Rund 500 Menschen versammelten sich am Donnerstag vor dem Schweinfurter Zeughaus zum ersten großen Warnstreik in der Tarifrunde des Öffentlichen Dienstes 2025. Die Kundgebung stand noch unter dem Zeichen der Trauer nach dem Anschlag einer Verdi-Demonstration vor einer Woche in München, bei dem 35 Menschen verletzt sowie eine Frau und ihre zweijährige Tochter getötet wurden.
Anders als üblich, wurde auf einen Demozug durch die Innenstadt verzichtet. Stattdessen gab es eine stationäre Kundgebung. Es sei wichtig, trotz des Anschlags in Schweinfurt wieder auf die Straße zu gehen, erklärte der stellvertretende Verdi-Bezirksgeschäftsführer Martin Schmidl den Streikenden. "Getreu dem Motto: wir streiken zusammen, wir halten zusammen, wir sind Verdi".
Die Kundgebung war aus allen Richtungen durch ein erhöhtes Polizeiaufkommen gesichert worden. "Wir stehen heute auch hier, weil wir uns nicht spalten lassen", betonte Schmidl weiter auf der Bühne vor dem Zeughaus. "Von niemandem." Das sei ein wichtiges Zeichen, das die Gewerkschafter an diesem Tag gemeinsam nach außen senden wollten. "Wir möchten zeigen, dass wir uns nicht einschüchtern lassen."
Auch die zweite Verhandlungsrunde blieb ohne Ergebnis
Das gilt auch für die laufende Tarifrunde für die mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen. Auch die zweite Verhandlungsrunde, am Dienstag in Potsdam, blieb ohne Ergebnis und konnte aus Verdi-Sicht keine konkreten Verbesserungen im Tarifvertrag Versorgungsbetriebe (TV-V) erzielen. "Damit gab es weder auf unsere Forderung nach gerechten Löhnen noch auf Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Entlastung irgendeine Form von Bewegung", erklärt Verdi-Bezirksgeschäftsführerin Marietta Eder.
Über die zurückliegende Tarifverhandlung in Potsdam und wie es für die Streikenden weitergeht, berichtete in Schweinfurt Peter Hoffmann, Verdi-Tarifkoordinator für den öffentlichen Dienst. Verdi fordert unter anderem insgesamt acht Prozent im Volumen, mindestens aber 350 Euro mehr für die Beschäftigten, 200 Euro mehr für Auszubildende, Studierende und Praktikanten, drei zusätzliche freie Tage und Zulagen und Zuschläge für Arbeit zu ungünstigen Zeiten.
Es gehe im Tarifstreit um die Zukunfts- und Handlungsfähigkeit des Öffentlichen Dienstes, erklärte Hoffmann. "Wir haben etwas aufzuholen", findet er. Die allgemein steigenden Preise treffen alle Beschäftigten. "Wir wollen, dass die Einkommen wieder steigen und nicht stagnieren", fordert der Tarifkoordinator. "Viele Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes, mit mittleren und niedrigen Einkommen, wissen heute nicht mehr, wie sie über die Runden kommen sollen."