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Weisbrunn/Euerbach: Alpaka-Touren, Wolle, Zucht: Zwei Höfe aus Unterfranken zeigen, wie man mit Alpakas gute Geschäfte machen kann

Weisbrunn/Euerbach

Alpaka-Touren, Wolle, Zucht: Zwei Höfe aus Unterfranken zeigen, wie man mit Alpakas gute Geschäfte machen kann

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    Alpakas sind in den vergangenen Jahren populär geworden. Mit der Zucht, geführten Touren und Wollprodukten werden gute Geschäfte gemacht.
    Alpakas sind in den vergangenen Jahren populär geworden. Mit der Zucht, geführten Touren und Wollprodukten werden gute Geschäfte gemacht. Foto: Anand Anders

    Eigentlich fing für Anja und Stefan Lipka alles mit dem Verkauf von selbstgebrannten Likören und Schnäpsen an. Doch seit 2011 sind es Alpakas, die das Leben des Ehepaares im beschaulichen Weisbrunn, Stadtteil von Eltmann in den nördlichen Ausläufern des Steigerwalds, bestimmen. Die Lipkas sind ein Beispiel dafür, wie mit Alpakas Hobby und Trend zu einem erklecklichen Nebenerwerb werden können.

    Denn die mit dem Lama verwandten Tiere stammen vom Ur-Kamel ab und haben in den vergangenen Jahren in Deutschland eine stattliche Fan-Schar um sich gesammelt. Auch in Mainfranken gibt es inzwischen zahlreiche Angebote rund um die flauschigen Tiere: unter anderem in Erbshausen-Sulzwiesen, Gützingen (beide Lkr. Würzburg), Werneck bei Schweinfurt, Grünsfeld (Main-Tauber-Kreis) und mitten in Würzburg gibt es Anbieter, die sich meist auf geführte Alpaka-Touren spezialisiert haben und mitunter auch mal in Altenheime oder Schulen gehen. Sogar Yoga auf einer Alpaka-Weide wird angepriesen.

    Wie es mit dem Alpakahof Lipka in Weisbrunn anfing

    Anja und Stefan Lipka packte in Weisbrunn in den Haßbergen schon 2009 das Alpaka-Fieber. Nach zaghaften Anfängen legten sie sich immer mehr Tiere zu und begannen 2011 einen Nebenerwerb. Der hat die beiden zu erfolgreichen Landwirten auf einem damals exotischen Weg gemacht hat.

    Alles vom Alpaka: Anja Lipka führt mit ihrem Mann Stefan in Weisbrunn (Lkr. Haßberge) einen Alpaka-Hof. Neben 200 geführten Touren pro Jahr macht die 42-Jährige auch mit Alpaka-Produkten in ihrem Dorfladen Geschäfte. 
    Alles vom Alpaka: Anja Lipka führt mit ihrem Mann Stefan in Weisbrunn (Lkr. Haßberge) einen Alpaka-Hof. Neben 200 geführten Touren pro Jahr macht die 42-Jährige auch mit Alpaka-Produkten in ihrem Dorfladen Geschäfte.  Foto: Jürgen Haug-Peichl

    Bis zu 100.000 Euro Umsatz pro Jahr ergebe die Alpaka-Zucht samt Gästeführungen plus Laden mit Alpaka-Produkten, schätzt Anja Lipka. Dieses Geschäftsmodell auf drei Säulen sollte von Anfang an behutsam wachsen: "Ich will nichts müssen", ist bis heute der Ansatz der 42-jährigen gebürtigen Weisbrunnerin.

    Im Alpakahof Lipka stehen mittlerweile 36 Tiere, darunter 15 Stuten und neun Fohlen. Ungefähr 200 geführte Spaziergänge macht Lipka im Jahr, die meisten Gäste kommen aus dem Raum Nürnberg, Bamberg und Kitzingen. 25 Euro pro Kopf zahlt man für zwei Stunden an der Seite der Alpakas. Mittlerweile laufe das Geschäft so gut, sagen die Hofbetreiber, dass sie eine Hilfskraft auf 450-Euro-Basis engagieren wollen.

    Stefan Lipka kümmert sich um die Zucht. Tagsüber arbeitet der 44-Jährige als Angestellter einer Sparkasse, nach Feierabend und an den Wochenenden schaut er nach den wertvollen Tieren. Für ihn sei das viel Balsam für die Seele, viel Entspannung, sagt er.

