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Schweinfurt: 50 Jahre BUND Naturschutz in Schweinfurt: "Herzenswunsch" für das "Herzensprojekt" Brönnhof ist ein Naturschutzgebiet

Schweinfurt

50 Jahre BUND Naturschutz in Schweinfurt: "Herzenswunsch" für das "Herzensprojekt" Brönnhof ist ein Naturschutzgebiet

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    Herzensprojekt Brönnhof: Der Schutz des Brönnhofs ist für die Kreisgruppe des BUND Naturschutz seit 50 Jahren ein Herzensprojekt.
    Herzensprojekt Brönnhof: Der Schutz des Brönnhofs ist für die Kreisgruppe des BUND Naturschutz seit 50 Jahren ein Herzensprojekt. Foto: Stefan Grebner

    1974 – das war das Geburtsjahr der Generation Golf. Die Autos fahren noch mit verbleitem Benzin, Umweltpolitiker gibt es nicht. Was es aber gibt: Menschen, die sich ehrenamtlich für den Schutz der Natur und Umwelt engagieren. 1974 war die Geburtsstunde der Ortsgruppen des BUND Naturschutz (BN) in Unterfranken. Auch die Kreisgruppe Schweinfurt wurde in diesem Jahr aus der Taufe gehoben.

    50 Jahre BUND in Schweinfurt – mit zahlreichen naturkundlichen Veranstaltungen wird dieses Jubiläum das ganze Jahr über gefeiert. Höhepunkt ist die Jubiläumsfeier am Samstag, 6. Juli, von 10 bis 17 Uhr am Naturfreundehaus. Neben dem Festakt mit Vortrag, Ansprachen und Ehrungen gibt es Infostände und Ausstellungen rund ums Naturfreundehaus, musikalische Unterhaltung und kulinarische Angebote. Die gesamte Bevölkerung ist eingeladen.

    Den Anstoß zur Gründung einer BUND-Gruppe in Schweinfurt gab die Waldschutzgemeinschaft Schweinfurt. Sie machte sich Anfang der 1970er-Jahre Sorgen um die Wälder der Region, vor allem im Bereich des Brönnhofs. Es war eine Zeit, in der die militärische Nutzung im Vordergrund stand. Der Brönnhof war der drittgrößte Übungsplatz der U.S. Army in Europa. Panzer durchkämmten das Gelände, für die Bevölkerung gab es Betretungsverbote.

    Die Konik-Wildpferde am Brönnhof sind nicht nur für Kinder eine Attraktion.
    Die Konik-Wildpferde am Brönnhof sind nicht nur für Kinder eine Attraktion. Foto: Anand Anders

    Die Waldschutzgemeinschaft Schweinfurt mit ihrem Vorsitzenden Wolf Pösl suchte einen starken Partner. Beim BUND Naturschutz, dem größten und mit 111 Jahren ältesten Umweltverband Bayerns, wurde man fündig, und am 2. April 1974 die BN-Kreisgruppe Stadt und Land Schweinfurt gegründet.

    Angusrinder weiden am Brönnhof.
    Angusrinder weiden am Brönnhof. Foto: Anand Anders

    Schon damals war der Schutz des Brönnhofs einer der Schwerpunkte, bis heute ist er das "Herzensprojekt" der BN-Kreisgruppe geblieben. Ziel ist die Ausweisung der bayernweit größten Naturerbefläche als Naturschutzgebiet.

    Einzigartiger Artenreichtum dank militärischer Sperrung

    Der Brönnhof ist ein Pflanzenparadies. Mehr als 550 Arten wachsen auf dem Gelände. Davon stehen über 40 auf der Roten Liste Bayerns und sind teils stark gefährdet. Dass hier ganz besondere Biotope entstehen konnten, ist zum Teil der militärischen Sperrung zu verdanken. Noch vor den Amerikanern diente das Gelände in den 1930er-Jahren der Wehrmacht zu Übungszwecken. 85 Jahre ohne Dünger- und Pestizideinsatz haben einen einzigartigen Artenreichtum geschaffen und erhalten.

