In den vergangenen Wochen schaffen die Bauern viel Aufmerksamkeit mit ihren Protesten. Doch was wollen sie eigentlich? Wir haben die fünf wichtigsten Anliegen der Landwirte zusammengefasst.
1. Die neue Düngeverordnung
Die Düngeverordnung vom 1. Juni 2017 schreibt den Landwirten genau vor, für welche Pflanze und welche Ertragsmenge sie wie viel Dünger verwenden dürfen. Die neue Verordnung soll dafür sorgen, dass Deutschland in Zukunft die, von der EU vorgegebenen, Nitratrichtlinien einhalten kann und so weniger Stickstoff in die Böden gelangt.
Die Landwirte beklagen, dass ihre Erträge nun geringer ausfallen und sie weniger verdienen. Die neuen Vorgaben führen zu Unterdüngung und die Pflanzen erreichen mitunter nicht mehr die vom Markt geforderte Größe.
2. Das Agrarpaket
Das 2019 beschlossene Argarpaket der Bundesregierung birgt vor allem mit dem Insektenschutzprogramm Einschnitte für die konventionelle Landwirtschaft. Darin ist unter anderem der Mindestabstand der Ackerflächen zu Gewässern von 10 Metern und ein Verbot des Unkrautgifts Glyphosat bis 2023 festgelegt.
Der Deutsche Bauernverband kritisiert diese Pläne. Auf etwa 2,3 Millionen Hektar sei die Bewirtschaftung unter den neuen Vorgaben nur noch sehr eingeschränkt möglich. Das schmälere die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Landwirtschaft. Die Landwirte bemängeln außerdem, dass sie kein Mitspracherecht bei der Verfassung des Agrarpakets hatten und nun die Vorgaben umsetzten müssen, was viele Existenzen bedrohe.
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3. Gesellschaftliche Anerkennung
Viele Landwirte haben das Gefühl, dass ihre Arbeit von der Gesellschaft nicht anerkannt wird. Vor allem vor dem Hintergrund des gesteigerten Umweltbewusstseins vieler Bürger, würden sie als Buhmann und Schuldige für Trockenheit oder ausgelaugten Böden dargestellt, beklagen viele.
Die Bauern wehren sich gegen diese Anschuldigung. Sie arbeiten mit der Natur, nicht gegen sie, liest man in den Kommentarspalten. Auch vermissen viele die sachliche und fachliche Diskussion. Durch das „Bauernbashing“ verliere der Beruf Landwirt seine Attraktivität, mahnt die Bewegung „Land schafft Verbindung“, die viele Demonstrationen organisiert. Auch gegen diese geringe Wertschätzung ihres Berufes gehen die Bauern auf die Straße.
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4. Das Mercosur-Handelsabkommen
Der Abschluss des Mercosur-Handelsabkommens der Europäischen Union mit Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay schafft die bisher größte Freihandelszone der Welt. Das bedeutet, importierte Produkte, wie Getreide oder Rindfleisch werden für deutsche Verbraucher günstiger.
Diese „Billigpreise“ erhöhen den Preisdruck auf die hiesige Landwirtschaft und gefährden so die Produktion von regionalen, geprüften Lebensmitteln, argumentiert "Land schafft Verbindung". Die Landwirte kritisieren die "Doppelstandards": Durch die vielen Richtlinien in der EU haben die Produzenten aus Südamerika viel mehr Möglichkeiten und Methoden, als die europäischen Landwirte, kritisiert Pekka Pesonen, Generalsekretär des EU-Landwirtschaftsverbandes Copa-Cogeca.

5. Wachstumsdruck
Um ihr Bestehen zu sichern, müssen die Höfe immer weiter wachsen, sagt Landwirt Alexander Krauser aus Königsberg (Lkr. Haßberge). Die Marktordnung gebe auch durch die niedrigen Preise diese Entwicklung vor. Dadurch werde die Arbeit immer mehr und die Kontrollen strenger, was einige Bauern zum Aufgeben zwänge.
Mit den Preisen und Produktmengen der ausländischen industriellen Landwirtschaft, kann das europäische Modell des familiären Landwirtschaftsbetriebes nicht mithalten, sagt auch Pesonen. Für viele Landwirte geht es bei dem Demonstrationen deshalb um ihre Existenz.