    Anja Lipka hat eine Teilzeitstelle, ebenfalls bei einer Sparkasse. Neben den Alpaka-Führungen betreibt sie den Laden im Erdgeschoss des Wohnhauses, seit kurzem wird er ergänzt durch einen Online-Shop. Decken, Mützen, Schals, Socken und Plüschtiere beherrschen das Sortiment – alles aus Alpakawolle. 

    Was auf dem Lipka-Hof mit der Alpaka-Wolle geschieht

    Ein Teil davon kommt aus eigener Produktion. Einmal im Jahr schert Stefan Lipka die Tiere, dann fallen 60 bis 70 Kilo Wolle zum Verarbeiten an. Sie werde allein für die in ihrem Laden angebotenen Bettdecken verwendet, sagt Anja Lipka. Die anderen Alpaka-Produkte kaufe sie im weiteren Umkreis von diversen Familienbetrieben zu, die sich ebenfalls auf die Tiere spezialisiert haben: "Man kennt sich", sagt die Weisbrunnerin, zum Beispiel von Messen. Manche Zulieferer hätten gute Verbindungen nach Peru haben, sozusagen dem Stammland der Alpakas.

    "Das ist die Kehrseite."

    Alpaka-Hofbetreiberin Anja Lipka über die Tatsache, dass sie kaum Urlaub nehmen kann

    Rechtlich gesehen läuft der Alpakahof der Lipkas als landwirtschaftlicher Betrieb. Zeitlich gesehen auch: Höchstens eine Woche Urlaub im Jahr mit den drei Kindern sei drin, eher mal drei oder vier Tage, sagt Anja Lipka. "Das ist eben die Kehrseite." 

    Gerade schmieden die Lipkas Pläne, wie es mit dem Alpaka-Nebenerwerb weitergehen kann. Sie wolle in absehbarer Zeit in tiergestützte Therapien einsteigen, kündigt die 42-Jährige an. Bislang seien Einzelpersonen, Familien, Betriebe und Vereine das Klientel bei den geführten Alpakatouren. Gegenüber ihrer Wohnung mit dem Laden steht ihr gut erhaltenes Elternhaus. Es war einmal ein Gasthof. Vielleicht, sagt Anja Lipka, gibt es dort mal irgendwelche Events rund um Alpakas.

    Spezialist für Zucht: Jochen Fuchs-Madinger setzt in Euerbach auf Arterhalt

    Neben Touren mit Alpakas ist auch die Zucht der Tiere ein attraktives Geschäft geworden. Ein Beispiel aus Euerbach im Landkreis Schweinfurt zeigt, dass es dabei um viel Geld geht: "Ich habe schon Anfragen nach Jungtieren, die noch gar nicht geboren sind", sagt Jochen Fuchs-Madinger. Der 39-Jährige hat sich auf die Zucht der Tiere spezialisiert und macht bewusst keine geführten Touren oder andere populär gewordene Angebote. Ihm kommt es auf geordneten Arterhalt an.

    Ein Herz für Alpakas: Jochen Fuchs-Madinger  züchtet in Euerbach (Lkr. Schweinfurt) die wolligen Verwandten der Lamas. Ein Nebenberuf, in dem es um stattliche Summen geht.
    Ein Herz für Alpakas: Jochen Fuchs-Madinger züchtet in Euerbach (Lkr. Schweinfurt) die wolligen Verwandten der Lamas. Ein Nebenberuf, in dem es um stattliche Summen geht. Foto: Anand Anders

    Angefangen hat alles mit jener Liebe auf den ersten Blick, die vielen Alpaka-Fans nachgesagt wird. 2013 auf einem Weihnachtsmarkt in Österreich habe er zum ersten Mal den langhalsigen Tieren in die prägnanten Augen gesehen, erinnert sich der Euerbacher. "So ein Tier will ich haben", sagte er damals. Heute stehen auf den insgesamt ein Hektar großen Weiden rund um den Ort 20 Alpakas, darunter vier Zuchthengste.

    Wie die Alpaka-Zucht im Nebenjob funktioniert

    Mit der Landwirtschaft seiner Großeltern groß geworden, traut sich der Euerbacher den artgerechten Umgang mit Tieren schon lange zu. Vor den Alpakas hatte er mal Ziegen, neben der Weide der Zuchthengste tummeln sich heute Hühner. Auch für  Fuchs-Madinger sind die Alpakas Nebenerwerb, halbtags ist er in der auf Materialprüfung spezialisierten Firma seines Ehemannes Oliver Madinger tätig. 

