Tiefschwarzer Rauch verriet am Morgen des 22. Juni, ein Montag, dass im Gemeinschaftskraftwerk am Schweinfurter Hafenbecken etwas nicht stimmen kann. Für etwa 20 Minuten kam nach einem nur 20 Sekunden dauernden Stromausfall ungefilterter Rauch aus den Öfen des Verbrennungsteils. Der Kohleteil des Kraftwerks war nicht betroffen.
Über den Vorfall informierte am Dienstag Geschäftsführer Ragnar Warnecke den Schweinfurter Stadtrat, der ab 14.30 Uhr im Rathaus tagte. Warnecke sprach von einer „unglücklichen Geschichte“. Vergleichbares sei seit Inbetriebnahme des Müllteils vor 21 Jahren nicht geschehen. Nach Darstellung des Geschäftsführers ereignete sich der Zwischenfall bei Wartungsarbeiten, die eine Fremdfirma ausführte, die das GKS jedoch bestens kenne und schon oft Arbeiten zur vollen Zufriedenheit ausgeführt habe.
Ein Mitarbeiter dieser Firma habe beim Freischalten der Stromschaltanlage die korrekte Reihenfolge nicht eingehalten, weswegen ein Schutzrelais mit der Folge angesprochen habe, dass der Müllteil komplett ohne Stromversorgung war.
Zwei der drei Linien fielen für 15 bis 20 Minuten aus. Die dritte Linie war erst nach einer Stunde wieder angefahren. In zwanzig Minuten lief die Verbrennung auf den Rosten unkontrolliert, und der Rauch wurde nicht gefiltert, sondern verließ den Schornstein mit allen bei der Verbrennung entstanden Schmutzpartikeln und Abgasen.
Arbeiten an der Schaltanlage
Bei den Fremdarbeiten handelte es sich um Umbau- und Austauschmaßnahmen an den Sechstausend Volt Schaltanlagen im Müllteil. Nach Schätzung der Betriebsleitung entstand durch die Panne eine Zusatzemission von 0,11 Prozent der Jahresfracht – also der Schadstoffmenge, die das GKS bei Normalbetrieb an 365 Tagen rund um die Uhr ausstößt. Dies sei zwar nicht gravierend, dürfe aber nicht mehr vorkommen. Verhindern will dies die Betriebsleitung durch zusätzliche Vorort-Ablaufüberprüfungen der Fremdfirmen durch eigenes Personal des Gemeinschaftskraftwerkes. Außerdem soll bei diesen und ähnlichen Wartungsarbeiten ein Notstromdiesel zugeschaltet werden und die Stromversorgung absichern.
Auf Nachfrage von Frank Firsching (Linke) erklärte Geschäftsführer Ragnar Warnecke, dass im GKS bei Normalbetrieb nicht mehr als zehn Mitarbeiter von Fremdfirmen im Einsatz sind. Während einer Revision würden bis zu 100 Beschäftigte von Fachfirma das eigene Personal (97 Mitarbeiter) unterstützen. Den Austausch und Umbau der elektronischen Schutzgeräte begründete Warnecke mit deren Alter (21 Jahre) und mit dem technischen Fortschritt. Von dem Einbau zeitgemäßer Messgeräte erhofft sich die Betriebsleitung ein Plus bei der Sicherheit der Anlage.
Das Gemeinschaftskraftwerk
Das Kohleheizkraftwerk mit integrierter thermischer Müllverwertung ist mit zwei Kohle-Dampfkesselanlagen mit einer Brennstoffwärmeleistung von je 63 Megawatt ausgerüstet. Der Jahresbedarf an Steinkohle von rund 40 000 Tonnen wird per Schiff und Bahn angeliefert. Die Müllverbrennung ist mit drei Kesselanlagen bestückt. Auf die Roste wandern jährlich um die 180 000 Tonnen Müll, die ausschließlich per Lkw in die Hafenstraße 30 kommen.
In 25 Jahren (Start nur mit dem Kohleteil) wurde bei Unfällen im GKS niemand schwer verletzt. Hautverbrennungen gab es. Einmal (Mai 2011) konnte ein Müllbunker wegen eines Schwelbrandes drei Stunden lang nicht bestückt werden.