Für viele Heidenfelder ist er mehr Schutzpatron als Seliger: Der Märtyrerpriester Liborius Wagner, der vor genau 50 Jahren in Rom von Papst Paul VI. am 24. März 1974 seliggesprochen wurde. Alfons Möhring, ein gebürtiger Heidenfelder, glaubt daran, dass Liborius es war, "der unsere Familie in der Bombennacht 1944 beschützt hat". Sein jüngerer Bruder Karl, damals wurde er als Säugling aus dem brennenden Haus herausgetragen, sitzt neben ihm und nickt.
Und so geht es vielen in dem Klosterdorf, manch einer weiß sich auf seine Fürsprache hin von einer schweren Krankheit geheilt. Darum sind auch viele zum Festakt gekommen. "Es ist schön, dass sie da sind." Der Heidenfelder Pfarrer Paul Reder war sichtlich erfreut, über 80 Gäste begrüßen zu können. Gemeinsam wolle man des besonderen Ereignisses im Jahre 1974 gedenken. Neben Bischof Dr. Franz Jung aus Würzburg und seinem Generalvikar Jürgen Vorndran hatten sich neben vielen kommunalen Vertretern aus den Landkreisgemeinden, an ihrer Spitze stellvertretender Landrat Thomas Vizl aus Gerolzhofen, auch Zeitzeugen der Seligsprechung zur Festveranstaltung eingefunden.
Bischof Jung gelang es dann auch, in seinem Grußwort zur aktuellen Debatte um die Erinnerungskultur, in die Feier nachdenklich stimmend einzuführen. Besonders am Beispiel des kollektiven Gedächtnisses, das in der heutigen Zeit umcodiert und umgeschrieben werde, zeige sich, dass "Erinnerung, Identitätsbildung und politische Legitimierung eng zusammengehören", so der Bischof.
Bei der momentanen Welle der Umbenennungen frage er sich letztendlich, "ob es überhaupt eine Biografie, ein Lebensschicksal geben könnte, das den Maßstäben genügt, oder ob wir nicht Gefahr laufen, völlig geschichtslos und gesichtslos zu werden." Hier nahm er auch Bezug zur Umbenennung des Kardinal-Faulhaber-Platzes in Würzburg, die in Heidenfeld sehr interessiert verfolgt wurde. Gelte doch der Münchener Kardinal - ein gebürtiger Heidenfelder - als großer Sohn der Gemeinde.
Seligsprechungsprozess zog sich über 300 Jahre hin
Jung freue sich jedenfalls, dass in Heidenfeld immer wieder versucht werde, die Bedeutung Liborius Wagners für unsere heutige Zeit einzuordnen. Kein leichtes Unterfangen, zeigen doch die Lebensdaten Wagners (1593-1631), dass hier eine Person in den Mittelpunkt gestellt wird, deren Leben vor fast 400 Jahren endete, dazu noch ein Seligsprechungsprozess, der sich aus verschiedenen kirchenpolitischen Gründen über 300 Jahre hinzog.
Dieser spannenden Geschichte stellte sich Wolfgang Weiß, der emeritierte Professor für Fränkische Kirchengeschichte an der Uni Würzburg und Vorsitzende des Würzburger Diözesangeschichtsvereins. In seinem interessanten Vortrag mit dem Titel "Gemäß dem Vorbild des alten Martyriums" verstand er es, das Bild Wagners als "Seligen der Ökumene" in den 1970er-Jahren, wieder zurechtzurücken, besonders auf das wesentliche Moment seines Sterbens als Märtyrer, als der er immer verehrt wurde.
"Seine Größe zeigte er in den herausfordernden Stunden des Zeugnisses für seinen Glauben. Von daher wurde bald nach seinem Tod der Vergleich mit den Märtyrern der Kirche des Altertums gewählt und davon gesprochen, er habe ein Ende gemäß dem Vorbild des alten Martyriums gefunden. Und in dieser Haltung bleibt er Vorbild und verdient es, dass wir uns an ihn als Zeugen des Glaubens erinnern", so Weiß in seinem Resümee.
In diesem Jahr wird es jedenfalls noch weitere Veranstaltungen geben, die an das bedeutsame Ereignis vor 50 Jahren erinnern werden, unter anderem auch ein Zeitzeugenabend im Herbst dieses Jahres.