken gekehrt. Zusammen haben wir einen Roadtrip auf der „Straße des Todes“ Richtung Darchan gemacht, haben in einem Ger übernachtet, Orte besucht, an denen Schamanen ihre Séancen abhalten, waren zum Wandern im Gorkhi-Terelj-Nationalpark und sind auf Pferden und Kamelen durch die Steppe geritten.
Seit Mitte April ist Leonie zurück in Deutschland und so bin ich wieder die einzige Rhönerin hier - zumindest die einzige Rhönerin, von der ich im Moment weiß.
