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Schweinfurt: 24 Stunden Leopoldina (18): Die Technik - Wie Tom und Jerry Leben retten 

Schweinfurt

24 Stunden Leopoldina (18): Die Technik - Wie Tom und Jerry Leben retten 

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    Tom und Jerry heißen die beiden Notstromaggregate im Keller des Leopoldina-Krankenhauses. Warum, weiß niemand so genau. Im Bild Daniel Eußner (Fachbereichsleitung Elektrotechnik)
    Tom und Jerry heißen die beiden Notstromaggregate im Keller des Leopoldina-Krankenhauses. Warum, weiß niemand so genau. Im Bild Daniel Eußner (Fachbereichsleitung Elektrotechnik) Foto: Anand Anders

    Einmal im Monat eine Stunde: Das sind die festen Termine von Tom und Jerry. Nach dem Kater und der frechen Maus aus der Comic-Welt  sind die beiden Notstromaggregate im Keller des Leopoldina-Krankenhauses benannt. Warum? Das weiß keiner so genau. Seit 2017 stehen die beiden Diesel, die je 150 Liter pro Stunde verbrauchen, im Keller des Leopoldina.  Ihre Aufgabe: bei einem Stromausfall so schnell wie möglich wieder die Versorgung der Klinik zu gewährleisten. "Zehn Sekunden brauchen die Diesel, bis sie anspringen", erklärt Wolfgang Köhler, Leiter Geschäftsbereich Technik. 15 Sekunden sind entsprechend der Norm vorgeschrieben.

    Nicht jede Steckdose hängt am Notstrom

    Die Notstromaggregate sorgen unter anderem dafür, dass bei einem Stromausfall die Beatmungsgeräte weiter laufen können, dass das Licht in den Operationssälen nicht ausgeht. Nicht jede Steckdose in der Klinik hängt am Notstrom. Es geht vor allem um die im wahrsten Sinn des Wortes lebenswichtigen Bereiche, um Prioritäten. "Die Kaffeemaschinen können auch mal eine Pause einlegen", meint Wolfgang  Köhler. 

    Die Diesel werden topgepflegt, sagen Wolfgang Köhler, der mit Daniel Eußner (Fachbereichsleitung Elektrotechnik  und Peter Riedel (Wassertechnik), durch die Unterwelt des Krankenhauses führt. "Beim kleinsten Fleck auf dem Boden wird geschaut, wo der herkommen könnte." Jede Woche wird ein Rundgang gemacht, jeden Monat gibt es einen einstündigen Probelauf. "Zum Schluss ist das die wichtigste Anlage. Sie kann über Leben und Tod entscheiden."

    Einmal im Monat will das Team sehen, dass die Maschinen Leistung übernehmen können. Einen großen Probelauf gibt es dann jeweils um 6 Uhr am ersten Mittwoch im Juli. Unter echten Katastrophenbedingungen sozusagen:  Das Leo trennt sich stromseitig von außen ab, man fährt im Inselbereich, erklärt Köhler. Der Zeitpunkt wurde gewählt, weil es im Juli um diese Zeit schon relativ hell ist. Einen Testlauf komplett im Dunklen zu machen, wäre ziemlich anstrengend. Außerdem wird um diese Zeit in der Regel nicht operiert.

    Viel im Einsatz waren Tom und Jerry noch nicht. Ihre Motoren kommen umgerechnet auf 50 Kilometer Laufleistung im Monat, auf 600 Kilometer im Jahr. Für 48 Stunden Betrieb muss der Treibstoffvorrat reichen. Für jeden der Diesel sind 80 000 Liter eingelagert. 

    Wolfgang Köhler (Geschäftsleitung Technik) vor einer großen Schalttafel. Früher wurden hier alle technischen Prozesse überwacht. Jetzt sind die Anlagen auf Computern visualisiert. 
    Wolfgang Köhler (Geschäftsleitung Technik) vor einer großen Schalttafel. Früher wurden hier alle technischen Prozesse überwacht. Jetzt sind die Anlagen auf Computern visualisiert.  Foto: Anand Anders

    40 Mitarbeiter in 21 Berufen: Die Technikabteilung kümmert sich um so einiges. Um Elektro, Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär-und Kältesysteme. Ebenso um die Telefon-, Patientenruf-, Brandemelde- und Schließanlage. Schlosser, Schreiner und Maler gehören auch zum Team. Ein Planungsteam ergänzt den Geschäftsbereich Technik.

    Aufzüge werden in der Leitwarte gesteuert

    Aber zu den Aufgaben gehört auch das Steuern der Aufzüge, die Überwachung aller technischen Prozesse. In der Leitwarte der Technik kümmert sich jemand darum, wenn zum Beispiel ein Besucher Probleme mit dem Parkticket am Parkhaus hat. Hier sitzen die Ansprechpartner, wenn ein Aufzug steckengeblieben ist. Mit einem Click kann einer der Aufzüge auf Wunsch so  programmiert werden, dass er nicht mehr automatisch auf jeder Station hält, sondern direkt zum vorgegebenen Zielpunkt durchfährt.  

    In der Kommadozentrale der Leopoldina-Technik können die Aufzüge  kontrolliert und gesteuert werden.  
    In der Kommadozentrale der Leopoldina-Technik können die Aufzüge  kontrolliert und gesteuert werden.   Foto: Anand Anders

    An der Stirnwand der Zentrale steht eine riesige Schaltwand. Sieht aus wie in einem  Kraftwerk mit den ganzen Knöpfen, Lichtern und Schaltern. Die Tafel ist aber jetzt fast nur noch Dekoration. Die Mitarbeiter sehen alles detailliert auf ihrem Computer-Bildschirm. Oder sie bekommen eine Fehlermeldung direkt auf ihr Diensthandy. Sogar wenn die Tür eines Blut-Kühlschrankes auf einer Station nicht geschlossen ist, die Temperatur im Inneren steigt, gibt das System Alarm.  

    Auch die Transportsysteme, die für den Transport von Sterilgut, Apothekengut, Essen, Wäsche und Müll  in der Klinik sorgen, werden hier kontrolliert. "Wir sind dafür zuständig, dass alles läuft", sagt Köhler. Fällt ein Karton um, der Transport bleibt stehen, hilft dann nicht die Technik, sondern "Manpower": "Wir schicken jemanden hin, der das anpackt." 5000 Rauchmelder sind im Leopoldina installiert. Auch sie kontrolliert Köhlers Team.   

    Peter Riedel vor einem der Heizkessel in den Kellern des Leopoldina-Krankenhauses.
    Peter Riedel vor einem der Heizkessel in den Kellern des Leopoldina-Krankenhauses. Foto:  Anand Anders

    Einen Stock über den Dieseln stehen vier Blockheizkraftwerke. 85 Prozent der Stroms, 60 Prozent der Wärme, die das Krankenhaus verbraucht, werden hier produziert. Maximale Leistung je Aggregat: 360 Kilowatt (KW).  "Wenn alle vier Aggregate laufen, stehen maximal 1440 KW zur Verfügung. Die Hauslast des Leopoldinas liegt bei zirka 1800 KW, das heißt, es muss zusätzlich vom Energieversorger Strom dazu geliefert werden,erklärt Peter Riedel. 6000 Stunden pro Jahr laufen die Maschinen. Rund 100 000 Euro kostet die Wartung für die vier Maschinen im Jahr. Die Motorabwärme wird übrigens in die Heizungssysteme, im Sommer auch in die Kühlung übertragen. 

    Die Technik-Abteilung des Leopoldina-Krankenhauses kümmert sich auch um die Wasseraufbereitung  
    Die Technik-Abteilung des Leopoldina-Krankenhauses kümmert sich auch um die Wasseraufbereitung   Foto: Anand Anders

    Hier unten im Keller wird auch das Wasser aufbereitet. "Wir erzeugen unterschiedliche Wasserqualitäten", erklärt Peter Riedel. Zum Beispiel enthärtetes Wasser, vollentsalztes Wasser. "Ohne Wasseraufbereitung läuft oben im Krankenhaus nichts." 

    Über diese riesige Rampe wird die Frischluft angesaugt, die das Leopoldina versorgt. Ein faszinierender Ort, an den kaum Außenstehende kommen. 
    Über diese riesige Rampe wird die Frischluft angesaugt, die das Leopoldina versorgt. Ein faszinierender Ort, an den kaum Außenstehende kommen.  Foto: Anand Anders

    Und ohne Luft läuft oben auch nichts. Viele Räume sind innenliegend, werden mit Frischluft versorgt. Die Luftaufbereitung ist einer der faszinierendsten Abschnitte auf diesem Technik-Rundgang.  Über sechs außenliegende Rohre mit einem Durchmesser von je 2,75 Metern wird die Luft angesaugt und strömt durch ein riesiges unterirdisches Gelände, das wie ein verlassenes Parkhaus aussieht. Dann trifft die Luft auf eine Filter-Wand.

    Luft wird mit gewünschter Temperatur im Haus verteilt

    Und dann wird sie auf das Haus verteilt. Mit gewünschter Temperatur. Wenn ein Operateur es gerne etwas wärmer hätte als der Kollege oder die Kollegin im OP nebenan: Kein Problem. "Wir können die Operationssäle auf das Grad genau einstellen", so Köhler.    

    Durch diese Filter strömt die Frischluft, mit der das Leopoldina versorgt wird. 
    Durch diese Filter strömt die Frischluft, mit der das Leopoldina versorgt wird.  Foto: Anand Anders

    Zurück nach der "Wanderung" durch die Gänge und Keller fällt der Blick auf einen Fön, der auf dem Tresen am Eingang zur Technik-Zentrale liegt. Die Abteilung ist auch dafür zuständig, Elektrogeräte zu prüfen.  Zum Beispiel einen Fön, der auf eine der Stationen kommt. 

    24 Stunden im Leopoldina-Krankenhaus: Im Rahmen einer Serie stellen wir das Krankenhaus vor, in dem 24 Stunden an den unterschiedlichsten Orten und Bereichen Betrieb ist. Von A wie Apotheke bis Z wie Zentrale Notaufnahme. Dabei geht es auch an Orte, die Patienten und Besucher nicht sehen. Alle Teile der Serie finden Sie unter: www.mainpost.de/24+Stunden+Leopoldina./

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