Am Sonntag nach Pfingsten, 4. Juni, am Hochfest der Heiligsten Dreifaltigkeit, begeht die Kirchengemeinde Traustadt das Patrozinium der Dreifaltigkeitskapelle im Nordwesten des Ortes – in diesem Jahr zum 300. Mal. Deshalb hat Monika Rößner, die Schriftführerin des örtlichen Pfarrgemeindeteams, in mühevoller Arbeit viele Fakten zur Geschichte des Kirchleins recherchiert.
Ihr zufolge ist die Dreifaltigkeitkapelle "auferbauet worden 1723", wie die Inschrift am Portal zeigt. Sie ist ein Vermächtnis von Philipp Carl Manfred Graf von Rieneck (1679-1749). Das Adelsgeschlecht hatte seit 1688 die Herrschaft über das Dorf und dessen Vertreter waren große Wohltäter im Dorf.

Nach mündlicher Überlieferung hatte sich ein Kind des Grafen im nahen Wald verirrt. Nach drei Tagen wurde es wohlbehalten wiedergefunden. Einem Gelübde der Gräfin zufolge soll die Kapelle an dem Ort errichtet worden sein, an dem das Kind gefunden wurde. Über dem Portal steht ein Schutzengel, der ein kleines Kind an der Hand hält, beschützt und bewacht.
Spende ersetzt fehlende Glocke
Die Decke in der Kapelle trägt laut Rößner Stuck mit Bandwerk und Ranken aus der Bauzeit. Der viersäulige Spätbarockaltar birgt ein Relief der Krönung Mariens unter dem Baldachin. Die ältere der Glocken aus dem 14. Jahrhundert hat die Umschrift „Ich geb Gnode" (Ich geb' Gnade). Die zweite Glocke stammte von 1827 und war 1931 noch dokumentiert. Vermutlich wurde diese während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen. Ein Ehepaar aus Traustadt ermöglichte die Restaurierung der ersten Glocke und spendete eine zweite Glocke mit der Inschrift "Zu Ehren der Hl. Dreifaltigkeit". Diese wurde am 1999 gefertigt.

Rößner sammelte auch Wissenswertes zur Dorfgeschichte rund um die Erbauung der Kapelle. So belehnte ihren Angaben nach das Hochstift Würzburg am 23. Februar 1688 den Grafen und Dompropst Carl Friedrich Voit von Rieneck mit dem heruntergekommenen Schloss und Gut Traustadt. Es war damals eine Zeit des Elends und die Bevölkerung war zuvor stark dezimiert worden.
Der Graf kaufte das Schlossgut am 13. Mai 1689. Die Voiten ließen das öd liegende, von zwei Wassergräben umgebene Schloss vergrößern und bewohnbar einrichten. Für die Erweiterung musste ein Wassergraben weichen. Ein dritter Stock wurde aufgesetzt. Der fromme Graf errichtete mit päpstlicher Erlaubnis ein Oratorium in dem dann mächtigen Schloss zu Traustadt. Franziskaner-Mönche aus Dettelbach beteten hier für und mit dem Grafen.
Eigene Regeln und Gesetze im Dorf
Am 11. September 1695 löste die Voitsche Gesetzgebung in Traustadt die schaumbergische Dorfordnung ab. Sie beinhaltet 55 Vorschriften und Gesetze, die teilweise auch heute noch als sinnvoll zu erachten sind, wie Rößner festhält. Es war ein wichtiges kulturgeschichtliches Dokument und wurde einverleibt. Unter anderem geht es darin um Strafregelungen, Baumpflanzungen durch Einheirat nach Traustadt, die Aufsicht über Feuerstätten und die Abgabe von Naturalien sowie geltende Maße und Gewichte.

Als 1723 die Kapelle errichtet war, war damit zugleich ein großes religiöses Fest im Dorf begründet. Hierzu kamen auch immer die Franziskaner aus Dettelbach, die den päpstlichen Ablass mitbrachten und gewährten. Hierfür reisten Menschen aus der ganzen Umgebung unter beschwerlichen Umständen an. Die Menschen mussten damals allgemein körperlich hart arbeiten. Ein Großteil von ihnen konnten den eigenen Hof nur ein, zwei Mal im Jahr verlassen.
So kam es, dass sich anlässlich des Patroziniums in Traustadt auch ein größerer Jahrmarkt am gleichen Tag entwickelte, wie es in Aufzeichnungen von Josef August Eichelsbacher steht. Dort zeigten Bauern ihr Vieh und Erzeugnisse und es gab Tuch-, Töpfer-, Büttner- und Schmiedeerzeugnisse kaufen oder zu tauschen. Auch wurden Nachrichten, Gerüchte und Weltkenntnisse aus entfernten Gebieten ausgetauscht.
Adelsgeschlecht sorgte für Pflegebedürftige
Der Graf sorgte 1747 mit der Einsetzung eines Kaplans für die Seelsorge in Traustadt. Diesem wurde auch Kleinrheinfeld zugewiesen und er unterrichtete die Bevölkerung in Religion, so Rößner.
Philipp Karl Manfred Graf Voit von Rieneck stiftete am 29. November 1747 seinen Dienern und Orteinwohnern das Philipps-Spital als Armen- und Krankenhaus im Ort. Zwölf Pfründner waren zum Beispiel 1773 erfasst. Diese lebten ähnlich wie in einer Seniorenwohngemeinschaft, versorgt vom Adelsgeschlecht. Beitreten durften Männer und Frauen über 40, aber auch jüngere, arbeitsunfähige Menschen aus dem Dorf und Dienstpersonal der Herrschaft. Jeder sollte sein eigenes Zimmerlein haben. Die Speisen waren durch das wöchentliche Bargeld von neun "Batzen" zu beschaffen und am gemeinsamen Feuer herzurichten.

Unterhalten wurde die Spital-Stiftung mit Kapital des Grafen, etwa Äckern, Wiesen und etlichen Weinbergen, die eigene Spitalbauern bewirtschafteten. 1957 wurde die Spitalstiftung aufgelöst. Die Gemeinde Traustadt nutzte die Anlage bis 1978 als Kindergarten. Heute befindet es sich im Privatbesitz.
Schloss kam zu Thurn und Taxis
Am 28. August 1823 starb das Adelsgeschlecht mit Franz Anton Philipp Voit Graf von Rieneck aus. Schloss und Gut fielen an den Staat unter König Max I. Dieser gab es als Entschädigung an den Fürsten Thurn und Taxis weiter, die im Schlossanwesen 1839 eine Brauerei einrichten ließen. Bis 1917 sind laut Rößner neun weitere Besitzerwechsel verzeichnet.

1945 bezogen amerikanische Truppen das Schloss. Ein Feuer zerstörte den Dachstuhl und machte das Schloss größtenteils zur Ruine. Zwischen 1962 und 1965 wurde das Schloss mit Zustimmung des Landesamtes für Denkmalpflege abgerissen. Die Nebengebäude durften stehen bleiben.
Programm am DreifaltigkeitssonntagDie Pfarrgemeinde gibt für das Hochfest der Heiligsten Dreifaltigkeit am 4. Juni folgende Gottesdienstordnung vor der Kapelle im Freien bekannt:10 Uhr: Festgottesdienst mit Pfarrer Günter Höfler und Festprediger Pfarrer Kurt Wolf (gebürtiger Traustädter)14 Uhr: FestandachtDie Blaskapelle Traustadt gestaltet beides musikalisch.mim