Es wird ein spektakulärer Anblick werden: Der Betreiber des stillgelegten Atomkraftwerks Grafenrheinfeld (Lkr. Schweinfurt), Preussen-Elektra (eine Tochter des Eon-Konzerns), treibt seine Pläne weiter voran, in wenigen Jahren die weithin sichtbaren Kühltürme zu sprengen. Das unterstrich Werksleiter Bernd Kaiser bei einem so genannten "Kraftwerksgespräch" vor Kommunalpolitikern und Behördenvertretern. Bloß eines wollte sich Kaiser nicht entlocken lassen: Wann es soweit sein wird. "In nicht allzu ferner Zukunft", sagte er.
In weniger als vier Jahren
Kaiser verwies darauf, dass man sich Erfahrungen der Kolleginnen und Kollegen von EnBW zu Nutze machen wolle, die am 14. Mai 2020 die Türme des ehemaligen AKW Philippsburg (Lkr. Karlsruhe) per Explosion zum Einsturz gebracht hatten. Vier Jahre hätten die Vorbereitungen gedauert, so Kaiser: "Wir werden schneller sein." Das bedeutet: Die Kühltürme könnten 2023 oder 2024 fallen.
"Was ist da so kompliziert?", fragte sich Schweinfurts Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU). Die Abrissgenehmigung an sich sei unkompliziert, sagte Kaiser. Aber es sei eine Reihe von Nebenaspekten zu berücksichtigen. In unmittelbarer Nähe befinden sich zum Zeitpunkt der Sprengung noch das Reaktorgebäude und die beiden Zwischenlager für verbrauchte Brennstoffe bzw. für atomare Abfälle aus dem Rückbau des AKW. Zudem betreibt dort Tennet einen Netzknotenpunkt für das öffentliche Stromnetz.
Gutachten brauchen Zeit
Es müsse gewährleistet sein, dass bei der Sprengung diese Einrichtungen, zum Beispiel durch Erschütterungen, nicht beeinträchtigt würden. Dazu werde man entsprechende Nachweise und Gutachten beibringen müssen. Das dauere seine Zeit. Und da man den Zeitplan nicht alleine in der Hand habe, möchte er "keine Hausnummer" nennen, sagte der AKW-Chef. Seit einem halben Jahr beschäftige sich ein spezielles Projektteam mit den Planungen.
Abraummaterial bleibt zunächst liegen
Zumindest steht nach jetzigem Stand das weitere Vorgehen fest: Wenn die Kühltürme in sich zusammengesackt sind, wird das Abraummaterial in einem der tellerförmigen Böden der Türme gesammelt. Sie haben einen Durchmesser von 104 Meter. Dort passe es hinein, sagte Kaiser. Auch wenn die Bauwerke mit ihren 143 Metern Höhe wuchtig wirken, sind die Mauern nur zehn Zentimeter stark. Es falle vergleichsweise wenig Material an.
Beton und Baustahl sollen zunächst für mehrere Jahre vor Ort liegen bleiben. Bis das AKW soweit zurück gebaut ist, dass nur noch die rohbauartigen Gebäudehüllen stehen. Wenn sie abgerissen werden, soll dann auch der Abraum der Kühltürme entsorgt werden. Das soll 2035 der Fall sein.