Am 24. März 1974 – also vor 50 Jahren – wurde Liborius Wagner in Rom durch Papst Paul VI. seliggesprochen. Ein ganzes Jahr lang feierten die Heidenfelder dieses 50. Jubiläum. Die Gebeine Liborius Wagners sind im Altar der dortigen Pfarr- und Wallfahrtskirche bestattet. Wagner starb als Pfarrer von Altenmünster (Landkreis Schweinfurt) am 9. Dezember 1631, während des Dreißigjährigen Kriegs, den Märtyrertod, weil er vor Soldaten verweigerte, zum protestantischen Glauben zu konvertieren.

Jedes Jahr wird rund um den Todestag in Heidenfeld das Liborius-Wagner-Fest begangen. Heuer bildete das Fest auch den Abschluss des Jubiläumsjahres. Bischof Franz Jung war aus Würzburg gekommen, um mit den Heidenfeldern den Festgottesdienst zu feiern. Im Gottesdienst ging Bischof Jung auf Wagners Konversion zum katholischen Glauben ein und zeigte, wie wichtig die Fähigkeit zur Umkehr und das Aufstehen gegen die "Globalisierung der Gleichgültigkeit" auch fast 500 Jahre nach Wagners Tod ist.
Zuvor segnete er im Julittasaal des Heidenfelder Klosters eine neue Figur des seligen Liborius für die neugestaltete Wagner-Kapelle in der Pfarrkirche. Die Heidenfelder Kirchenverwaltung hatte diese Figur noch unter Pfarrer Paul Reder – seit Mai 2024 Weihbischof in Würzburg – in Auftrag gegeben.

Nach der Segnung der Figur wurde diese in einer feierlichen Prozession zur Pfarrkirche getragen, begleitet von circa 150 Gläubigen. Mit dabei war auch die Holzbildhauermeisterin Johanna Barth aus Bischofsheim in der Rhön, die die Holzfigur anfertigte. In einem Interview gab sie einen kleinen Einblick in den Schaffensprozess.
Wie haben Sie den Märtyrer Liborius Wagner in Ihrer Figur dargestellt und was war Ihnen dabei wichtig?
Mir war wichtig, Liborius Wagner menschlich darzustellen und ihn möglichst zugänglich zu machen, damit die Gläubigen, die in die Kapelle kommen und eine Kerze anzünden, auch tatsächlich das Gefühl der Begegnung haben. Dann wollte ich seinen Glauben zu Gott, seine Kraft durch den Heiligen Geist und sein Wirken als katholischer Priester wiedergeben. Deshalb habe ich ihn im Priestergewand und in der Orantenhaltung, also in der Gebetshaltung des katholischen Priesters, dargestellt. Ein vergoldeter Palmzweig auf der Brust und die Farbe Rot an der Stola sind Zeichen seines Martyriums.
Welches Material haben Sie für die Figur gewählt?
Ich habe die Figur des Liborius Wagner aus einem verleimten Block Lindenholz geschnitzt. Linde ist ein weiches, helles Holz, das sich gut für Holzschnitzereien eignet. Zudem habe ich leichte Farblasuren benutzt, die das Holz durchscheinen lassen und Details durch Echtvergoldung und Einprägung hervorgehoben.
Gab es ursprünglich mehrere Entwürfe und was war ausschlaggebend, dass Sie sich gerade für diese Art der Darstellung entschieden haben?
Ich hatte ursprünglich zwei Entwürfe der Figur gefertigt und mich dann für diese Version entschieden, weil die zeitgenössische Darstellung des Liborius mit dem Priestergewand in der Gebetshaltung für mich sehr stimmig war. Hinter der Figur weist ein blauer senkrechter Streifen auf das Symbol des Wassers hin, was an seinen Märtyrertod am Main erinnert sowie an den heiligen Geist, der auch als Lebensquelle verstanden wird.

Wie lange haben Sie an der Figur von der ersten Idee bis zur Fertigstellung gearbeitet?
Von ersten Ideen und Entwürfen über verschiedene Modelle bis hin zum fertigen Ergebnis vergingen ungefähr acht Monate. Dabei habe ich mich nicht nur mit der Figur Wagners, sondern auch mit dem Ort, an dem sie nun stehen wird, beschäftigt.
War das Ihre erste Heiligen- bzw. Seligenfigur?
Ich habe schon mehrere sakrale Arbeiten gefertigt, aber dies war meine erste Seligenfigur.
Wie lange sind Sie schon als Künstlerin tätig?
Ich arbeite seit Ende 2019 als freischaffende Künstlerin in der Holzbildhauerei und in der Glasgestaltung.
Wie fühlt es sich an, ein Werk loslassen zu müssen, an dem man monatelang gearbeitet hat? Haben Sie eine Art Verabschiedungsritus? Überbringen Sie ihre Kunstwerke wie heute in Heidenfeld immer persönlich?
Beim Loslassen einer Arbeit empfinde ich eine Mischung aus Wehmut und Dankbarkeit. Ich bringe meine Arbeiten in der Regel immer selbst zu ihrem künftigen Standort, auch bei der Figur des seligen Liborius Wagner habe ich das so gemacht. Oft gehört auch die Installation vor Ort noch zu meinen Aufgaben. Die Verabschiedung von einer Arbeit ist für mich immer ein stiller Moment, ein letzter Blick, in dem ich Erleichterung verspüre und gleichzeitig traurig, froh und stolz bin.