Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Stadt Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten

Schweinfurt: Abtreibungen waren nicht das Problem: Erlöserschwestern wehren sich gegen Kritik an Krankenhaus-Schließung

Schweinfurt

Abtreibungen waren nicht das Problem: Erlöserschwestern wehren sich gegen Kritik an Krankenhaus-Schließung

    • |
    • |
    Das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt wird von den Erlöserschwestern zum Ende des Jahres geschlossen, da sie das Defizit dauerhaft nicht stemmen können. 800 Mitarbeitende verlieren ihre Arbeitsstelle.
    Das Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt wird von den Erlöserschwestern zum Ende des Jahres geschlossen, da sie das Defizit dauerhaft nicht stemmen können. 800 Mitarbeitende verlieren ihre Arbeitsstelle. Foto: Oliver Schikora

    Am 23. Juli gab die Kongregation der Schwestern des Erlösers aus Würzburg bekannt, dass sie das Krankenhaus St. Josef in der Schweinfurter Innenstadt nach 93 Jahren zum Jahresende schließen muss. Der Grund: Der Orden kann sich aufgrund der Unwägbarkeiten bei der Finanzierung der deutschen Krankenhäuser den Betrieb nicht mehr leisten. 800 Mitarbeitende müssen sich eine neue Betätigung suchen.

    Doch warum sind die Erlöserschwestern rund ein Jahr vorher aus der Kooperation mit dem Leopoldina-Krankenhaus ausgestiegen, dem sogenannten "Schweinfurter Modell"? Damals hatte der Orden "weltanschauliche Gründe" angegeben, warum ihm eine Zusammenarbeit mit dem Leopoldina-Krankenhaus unter einer Trägerschaft mit zwei Gesellschaftern nicht möglich sei.

    Angegeben als Beispiel für unterschiedliches Werteverständnis wurde damals das Thema Abtreibungen. Im Zuge der jetzigen Entscheidung, das Krankenhaus zu schließen, nachdem ein Verkauf an einen anderen Träger gescheitert ist, gab es unter anderem im Schweinfurter Ferienausschuss starke Kritik an den Erlöserschwestern.

    Die frühere Landtagsabgeordnete und SPD-Stadträtin Kathi Petersen brachte die Kritik so auf den Punkt: "Natürlich muss man als Kongregation die christlichen Werte hochhalten, aber man kann nicht die Binnenmoral gesellschaftlich verpflichtend machen." Gegen diesen Vorwurf wehrte sich der Geschäftsführer der Kongregation, Martin Stapper, vehement. Und der Orden veröffentlichte kürzlich diesbezüglich eine eigene Stellungnahme auf seiner Homepage, in der man sich explizit gegen die Kritik wehrt.

    Als katholisches Krankenhaus christlichen Werten verpflichtet

    Es sei bereits zu Beginn der Gespräche zum "Schweinfurter Modell" mit dem Leopoldina-Krankenhaus klar gewesen, "dass die Kongregation ein Ein-Träger-Modell nicht mitgehen kann", heißt es. Als katholisches Krankenhaus sei man christlichen Werten und dem Kirchenrecht verpflichtet.

    Auch der assistierte Suizid wäre, "sofern er gesetzlich verankert werden sollte, ein weiteres Ausschlusskriterium für uns als christliche Ordensgemeinschaft". Die Kongregation schreibt, die Stadt habe bestätigt, dass ein kommunaler Träger beispielsweise Schwangerschaftsabbrüche nicht ausschließen dürfe und auch deshalb sei das Zwei-Träger-Modell entwickelt worden, heißt es von Seiten des Ordens.

    Die Mutter Oberin der Erlöserschwestern, Schwester Monika Edinger, erklärt bei einer Pressekonferenz nach einem Krisengespräch mit der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach die Gründe für die Schließung.
    Die Mutter Oberin der Erlöserschwestern, Schwester Monika Edinger, erklärt bei einer Pressekonferenz nach einem Krisengespräch mit der bayerischen Gesundheitsministerin Judith Gerlach die Gründe für die Schließung. Foto: Martina Müller

    Als der von beiden Seiten beauftragte Professor Norbert Roeder in seinem medizinischen Gutachten erklärte, dass die Krankenhausversorgung in Schweinfurt langfristig nur mit dem Ein-Träger-Modell funktionieren kann, "haben wir uns im Oktober 2023 schweren Herzens entschieden, die Trägerschaft unseres Krankenhauses St. Josef an die Stadt Schweinfurt abzugeben, damit das 'Schweinfurter Modell' umgesetzt und damit die Gesundheitsversorgung langfristig gesichert werden kann", schreiben die Erlöserschwestern.

    "Das 'Schweinfurter Modell' ist nicht an der Frage der Schwangerschaftsabbrüche gescheitert."

    Stellungnahme der Erlöserschwestern

    Die Stadt sah sich allerdings aus finanziellen Gründen nicht imstande, das Krankenhaus St. Josef alleine zu übernehmen. Eine Risikoabwägung, die auch beim Bezirk Unterfranken eine Rolle spielte, der im Juli entschied, St. Josef nicht zu übernehmen.

    Finanzielle Rahmenbedingungen von Bund und Ländern zu unsicher

    Die Kongregation betont als Fazit: "'Das Schweinfurter Modell' ist nicht an der Frage der Schwangerschaftsabbrüche gescheitert oder an dem fehlenden Gesellschafteranteil der Kongregation, sondern daran, dass die derzeitigen und künftigen finanziellen Rahmenbedingungen von Land und Bund die sinnvolle Veränderung der Krankenhausstrukturen in und um Schweinfurt verhindern."

    Das Krankenhaus, in dem derzeit gut 150 von 272 Betten belegt sind, soll nach Aussage des Ordens bis Ende Dezember betrieben werden: "Nach wie vor sind wir gewillt, die uns anvertrauten Menschen bis zum Jahresende medizinisch optimal zu versorgen." Der Geschäftsführer des Leopoldina-Krankenhauses, Jürgen Winter, hat angekündigt, man werde alles tun, "um keine spürbare Versorgungslücke entstehen zu lassen".

    Im Leopoldina werden kurzfristig 80 Betten aufgebaut, in der Geomed-Klinik 20. Die Palliativstation am Josefs-Krankenhaus wird in den bestehenden Räumen vom Leopoldina übernommen, die Akut-Geriatrie zunächst in Gerolzhofen angesiedelt. Auch die Schülerinnen und Schüler der Krankenpflegeschule haben eine Perspektive.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden