Weil Müll stinkt und keine Zierde ist, hat der Mensch schon vor Jahrtausenden angefangen, diesen aus größeren Siedlungen mehr oder minder geordnet zu entsorgen.
Der römische Kaiser Vespasian (69 bis 79 nach Christus) kam auf die Idee, aus Unrat Geld zu machen, und führte die Latrinensteuer ein. Seither wissen wir, dass Geld – auch das aus der Abfallwirtschaft – nicht stinkt (pecunia non olet).
In späteren Jahrhunderten wurde und wird Abfall allenthalben am liebsten in großen Löchern versenkt. Nicht aber so im Landkreis Schweinfurt, der auf der Rothmühle ein Abfallwirtschaftszentrum betreibt, das neben Ausgaben auch Einnahmen und so unter dem Strich für den Bürger erfreulich günstige Müllgebühren produziert. Chef der Abfallwirtschaft mit 40 Mitarbeitern ist im Landratsamt Thomas Fackelmann, mit dem die Redaktion im Rahmen einer Serie über die Ämter und Aufgabenverteilung im Landratsamt sprach.
Fackelmann leitet einen Betrieb mit einem Jahresumsatz von 15 Millionen Euro, einen Betrieb, der bei der Biomüllvergärung Pionierarbeit leistet und der bei der Neuanlage von Deponieflächen die Folgekosten auf ein Minimum drücken will. Aus der Abfallbeseitigung ist längst eine Abfallverwertung geworden, in die der Bürger von Anfang an einbezogen ist. Vorbei sind die 1970er-Jahre, in denen die eine Mülltonne in den damals so beliebten Boxen aus Waschbeton verschwand. Heute stehen gleich vier Tonnen vor den Hauseingängen: die blaue Papiertonne, die braune Biomülltonne, die schwarze Restmülltonne und die gelbe Tonne für das Plastik (oder gelber Sack).
„Noch kommen wir damit aus“, sagt Fackelmann, der um den Wert der frühen Trennung beim Verbraucher weiß. Die Entwicklung bei der Abfallbewirtschaftung ist rasant. Immer mehr Wertstoffe sind aus dem Wohlstandsmüll herauszuklauben – etwa der Elektronikschrott.
Während Papier und Plastik nur alle vier Wochen abgefahren werden, lässt der Landkreis den Restmüll und die Bioabfälle alle 14 Tage leeren. Bei den Wertstoffen im gelben Sack (und gelbe Tonne) kommen anschließend bis zu zehn Systembetreiber (darunter der grüne Punkt) zum Zuge. Mit diesen verhandelt der Landkreis, um mit den Einnahmen die Müllgebühr für den Bürger gering zu halten.
Der Restmüll wird thermisch verwertet und wandert zur Erzeugung von Strom und Wärme auf die Roste des Schweinfurter Gemeinschaftskraftwerkes (GKS) am Hafenbecken, ehe die Rückstände aus der Verbrennung verwertet (etwa im Straßenbau) oder deponiert werden. Die organischen Abfälle kommen in die landkreiseigene Biomüllvergärung auf der Rothmühle. Auf der Kreisdeponie landet auch der Sperrmüll, den die Mitarbeiter von Thomas Fackelmann sortieren. Brennbares und Unverwertbares wird zum GKS gefahren.
Für Fackelmann sind die hohe Betriebssicherheit und die vorhandenen oder noch auszubauenden Deponieflächen auf der Rothmühle ein Pluspunkt für den Wirtschaftsstandort Landkreis Schweinfurt. Die Abfallverwertung und die Müllbeseitigung sei auf viele Jahre sicher – genauso wie der Grundwasserschutz auf der zentral gelegenen Deponie, so der Leiter der Abfallwirtschaft.

Und so sieht dieser die strengeren Vorschriften bei der Deponierung von Inertmaterialien gelassen. Als chemisch inert (untätig, unbeteiligt, träge) werden Substanzen bezeichnet, die etwa mit Luft oder Wasser nicht oder nur in verschwindend geringem Maße reagieren. Seit 2005 dürfen nur noch diese Abfälle auf Deponien abgelagert werden. Sondermüll hat auf der Rothmühle nichts zu suchen. Dieser muss an dafür geeigneten Sammelstellen abgegeben werden.
Lehm- und mineralische Schichten (an der Rothmühle natürlich gewachsen, verstärkt oder auch künstlich eingezogen) sowie ein ausgeklügeltes Drainagensystem garantieren einen guten Grundwasserschutz, so Fackelmann, weshalb sich Inertmaterial wie beispielsweise der Erdaushub mit kalkulierbaren Folgekosten lagern lasse. Und weil die Rothmühle kein Loch ist und auch kein Schuttberg werde, sondern der Abfall zu Hügeln aufgeschüttet und begrünt wird, laufe das Regenwasser gut ab und bedrohe auch ohne Sickerwasserreinigung das Grundwasser nicht.
Auf einem guten, wenn nicht auf einem hervorragenden Weg sieht Fackelmann die Biomüllvergärung, weil die stoffliche Verwertung der Abfälle eine weit sicherere Zukunft als Biogasanlagen habe, die landwirtschaftliche Produkte wie etwa Mais einsetzen.
Bestens angenommen wird der Wertstoffhof auf der Rothmühle. Jährlich sind über 35 000 „Kundenkontakte“ zu notieren. Strom, der beispielsweise bei der Umladestation zum Zerkleinern des Sperrmülls gebraucht wird, stammt aus der hauseigenen Photovoltaikanlage – oder aus der Biomüllvergärung. Nur wenn keine Sonne scheint und die Blockheizkraftwerke gewartet werden, muss die Rothmühle Energie aus dem Netz beziehen. Die Stromerzeugung ist deutlich höher als der Verbrauch, weswegen Strom für etwa 2000 Haushalte mehr in das Netz eingespeist als abgerufen wird. Geld wird auch mit dem Verkauf von Altholz verdient. Jährlich wandern bis zu 8000 Tonnen in die Spanplattenindustrie.
Bei den Ausgaben stehen die drei Millionen Euro für das Abholen des Mülls aus den Gemeinden ganz oben an. Diese Leistungen werden regelmäßig ausgeschrieben und an Fremdfirmen vergeben.