    Schafe auf dem Brönnhof. 
    Schafe auf dem Brönnhof.  Foto: Gerd Landgraf

    Auch geschützte Tierarten leben hier, darunter der Hirschkäfer, die Bechsteinfledermaus und seit 2017 sogar die Wildkatze. Im Zentrum des Brönnhofs steht eine rund 300 Hektar große Offenlandfläche, über die man von der "Feldherrnhalle" einen guten Überblick bekommt.

    Als 2012 bekannt wurde, dass die Amerikaner aus Schweinfurt abziehen werden, war das für die BN-Kreisgruppe der Startschuss für einen umfangreichen Einsatz zum Erhalt eines möglichst großen Teils des insgesamt 2400 Hektar großen Brönnhof-Areals als Naturfläche. Mit Erfolg. Heute zählt gut die Hälfte, 13 Quadratkilometer, der Fläche zum Nationalen Naturerbe und wird von den Bundesforsten betreut. 

    Der Brönnhof mit der zentralen 300 Hektar großen Freifläche.
    Der Brönnhof mit der zentralen 300 Hektar großen Freifläche. Foto: Anand Anders
    Im Zentrum des Brönnhofs steht eine rund 300 Hektar große Offenlandfläche.
    Im Zentrum des Brönnhofs steht eine rund 300 Hektar große Offenlandfläche. Foto: Anand Anders

    Paradoxerweise muss man seit dem Abzug der Panzer und Geschütze sogar aktiv dafür sorgen, dass die Offenlandfläche tatsächlich offen bleibt und nicht verbuscht. Das übernehmen in friedfertiger und weitgehend geräuschloser Weise Schafe, Ziegen, Angusrinder und Konik-Wildpferde – eine Attraktion nicht nur für Kinder. Umgeben sind ihre Weiden von Wäldern, die naturnah bewirtschaftet werden oder gänzlich der natürlichen Sukzession überlassen sind.

    Der BUND Naturschutz hat hier keine aktive Rolle mehr, doch der seit 2012 amtierende Kreisvorsitzende Edo Günther ist stolz darauf, Geburtshilfe geleistet zu haben: "Zwar gehört der Großteil der Flächen dem Bund, doch war es ein hartes Stück Arbeit, einen Konsens unter den vielen Eigentümern kleiner Teilflächen herbei zu moderieren. Wir sind froh und erleichtert, dass wir dazu beitragen konnten."

    Der Kampf gegen Atomenergie geht weiter

    Der zweite große Schwerpunkt der BN-Kreisgruppe Schweinfurt ist der Kampf gegen Atomenergie und vor Ort gegen das Atomkraftwerk Grafenrheinfeld. Paradoxerweise gab es noch bei Gründung der Kreisgruppe einen Grundsatzbeschluss des BUND Naturschutz pro Atomkraft, der 1979 aber revidiert wurde. "Wir waren immer an vorderster Front dabei, wenn es um den Protest gegen die Nutzung der Atomenergie ging", sagt Edo Günther. Folglich wurde die Abschaltung des Kernkraftwerks im Juni 2015 mit einer Abschaltparty am AKW fröhlich gefeiert.

    Der "Kampf" indes geht weiter, er konzentriert sich jetzt auf die Hinterlassenschaften und atomaren Belastungen, denen die Region über Jahrzehnte noch ausgesetzt sein wird. Insbesondere auch die Niedrigstrahlenbelastung. Laut Edo Günther belegen neueste wissenschaftliche Analysen, dass jedwede Strahlung eine Gesundheitsgefährdung darstelle. "Es gilt für uns, weiter aktiv zu bleiben."

