Mit einem Empfang für geladene Gäste im Saal des Pfarrer-Hersam-Hauses wurde das 50-jährige Bestehen der Volkshochschule (Vhs) Gerolzhofen gefeiert. Es war nach dem Tag der offenen Tür in der Pestalozzistraße und der Ausstellungseröffnung in der Rüstkammer der dritte große Programmpunkt im Jubiläumsjahr.
Bürgermeister Thorsten Wozniak sagte, man dürfe zurecht stolz sein, dass es solche Einrichtungen wie die Vhs gebe. Sie seien wichtige Pfeiler der Bildungsgesellschaft. "Wer gebildet ist, der kann mitreden. Und dieses Mitreden ist die Basis unserer demokratischen Gesellschaft." Das vielfältige Programm, das sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte stets der Zeit angepasst habe, sei der Schlüssel zu einem selbstbestimmten Leben und die Chance zur Teilhabe. Da das Kursangebot allen Menschen offenstehe, sei die Vhs letztlich auch das Spiegelbild einer offenen Gesellschaft, wo Wert auf Toleranz, Vielfalt und Integration gelegt werde.
Die Landtagsabgeordnete Barbara Becker (CSU) erinnerte daran, dass zwischen den 50-er und 70-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Frauen aus dem ländlichen Raum zu der Bevölkerungsgruppe in Deutschland gehörten, die am schlechtesten gebildet und ausgebildet war. "Heutzutage sind sie die Besten." Und dies sei auch der Volkshochschule zu verdanken. Denn dort gebe es Bildung, die niederschwellig sei, zudem an einem Ort angeboten werde, der leicht zu erreichen sei und die zu einer Zeit stattfinde, an der auch vielbeschäftige Frauen teilnehmen können. Dies mache deutlich: "Bildung ist unersetzlich."
Ein Gemischtwarenladen im positiven Sinn
Bezirksrat Stefan Funk gratulierte im Namen des Bezirks Unterfranken. Die Vhs als Institution sei für alle Bevölkerungsschichten offen. Ihr Bildungsangebot sei aktueller denn je - und dies gerade im ländlichen Raum, damit dieser für die Menschen noch attraktiver wird und bleibt. Eine Volkshochschule handele ohne Gewinnerzielungsabsicht und sei ein Gemischtwarenladen im positiven Sinn, wo sich jeder nach Gusto die zu ihm passende Fortbildung aussuchen könne. Denn nach wie vor gelte das alte Sprichwort: "Auch wenn Du alt bist wie 'ne Kuh, lernen musst Du immerzu."
Nach einer Pause, in der "kulinarische Köstlichkeiten" gereicht wurden, ging es weiter mit den Grußworten. Renate Knaut, Vorsitzende der Volkshochschulen im Bezirk Unterfranken, überbrachte die Grüße des Bayerischen Volkshochschulverbands.
Klammer zwischen Mainschleife und Steigerwald
Der stellvertretende Landrat Thomas Vizl sagt im Namen des Landkreises Schweinfurt, die Vhs sei anno 1972 kurz nach der Auflösung des Landkreises Gerolzhofen ins Leben gerufen worden. "Die Stadt hat damals nicht resigniert, sondern sich für die Zukunft neu und gut aufgestellt." Denn gerade in schwierigen Zeiten brauche man Engagement und neue Antworten, so Vizl. "Das galt damals wie auch heute."

Die Vhs habe sich als fester Bestandteil des Bildungswesens in der Region etabliert und betreue heute den gesamten südlichen Landkreis Schweinfurt, von Grafenrheinfeld im Norden bis Oberschwarzach im Süden, von Kolitzheim im Westen bis Michelau im Osten, so Vizl. Mit der Zusammenarbeit der Volkshochschulen aus Volkach und Gerolzhofen schließe sich der Kreis: Die Vhs decke nun wieder einen Großteil des ehemaligen Gebiets des Landkreises Gerolzhofen ab. "So ist die gemeinsame Volkshochschule eine neue Klammer zwischen Mainschleife und Steigerwald geworden", lobte Vizl.
Ohne Prüfungs- oder Leistungsdruck
Am Ende lud die Gerolzhöfer Vhs-Leiterin Cornelia Kröber die Gäste des Empfangs zu einer "Bildungs-Zeitreise" ein, ausgehend vom ersten Herbst/Winter-Programm 1972. Die Institution Volkshochschule sei einzigartig. "Sie ist der Ort für Bildung und Begegnung. Du darfst dir seit 50 Jahren freiwillig aussuchen, was dich interessiert, und du hast qualifizierte Kursleitungen und Referenten an deiner Seite, die dir dieses Wissen und Können vermitteln - ohne Prüfungs- oder Leistungsdruck wie in anderen Bildungseinrichtungen. Du darfst zur Volkshochschule gehen, weil du es möchtest."
Der Abend wurde vom Musiker Danny Wohlrab alias "Barlhow" moderiert und musikalisch umrahmt.