Im Sommer 2006 war es nur ein Gerücht, das sich nicht bestätigte. Ein Jahr später ist es Realität geworden: Die „Securitas Werkschutz GmbH“ verliert zum Ende August den Auftrag zur Bewachung der US-Kasernen. Da die Armee einziger Auftraggeber ist, sind alle Beschäftigten gekündigt worden. Die Firma muss nun ihren Betrieb einstellen.
Seit 1999 bewacht das Securitas-Personal die amerikanischen Kasernen in Nordbayern, unter anderem auch in Schweinfurt, Würzburg und Giebelstadt. Zu Spitzenzeiten waren 1600 Mitarbeiter beschäftigt, vor einem Jahr 1300. Heute sind es nach Angaben des Unternehmens gerade noch etwa 500. Am 31. August ist auch für die letzten verbliebenen Beschäftigten endgültig Schluss. Letzte Woche flatterten ihnen die Kündigungen ins Haus. „Ein Großteil hat seine Entlassungspapiere erhalten“, bestätigte Ralf Sander, Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft ver.di, Recherchen dieser Zeitung.
Unwirtschaftlicher Auftrag
Das Unternehmen räumte am gestrigen Mittwoch das Ende des Vertrags mit der US-Armee ein. Dieser sei im beiderseitigen Einvernehmen nicht verlängert worden. Hauptgrund für die Entscheidung sei, dass sich „die Auftragsabwicklung in der Art, wie sie vom Kunden verlangt wurde, erheblich von der ursprünglich angelegten Kalkulation abwich und der Auftrag sich für unser Unternehmen unwirtschaftlich entwickelt hat“, heißt es in einer Stellungnahme der Securitas Sicherheitsdienste Holding in Berlin. Durch hohe Einstellungs- und Ausbildungskosten sei dem Auftrag auf Dauer die wirtschaftliche Basis genommen worden.
Immer wieder war in den vergangenen Jahren durchgesickert, dass die Arbeit von Securitas durch den enormen Verschleiß an Mitarbeitern erschwert wurde. Bedingt durch die sehr hohen US-Anforderungen beim Wachpersonal (Englisch-Kenntnisse, sportliche Fitness, polizeiliches Führungszeugnis) sollen auf Betreiben des Auftraggebers zahllose Suspendierungen ausgesprochen worden sein. Innerhalb von sechs Jahren waren über 4000 Menschen für die Bewachung der Kasernen zuständig.
Weil neues Wachpersonal – aufgrund der strengen Vorschriften – nicht wie Sand am Meer zu finden ist, und die Stimmung, so Sander, „immer mieser wurde“, musste Securitas zuletzt mit einer extrem dünnen Personaldecke die Kasernen bewachen. Ralf Sander von ver.di spricht von einem sehr hohen Krankenstand in den vergangenen Monaten: „Teilweise war jeder dritte Beschäftigte krank“.
Zudem wurde im Juli bekannt, dass die Staatsanwaltschaft in Würzburg dem Verdacht nachgeht, die Sicherheitsfirma habe Wachstunden für US-Kasernen in Millionenhöhe abgerechnet, die nie geleistet wurden.
Vergangene Woche hätten die Mitarbeiter bei einer Betriebsversammlung, so ein Insider, „die Firma zu Grabe getragen“. Die Abfindungen im Rahmen eines ausgehandelten Sozialplans in Höhe von durchschnittlich 100 bis 200 Euro pro Beschäftigtem bezeichnete Sander als „Lachnummer“.
Einzige Hoffnung für die bald arbeitslosen Mitarbeiter: Die Kasernen müssen auch künftig gesichert werden. Anscheinend steht schon der Nachfolger in den Startlöchern. Heißester Anwärter soll die Firma „Pond Security“ sein, die zunächst einen befristeten Vertrag auf ein Jahr erhalten soll. Auf seiner Internetseite sucht das Unternehmen bereits per Stellenanzeige „mehrere Sicherheitsmitarbeiter für die Bewachung von Liegenschaften an den Standorten Ansbach, Schweinfurt, Würzburg und Bamberg“. Zahlreiche Securitas-Wachleute haben sich angeblich schon beworben. In der Konzernzentrale in Hanau war niemand für eine Auskunft zu erreichen.
Die US-Armee äußerte sich auch in diesem Fall nicht. Die Verhandlungen über den neuen Kontrakt werden überschattet von einer grundsätzlichen Frage: „Wir prüfen noch, ob es sich um einen Betriebsübergang handelt“, sagt Sander. Falls dem so ist, müssten die Objektschützer aus dem Hessischen per Gesetz alle Mitarbeiter von Securitas weiterbeschäftigen. Sollte sich diese Möglichkeit zerschlagen, will ver.di versuchen, so viele Betroffene wie möglich unterzubringen. Sander: „Wachleute, die alle Voraussetzungen der Armee erfüllen, gibt es nicht en masse am Markt“.