    Zwischen Naturschutz und Atomkraft liegen noch viele Themenfelder, denen sich die BUND-Kreisgruppe widmet: Klimawandel, Waldsterben, Flächenverbrauch, Ressourcenverschwendung, Gentechnik, Umweltbelastung, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft ... "Was muss noch alles passieren", meint Edo Günther mit Blick auf die aktuellen Umweltkatastrophen, damit die Bevölkerung erkenne, dass ein Umdenken nötig sei. "Wir wollen keine Enthaltsamkeit, nur eine andere Ausrichtung", formuliert der Kreisvorsitzende das Credo des BUND Naturschutz.

    Sorgen bereitet ihm aktuell dabei die Gefährdung der Demokratie. Denn nur die Demokratie sei ein "Garant für den Umwelt- und Naturschutz". 

    50 Jahre BUND Naturschutz SchweinfurtEine geführte Fledermauswanderung rund um den Sennfelder See bildet am Freitag, 5. Juli, den Auftakt des Jubiläumswochenendes. Treffpunkt ist um 20.30 Uhr beim Parkplatz "Am Hexenbrünnlein" in Sennfeld. Anmeldung per Mail unter schweinfurt@bund-naturschutz.deZur Jubiläumsfeier "50 Jahre BUND Naturschutz Schweinfurt" am Samstag, 6. Juli, von 10.30 bis 17 Uhr im Naturfreundehaus werden als Festgäste Landesvorsitzender Richard Mergner und Ehrenvorsitzender Hubert Weiger erwartet. Den musikalischen Rahmen gestaltet Anton Mangold (Harfe, Saxophon). Poetry Slammerin Maren Fuchs wird die Gäste unterhalten und zum Nachdenken animieren. Ab 10.30 Uhr gibt es Infostände in und um das Naturfreundehaus. Von 14 bis 16.30 Uhr unterhält die Münchener Band "bluesimpact". Am Sonntag, 7. Juli, findet von 10 bis 17 Uhr der Brönnhoftag statt. Am Feldherrenhügel wird es einen Infostand von der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten (BIMA) und dem BN geben. Ab dort starten über den Tag verteilt mehrere kurze Führungen (etwa 1 Stunde) zu unterschiedlichen Themen: Flora und Fauna des Brönnhofs (jeweils 10, 13 und 15 Uhr); Schmetterlinge auf dem Brönnhof (jeweils 10, 13 und 15 Uhr); Geschichtliches über den Brönnhof (jeweils 11, 14 und 16 Uhr); Angusrinder und Konikpferde als Landschaftspfleger (jeweils 11, 14 und 16 Uhr); Nationales Naturerbe Brönnhof (jeweils 11, 14 und 16 Uhr).An den darauffolgenden Sonntagen im Juli finden Filmvorführungen jeweils um 11 Uhr im Schweinfurter KuK, Ignatz-Schön-Straße 3, statt. Am 14. Juli wird die Dokumentation "Heimat Natur" gezeigt. Jan Haft, Regisseur von "Das geheime Leben der Bäume" und "Die Wiese", zeigt die Natur von der Ostsee bis zu den Alpen. Am 21. Juli wird in dem Film "Die Eiche – Mein Zuhause" die Geschichte eines Baumes und seiner tierischen Bewohner im Wandel der Jahreszeiten erzählt. Hauptdarsteller sind ein Eichelhäher-Pärchen, ein Eichhörnchen, eine Mäusefamilie und ein Käfer. Der dritte Film "The North Drift – Plastik in Strömen" über den Plastikmüll in den Weltmeeren läuft am 28. Juli. Der Dresdner Filmemacher Steffen Krones hat die Routen des Mülls bis in die Arktis verfolgt. Zum Jubiläum erscheint auch ein Bildband "Brönnhof – Naturschutz in Bildern", der den Brönnhof im Jahresverlauf zeigt. Der Schweinfurter Landschaftsfotograf Stefan Grebner hat ein Jahr lang das Gelände fotografisch dokumentiert und dabei besondere Stimmungen eingefangen. Der Bildband enthält über 70 Fotografien, darunter auch Drohnenaufnahmen. Der Bildband ist ab Juli im Buchhandel in Schweinfurt für 20 Euro erhältlich.Quelle: BUND Naturschutz

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