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Schweinfurt: Ärger mit dem Semesterticket: Warum FHWS-Studierende nicht gratis zwischen Würzburg und Schweinfurt pendeln können

Schweinfurt

Ärger mit dem Semesterticket: Warum FHWS-Studierende nicht gratis zwischen Würzburg und Schweinfurt pendeln können

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    Obaid Sultani studiert an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Schweinfurt und muss regelmäßig nach Würzburg pendeln. Weil das Semesterticket nicht im ÖPNV-Tarif enthalten ist, kostet ihn das monatlich eine Menge Geld.
    Obaid Sultani studiert an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Schweinfurt und muss regelmäßig nach Würzburg pendeln. Weil das Semesterticket nicht im ÖPNV-Tarif enthalten ist, kostet ihn das monatlich eine Menge Geld. Foto: Anand Anders

    Es könnte alles so schnell gehen: Wenn Obaid Sultani am Freitagvormittag um halb elf mit seinem vollgepackten Rucksack am Bahnsteig in Schweinfurt-Mitte auf den Regionalzug in Richtung Würzburg wartet, bräuchte der Student eigentlich nur kurz einzusteigen - in einer halben Stunde wäre er dann am Würzburger Hauptbahnhof. Doch die Realität sieht anders aus. Denn bevor der 23-Jährige den Zug überhaupt betreten darf, muss er vor jeder Fahrt ein Ticket lösen, um zu seinem Kurs zu gelangen.

    Obwohl Sultani als Student in einem Studiengang der Hochschule für angewandte Wissenschaften (FHWS) in Schweinfurt eingeschrieben ist, kann er mit seinem Semesterticket weder kostenlos noch vergünstigt zum anderen FHWS-Standort nach Würzburg fahren. Stattdessen zahlt er pro Fahrt eine stattliche Summe.

    Obaid Sultani zahlt 600 Euro pro Monat für seine Zugtickets

    "Ich bezahle pro Tag 25,60 Euro für die Hin- und Rückfahrt", rechnet Sultani im Gespräch mit dieser Redaktion vor. Dazu komme die Tageskarte für die Straßenbahn in Würzburg, um den zweieinhalb Kilometer langen Weg vom Hauptbahnhof bis zur Fachhochschule in der Münzstraße zurückzulegen. Kostenpunkt: 4,40 Euro. "Insgesamt sind es 30 Euro am Tag, die ich zahlen muss." Überschlägt man das Ganze, landet der Student im Monat bei 120 Euro, für das ganze Semester bei 600 Euro - nur für die Ticketgebühren.

    Kein unerheblicher Betrag für den 23-Jährigen, der bereits zwei Nebenjobs parallel zu seinem Vollzeitstudium hat. Obaid Sultani studiert im vierten Semester Technomathematik an der FHWS. Als ausgebildeter Pfleger arbeite er zusätzlich 40 Stunden im Monat in Krankenhaus St. Josef in Schweinfurt. Während der Pandemie seien noch einige Überstunden dazugekommen, sagt er.

    Normalerweise besucht der Student ausschließlich FH-Kurse in Schweinfurt. In diesem Semester ist jedoch ein Spanisch-Sprachkurs für sein geplantes Auslandssemester in Granada hinzugekommen - dieser findet in in Würzburg statt. "Der Kurs ist nicht zwingend, wird aber empfohlen", sagt Sultani. Zwar werde das Seminar auch in Schweinfurt angeboten, allerdings könne er es dort aktuell nicht belegen. "Ich besuche zeitgleich eine andere Pflichtveranstaltung, die sich nicht verschieben lässt."

    Der 23-Jährige lebt vom Bafög und seinen Nebenverdiensten als Pfleger und Studienbotschafter. Als letzterer informiert Sultani an einigen Tagen im Jahr auf Messen oder an Schulen über seine Hochschule und die Studiengänge. Nach Abzug von Miete, Zugtickets, Versicherungen, Lebenshaltungskosten und dem Semesterticket bleiben dem Studenten am Ende des Monats noch 300 Euro übrig.