    Die Zucht sei als landwirtschaftlicher Betrieb angemeldet, er selbst Mitglied im Bauernverband, sagt der 39-Jährige. Wie viel Umsatz genau er pro Jahr mit seinem beruflichen Hobby macht, könne er aus dem Stand nicht sagen. Jedenfalls geht bei Alpakas viel Geld über den Tisch. Seine ersten beiden Tiere habe er für jeweils 2500 Euro erworben, erinnert sich Fuchs-Madinger. Heute bringe es ein junger, für 10.000 Euro gekaufter Zuchthengst beim Weiterverkauf auf 20.000 Euro. Und wer eine Stute bei einem externen Züchter decken lasse, zahle dafür im Schnitt 2000 Euro.

    Nischenmärkte rund um die Alpaka-Zucht

    Die Wolle verkauft der 39-Jährige an das Öko-Unternehmen Grüne Erde in Österreich. Für eine Winter-Bettdecke aus Alkapawolle zahlt man dann etwa 600 Euro, die Preise für Alpaka-Pullis und -Jacken liegen bei 130 bis 250 Euro. Dass die Zucht in unseren Breitengraden ein beachtliches Geschäft geworden ist, bestätigt auch Oliver Madinger, der seinem Mann hilft: "Man könnte davon leben." Aber das wollten sie nicht, es gehe ihnen allein um die perfekte Zucht – und das wiederum "nicht einfach des Vermehrens wegen", wie Fuchs-Madinger sagt.

    Alpakas sind in den vergangenen Jahren populär geworden. Mit der Zucht, geführten Touren und Wollprodukten werden gute Geschäfte gemacht.
    Alpakas sind in den vergangenen Jahren populär geworden. Mit der Zucht, geführten Touren und Wollprodukten werden gute Geschäfte gemacht. Foto: Anand Anders

    Er achte beim Kauf von Zuchthengsten genau auf die Kräuselung, die Farbe und die Qualität des Vlieses, wie das Haarkleid genannt wird. Auch der Stand des Tieres, die Halslänge und die Form der Schnauze seien relevant. Im Moment ganz besonders: Alpakas mit Stupsnasen seien außerordentlich begehrt.  

    Für einen guten Hengst fährt der Euerbacher schon mal 300 Kilometer weit. Und um die Qualität seiner Zucht halten zu können, schickt Fuchs-Madinger einmal im Jahr von jedem Tier eine Wollprobe zur Analyse in ein Labor. Das sei schon deshalb wichtig, weil die Vlies-Qualität mit zunehmendem Alter des Tieres nachlasse. Und das wiederum wirke sich auf die Zucht aus.

    Wissenswertes rund um AlpakasIn Südamerika wurden die mit Kamel und Lama verwandten Alpakas vor gut 3000 Jahren gezähmt und zum Haustier gemacht. Sie werden bis zu 25 Jahre alt und bis zu 80 Kilo schwer.  Alpaka-Wolle gilt als geschmeidig und gut hautverträglich. 2019 schätzte der Tierschutzbund, dass in Deutschland 15.000 Lamas und Alpakas lebten.Zucht: Wie viele Züchterinnen und Züchter von Alpakas es in Deutschland gibt, ist laut Alpaka-Zuchtverband Deutschland (AZVD) nicht bekannt. Er führt auf seiner Internetseite 62 Mitglieder auf, darunter viele professionelle Zuchthöfe. Bei der Zucht geht es um stattliche Beträge: So werden für den Kauf eines jungen Zuchthengsts schon mal bis zu 10.000 Euro verlangt. Stuten sind günstiger. Bei speziellen Prüfungen wird festgelegt, welche Tiere für die Zucht geeignet sind.Haltung: Alpakas seien keine reinen Kuschel-, sondern Herdentiere, lautet der Hinweis des AZVD. Sie sollten deshalb nie alleine gehalten werden. Alpakas bräuchten viel Platz für den Auslauf. Unter www.azvd.de gibt der Verband Tipps rund um die Haltung. Wer auch nur ansatzweise Alpakas gewerblich hält, muss laut Tierschutzgesetz seine Qualifikation per Sachkundenachweis erbringen. Das ist beim zuständigen Veterinäramt zu regeln.aug

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