Bei der SPD waren am Sonntagabend durchweg ungläubige und entsetzte Gesichter zu sehen. „Das ist extrem enttäuschend und absolut frustrierend“, sagte Direktkandidatin Kathi Petersen im Landratsamt. Ihre Partei hätte eigentlich gehofft, nach den Umfrageergebnissen noch etwas zuzulegen. Mit dem desaströsen Ergebnis von unter zehn Prozent wird Petersen aller Voraussicht nach ihr Mandat im Landtag verlieren. „Mal sehen, ich warte die Ergebnisse noch ab, aber ich werde dann wohl nicht mehr dabei sein“, äußerte sie sich sichtlich betroffen.
„Einen großen Anteil an dem Ergebnis hat die Bundespolitik“, sagte Petersen. Sie habe vieles überlagert und man habe es nicht geschafft, klar zu zeigen, dass es nun um Landespolitik gehe. Die Streitigkeiten zwischen Union und SPD in Berlin hätten nun auch in Bayern viel angerichtet. Wenig später kam Petersen zur SPD-Wahlparty, die an diesem Abend selbsterklärend keine Party war.
Dort wurde sie dennoch mit einem aufmunternden Applaus von ihren Parteikollegen empfangen. „Bestell dir erstmal ein Bier“, sagte ein Gast im Restaurant Türmle. „An dir lag es nicht“, rief ihr Kerstin Westphal zu. Die Abgeordnete im Europaparlament wollte dennoch nichts beschönigen und zeigte sich ebenfalls ergriffen.
Letzter Point of Return
„Das ist Mist“, sagte Westphal, stellte aber gleichzeitig fest, dass das Wahlprogramm und die Personen grundsätzlich richtig gewesen seien. Die Kommunikation und die Außendarstellung der Partei müsse sich nun aber grundlegend ändern. Das bestätigte auch Ralf Hofmann, Vorsitzender der SPD-Stadtratsfraktion. „Wir haben eine Sprache gesprochen, die die Menschen nicht verstehen“, so Hofmann. Dies habe die Partei in die jetzige Situation manövriert. Er sprach vom „letzten Point of Return“, man müsse jetzt reagieren, „sonst gehts uns bald so wie in Frankreich“.
Landrat Florian Töpper kam später ebenfalls noch zur Wahlparty und versuchte erst gar nicht die Wahlergebnisse seiner Partei zu beschönigen. „So einen Denkzettel habe ich in 20 Jahren Politik noch nie erlebt“, sagte er. Es werfe viele Fragen auf, die nicht leicht zu beantworten seien. Die SPD dürfe sich aber nun nicht als Opfer sehen und sich auf kommunaler Ebene bewusst gegen die Extremen stellen. Auch er machte aber die Bundespolitik für das schlechte Wahlergebnis mitverantwortlich. „Da lege ich mich fest, anders lassen sich diese Ergebnisse wirklich nicht erklären.