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Schweinfurt: 60.000 Euro für einen Fernwärme-Anschluss? Warum die Stadtwerke Schweinfurt in der Kritik stehen

Schweinfurt

60.000 Euro für einen Fernwärme-Anschluss? Warum die Stadtwerke Schweinfurt in der Kritik stehen

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    Die Stadtwerke Schweinfurt stehen beim Thema Fernwärme derzeit in der Kritik. Es gibt Einzelfälle, bei denen die Anschlusskosten einen mittleren vierstelligen Betrag kosten. Der Stadtrat wird im Frühsommer entscheiden, ob die Anschlusskosten stärker subventioniert werden sollen, wie es die SPD fordert.
    Die Stadtwerke Schweinfurt stehen beim Thema Fernwärme derzeit in der Kritik. Es gibt Einzelfälle, bei denen die Anschlusskosten einen mittleren vierstelligen Betrag kosten. Der Stadtrat wird im Frühsommer entscheiden, ob die Anschlusskosten stärker subventioniert werden sollen, wie es die SPD fordert. Foto: Anand Anders

    Klimaneutralität bis 2035, das ist das Ziel der Stadt Schweinfurt. Vor allem die Heizungen in öffentlichen wie privaten Gebäuden müssen dafür klimaneutral werden. Der Ansatz dafür: Fernwärme aus dem Gemeinschaftskraftwerk GKS. Doch mehrere Bürger berichten nun von Angeboten durch die Stadtwerke, bei denen die Anschlusskosten so hoch sind, dass Fernwärme unattraktiv wird.

    Hingewiesen auf das Problem hat die SPD-Fraktion, die einen Antrag an Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) stellte, dass die Stadt die von den Stadtwerken festgesetzten Anschlusskosten stärker subventioniert. Bekannt sind drei Fälle, bei denen die Rede von Anschlusskosten zwischen 16.900 und 60.000 Euro war. Bis vergangenes Jahr gab es eine Anschluss-Pauschale von 2545 Euro.

    Im Hauptausschuss des Stadtrats stellte SPD-Stadtrat Ralf Hofmann bei der Vorstellung des Antrags fest, seine Fraktion habe "in ein Wespennest" gestochen. Denn: Es sei von weiteren Fällen berichtet worden, bei denen die Anschlusskosten für Fernwärme in Schweinfurt so hoch seien, dass eine Umstellung auf diese Heizungsform nicht wirtschaftlich sei und man sich meist wieder für eine Erdgas-Heizung entschied. Hofmann betonte: "Die Fernwärme sollte in Schweinfurt Priorität genießen. Die Bevölkerung braucht Planungssicherheit und Perspektiven."

    Betroffene empfinden Gespräche mit Stadtwerke zu Fernwärme als "Abratungsgespräch"

    Auch bei der Redaktion haben sich Betroffene gemeldet, die aber ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchten. In einem Fall in einem Stadtteil wurde von den Stadtwerken in einer Straße gegenüber dem infrage kommenden Gebäude eine Fernwärmeleitung verlegt. Die Diskussion mit Beratern der Stadtwerke erstreckte sich über Jahre. "Dass wir im Vorfeld der Verlegung von Fernwärme in der Nachbarstraße nicht angefragt wurden, hat erstaunt", so der Betroffene.

    Er hatte vor längerer Zeit bei einem anderen Haus im Bereich der Innenstadt einen Fernwärmeanschluss legen lassen, ist mit der Technik zufrieden. Doch nun empfand er im Gespräch mit den Stadtwerken die Kommunikation als "Abratungsgespräch". Erst nach mehrmaligem Nachfragen seinerseits habe er im Dezember 2023 eine konkrete Summe für die Anschlussgebühren genannt bekommen. Sie lautete: 60.000 Euro.

    In der Bauerngasse in der Schweinfurter Innenstadt haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr neue Fernwärmeleitungen verlegt.
    In der Bauerngasse in der Schweinfurter Innenstadt haben die Stadtwerke im vergangenen Jahr neue Fernwärmeleitungen verlegt. Foto: Anand Anders

    Wie diese Summe sich zusammensetzte, wurde ihm nicht erläutert, es gibt auch kein schriftliches Angebot. "Es geht um die Transparenz. Wie setzt sich der Preis zusammen?", so der Hausbesitzer, der sich nun, weil die bestehende Heizung erneuert werden musste, für eine Gas-Brennwert-Heizung entschied.

    Die von der SPD in ihrem Antrag angesprochenen Fälle liegen in der Krummen Gasse und der Rückertstraße. In einem Fall ging es um 16.900 Euro, in dem anderen um 24.000 Euro Kosten für die Anschlüsse.

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    Im Hauptausschuss des Stadtrats entwickelte sich bei dem Thema eine rege Diskussion. Stadtwerke-Chef Thomas Kästner ging auf die individuellen Fälle aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht ein, sondern gab einen grundsätzlichen Überblick über die Herangehensweise beim Thema Fernwärme. Den Fortschritt beim Ausbau sieht Kästner als "positiv". Man lege derzeit Wert auf Nachverdichtung des Netzes und habe durchaus Nachfrage von privaten wie gewerblichen Interessenten.

    Aber: "Die Baukosten sind massiv gestiegen", verweist Kästner auf ein Problem, das in den vergangenen Monaten den Ausbau des Netzes wie den Anschluss der Häuser extrem verteuerte. Jeder Fall sei anders, betonte Kästner, der auch darauf verwies, dass die in einem Infoblatt zu lesenden Anschlusskosten von 4000 Euro ein Durchschnittswert für den Standardanschluss in einem Neubaugebiet seien, der nicht für alle Anschlussnehmer gleichermaßen gelte.

    "Aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen werden die Anschlusskosten derzeit individuell ermittelt. Dabei werden den Kunden in Abhängigkeit von Anschlusslänge, Komplexität und erwarteten Wärmebedarf indikative Kosten mitgeteilt", heißt es von den Stadtwerken in der Sitzungsvorlage. Gerade in der Innenstadt seien aus verschiedenen Gründen höhere Kosten zu erwarten, zum Beispiel wegen der Leitungen im Untergrund. Wichtig sei auch, dass sich die Anschlussnehmer vor der Verlegung der Hauptleitung in der Straße für Fernwärme entscheiden, um kalkulieren zu können. Kästner verwies auch auf Fördermöglichkeiten durch den Bund sowie das Programm der Stadt Schweinfurt.

    Fraktionsübergreifende Forderung nach einer schnelleren kommunalen Wärmeplanung

    Ein wichtiges Thema in der Diskussion war auch die kommunale Wärmeplanung, die unter anderem Klaus Rehberger, Stefanie Stockinger-von Lackum (beide CSU), Johannes Petersen (SPD), Ayfer Rethschulte (Grüne) und Christiane Michal-Zaiser (proschweinfurt) so schnell wie möglich von der Verwaltung einforderten.

    Grundsätzlich hat die Stadt bis Mitte 2028 Zeit, eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen. Da offen ist, wie hoch die Förderung des Freistaates Bayern ausfällt, wurde keine Planung in Auftrag gegeben. "Die Wärmeplanung sollte unbedingt von der Stadt selbst vorangetrieben werden", betonte Stefanie Stockinger-von Lackum. Die Fernwärmeanschlüsse selbst seien der zweite Schritt.

    Die Stadt plant, das Thema Wärmeplanung und GKS aufzuarbeiten und im Gremium im Frühsommer noch einmal vorzustellen. Erst dann wird über den SPD-Antrag entschieden.

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