Als Sitzungspräsident Ludi Paul kurz vor 1 Uhr am Sonntagfrüh das letzte Helau in der Schweinfurter Stadthalle erschallen lässt, sind 500 Zuschauerinnen und Zuschauer von der Premiere der Schwarzen Elf begeistert.
Ein abwechslungsreicher närrischer Abend mit vielen Höhepunkten liegt hinter den mehr als 100 Aktiven auf und hinter der Bühne und den Gästen der Faschingsgesellschaft der Kolpingsfamilie Schweinfurt. Nach zwei Jahren mit eingeschränktem Frohsinn durch die Restriktionen der Pandemie drückt das Sessionsmotto genau das aus, was die Schweinfurter an diesem Abend wollen: "Jetzt rück mer zamm".
Schon vor dem Einmarsch des Elferrates macht Fabian Wahler deutlich, wohin die humoristische Reise geht. Im Wechsel zwischen leichtem Humor, karnevalistischem Tanz, begeisternder Artistik und großem politischen Narrenkino nimmt die Schwarze Elf ihr Publikum mit. Wahler erinnert daran, dass wir in einer Zeit zwischen Corona und Energiekrise leben: "Letztes Jahr sollten wir uns so oft es geht, die Hände waschen, jetzt dürfen wir nicht einmal mehr duschen". So funktioniert der Narrenspiegel, den die Karnevalisten im Fasching der Schwarzen Elf den Mächtigen immer wieder vors Gesicht halten. Dieser Humor, der deutlich macht, wo die Wurzeln der Narretei liegen, zieht sich durch den gesamten unterhaltsamen Abend.
Peter Kuhn kam als Faschingsprinz

Den meisten Applaus erntet Peter Kuhn. Der gestandene Büttenredner kommt zum närrischen Jubiläum 200 Jahre Karneval in Deutschland als Faschingsprinz auf die Bühne. Er findet deutliche Worte und vergleicht die Verantwortungsträger der Ampelkoalition mit dem Kölner Dreigestirn. Scholz, der Prinz mit dem schlumpfigen Grinsen, Habeck die Jungfrau, die oft nicht weiß, was ihr geschieht und Lindner, der Bauer mit der diesem Berufsstand zugewiesenen Schläue, mit der er aus massiver Neuverschuldung ein sogenanntes Sondervermögen macht. Helmuth Backhaus bekennt als Hausmeister, dass er seit vier Wochen kein Auto mehr fährt. Kein Verdienst der Regierung: "Die Idee kam aus Flensburg."
Die Kolpingsfamilie Schweinfurt schafft es immer wieder, Nachwuchskräfte in die Bütt zu stellen. So klärt die 14-jährige Maxim Modlinger darüber auf, wie die Generation Z tickt. "Bei meinen Klassenkameraden hängt der Modegeschmack meist noch tiefer als die Hosen", erläutert sie. Schon längere Zeit auf der Bühne ist der Weinprinz Marco Breitenbach. Er bekennt, dass im Wein die Wahrheit und im Glühwein die Erleuchtung zu finden sei.
Stadtgeschnatter von Franzi Klee und Louis Majewski
Beim Stadtgeschnatter von Franzi Klee und Louis Majewski wird von Skandalen im Rathaus, über chaotische Verkehrsmaßnahmen bis hin zur gestrichenen Landesgartenschau kein kommunaler Fettnapf ausgelassen. Ihre bittere Erkenntnis: "Über Franken lacht die Sonne, über Schweinfurt die ganze Welt." Manfred Göbel und Thomas Spath berichten von ihrem Hochsitz aus, was im Wald und auf der Heide geschieht und Doris Paul nimmt die Sammlerleidenschaft der Männer aufs Korn.

Auch der Gesang kommt bei dieser Faschingssitzung nicht zu kurz. Die "Klageweiber" ziehen alle Register, um die Männer schlecht aussehen zu lassen und Jonas Paul nimmt den Korruptionsskandal rund um die ehemalige Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Eva Kaili, vor die närrische Flinte. Sein eigener Text entschärft den umstrittenen Leyla-Song: "Die Präsidentin, die hieß Kaili, sie nimmt das Geld und find es geili."

Donnernder Applaus begleitet den Auftritt der Turnerinnen und Turner der Schwarzen Elf. Ihre Artistik vom Feinsten zu Rockabillyklängen der 50er-Jahre bringt gesamten Saal von den Stühlen. Eine andere Art von Beweglichkeit zeigt das Männerballett der Schwarzen Elf. Auch die gewichtigen Akteure verlassen unter großem Applaus der Bühne, deren Statik sie zuvor einer intensiven Prüfung unterzogen haben. Die künstlerische Gesamtleitung dieser Gruppen hat Ingrid Klier. Sie nimmt in diesem Jahr nach vielen Jahrzehnten des Engagements Abschied von der Bühne. Das Publikum dankt ihr mit lang anhaltendem stehenden Beifall.