    Es gibt keinen Tarifverbund zwischen Schweinfurt und Würzburg

    Der Grund, warum Studierende nicht mit ihrem Semesterticket umsonst zwischen Schweinfurt und Würzburg pendeln können, sei, dass es noch keinen Tarifverbund zwischen den beiden Städten gebe, erklärt Dirk Wapki, Pressesprecher der Stadtwerke Schweinfurt GmbH. Die Studierenden der FHWS in Schweinfurt könnten mit dem Semesterticket, für das sie 30 Euro zahlen, aktuell nur das Liniennetz von Stadt und Landkreis Schweinfurt vergünstigt nutzen. Das betreffe 34 Linien im Stadtgebiet und einige in stadtnahen Gemeinden des Landkreises.

    Insgesamt, so Wapki, reiche die Strecke auf einer Länge von rund 380 Kilometern von Hambach im Norden bis Gochsheim im Süden und von Kronungen/Kützberg im Nordwesten bis Schonungen im Osten. Die Bahnstrecke zwischen Schweinfurt und Würzburg gehöre aber nicht dazu. Da es jedoch keine direkte Busverbindung zwischen den Städten gibt, ist die Bahn mit rund einer halben Stunde Fahrtzeit die schnellste Verbindung im öffentlichen Nahverkehr.

    Würzburger Studierende können hingegen für 74,50 Euro pro Semester im gesamten Tarifgebiet des Verkehrsunternehmens-Verbunds Mainfranken (VVM) fahren. Das Gebiet umfasst in Unterfranken derzeit Stadt und Landkreis Würzburg sowie die Landkreise Kitzingen und Main-Spessart auf einer Fläche von rund 1000 Quadratkilometern und reicht bis nach Mittelfranken.

    Verkehrsverbünde und Kommunen arbeiten an einer Lösung

    Der VVM befinde sich deshalb seit vielen Jahren im Gespräch mit dem Studentenwerk, erklärt Susanne Blum, Pressesprecherin der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV). Voraussetzung für die Aufnahme des Schweinfurter Hochschulstandortes in den Verkehrsverbund Mainfranken sei jedoch "die Integration der Stadt und des Landkreises Schweinfurt samt der darin tätigen Verkehrsunternehmen in das Tarifgebiet des VVM".

    Auftraggeber und letztlich Betreiber des Verkehrsnetzes in und um Schweinfurt sind die Stadt und der Landkreis Schweinfurt. Dort scheint die Problematik bekannt zu sein. Melina Bosbach, Pressesprecherin des Landkreises, erklärt auf Anfrage, dass die Kommunen derzeit daran arbeiteten, die Stadt Schweinfurt und die Landkreise Schweinfurt, Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge zusammen mit dem derzeitigen Verkehrsverbund Mainfranken zu einem großen Verbund zu vereinigen.

    So würde der drittgrößte Verkehrsverbund Bayerns entstehen, schreibt Bosbach in einer Pressemitteilung. Ziel sei es, ab 2025 einen gemeinsamen Verbundraum mit einheitlichem Semesterticket zu schaffen.

    Pandemie verzögert den bürokratischen Prozess

    Um die notwendigen Vorarbeiten dafür zu leisten, starte ab 22. April für rund ein Jahr eine Verkehrserhebung in Bahnen und Bussen des zukünftigen Verbundgebietes, so Bosbach. Dies sei notwendig, um die Neuorganisation abschließen zu können.

    Auf die Frage, warum die bereits seit längerem geplante Integration ins Stocken geraten ist, führt Bosbach erschwerte Voraussetzungen durch die Corona-Pandemie auf. Eine Verkehrserhebung unter den lange vorherrschenden Bedingungen - mit Lockdown und anderen Corona-Regelungen - hätte zu keinem brauchbaren Ergebnisse geführt.

    Wird das Semesterticket für Schweinfurter künftig teurer?

    Durch eine Erweiterung des Verkehrsverbunds werde mit Sicherheit auch das Semesterticket künftig teurer werden, schreibt WVV-Sprecherin Susanne Blum. Wie teuer genau ließe sich zum aktuellen Zeitpunkt jedoch nicht sagen.

    Für Studierende wie Obaid Sultani dürften das dennoch gute Neuigkeiten sein. Nach seinem Abschluss in eineinhalb Jahren möchte der Student gerne seinen Master in Würzburg beginnen. "Wenn die Verbindung günstig und gut genug wäre, müsste ich nicht aus Schweinfurt wegziehen und könnte weiter hier neben meinem Studium arbeiten", sagt der 23-Jährige.

    Er hoffe zudem, dass es dadurch künftig zu einem stärkeren Austausch zwischen den Studierenden aus Würzburg und Schweinfurt komme. Hiervon würden sicherlich beide Standorte profitieren.

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