Malerisch, großzügig, zum Wohlfühlen: Attribute, die einem beim Betreten des Dreiseithofs mitten in Sulzheim durch den Kopf schießen. In ein Schmuckstück haben Markus und Judith Kleinheinz das einst leerstehende Anwesen verwandelt, in jahrelanger Arbeit und mit viel Sinn für Ästhetik, Geschichte und Nachhaltigkeit. Ihr Engagement würdigte der Landkreis Schweinfurt mit dem Gestaltungspreis "Punctum".
Die Ortskerne lebendig zu halten, Flächen zu sparen und eine Innenentwicklung zu fördern, hat sich der Landkreis auf die Fahnen geschrieben. Vier besonders gelungene Bau- und Sanierungsprojekte erhielten deshalb Ende 2023 den Gestaltungspreis, um anderen Bauwilligen Mut zu machen, in die Kernorte zu investieren.

Mut und ausdauernde Energie bewiesen auch Markus und Judith Kleinheinz, die 2004 das Gehöft neben dem Hof der Schwiegereltern kauften und von 2005 bis 2010 zunächst das Wohnhaus umbauten. "Wir haben etwas gesucht, wo wir Platz haben. Ein Haus im Neubaugebiet, das wäre nichts für uns gewesen", meint der Bauherr.

Sein Blick wandert in den weiten Hofbereich, in dem das Wohnhaus mit seinem hellen Gelb, grünen Fenstern sowie grauer Holzverschalung im ersten Stock besticht. Anstelle des ehemaligen Kuhstalls ist – im alten Stil – eine Garage angebaut. Das Gebäude des früheren, jetzt sanierten Schweinestalls fügt sich im rechten Winkel an. Eine malerische Scheune schließt den Hof mit den alten Pflaster- und Sandsteinen sowie den verkleinernden Grüninseln ab.
Aus alt mach neu: Das Material der neuen Scheune ist fast bis zu 100 Prozent recycelt
Für seine Töchter Frieda, Regina und Johanna war das Anwesen schon zu Bauzeiten ein prächtiger Ort zum Spielen. Was heute das große Spielhaus über dem Sandbereich gleich neben dem Hoftor demonstriert. "Alles aus alten Materialien", sagt Markus Kleinhenz lächelnd und deutet auf die Bretter, Leitern und Tonziegel.

Das Gleiche gilt für die Scheune, heute Lager- und Feierraum. Sie wirkt alt, ist aber doch 2016 bis 2017 neu gebaut worden, ausschließlich mit gebrauchten Ziegelsteinen, Hölzern, Toren, Fenstern und Sandsteinplatten. "Nur das Grundgerüst hat die Zimmerei mit neuen Balken errichtet". Die vorherige, größere Scheune war dermaßen marode, dass sie 2015 eingerissen wurde. Selbst die Materialien waren nicht zu verwenden. "Wir haben alles aus anderen Abbruchgebäuden hergeschafft", erzählt Markus Kleinhenz, "nachhaltig eben".
"Wir haben viel Zeit investiert, um uns zu informieren."
Bauherrin Judith Kleinhenz über ihren Anspruch, den Hof ökologisch zu sanieren
Zugute kamen dem IT-Spezialisten und der Augenoptikerin, dass sie gut vernetzt sind in ihren Heimatdörfern Sulzheim und Alitzheim, so dass sie schon zum Materialtransport auf entsprechende Fahrzeuge zurückgreifen konnten. Und dass sie bei Freunden und Familie Lagerplatz für das Baumaterial bekamen. "Ohne das wäre es nicht gegangen", weiß der Bauherr.
Familie Kleinhenz setzte auf eine ökologische Sanierung
Eigenleistung, wo immer möglich, stand schon am Anfang, als das etwa 100 Jahre alte Wohnhaus entkernt, Wände versetzt, und das Gebäude gedämmt werden musste. "Wir haben viel Zeit investiert, um uns zu informieren", erklärt Judith Kleinhenz. Schließlich wollten sie eine ökologische Sanierung, wollten Naturmaterialien wie Kalk- und Lehmputz, Schilfrohrmatten und Holzfaserdämmplatten verwenden.

Statt mit Bauschaum etwa beim Einbau der Fenster und Türen stopften sie mit Hanf die Lücken zu. "Es war gar nicht so leicht, Handwerker zu finden, die sich mit alter ökologischer Bauweise auskannten", denkt ihr Mann zurück.
Holz liefert Wärme, Photovoltaik und Solar liefern Energie
Wichtig war dem Paar, energetisch sinnvoll zu bauen. Eine Holzheizung sorgt für Wärme, ein gemauerter Grundofen im Wohn- und Esszimmer versorgt das Erdgeschoss. Mit einer Photovoltaikanlage auf dem rückwärtigen Scheunendach wird Strom erzeugt, der gespeichert wird. Eine Solaranlage sorgt für Warmwasser und eine Regenwasserzisterne ist für die Toilettenspülung und Gartenbewässerung eingebaut.

Um im Haus mehr Platz zu gewinnen, verlegte das Paar das Treppenhaus von der Hausmitte an die östliche Hausseite. Alte, aufbereitete Balken tragen jetzt die Holzstufen. Der Vorraum daneben, wo einst die Futterkammer als Übergang vom Wohnhaus in den Kuhstall lag, ist heute ein geräumiger Eingangsbereich.

Hier weist eine aus alten Ziegeln vorgemauerte Wand mit eingebauter Garderobe auf den ehemaligen Stall hin, der wegen schlechter Substanz nicht erhalten werden konnte und 2008 durch einen Neubau – als Garage und Heizraum – ersetzt wurde. Im stilechten, neuen Garagenschiebetor deutet ein Schlitz auf ungewöhnliche Bewohner hin: Fledermäuse haben den Anbau zum Heim erklärt und können hier ein- und ausfliegen.
"So ein Projekt ist eine Herausforderung, man muss schon der Typ dazu sein."
Bauherr Markus Kleinhenz
"Wir haben natürlich auch weniger schöne Überraschungen erlebt", denkt Markus Kleinhenz zurück. Etwa, als beim Putzabklopfen gleich eine ganze Innenwand zusammenbrach. Oder als beim Herausreißen des alten Fußbodens die Kellerdecke durchstoßen wurde. Oder wie schwierig es war, einen 13 Meter langen Scheunenbalken als Unterzug ins Wohnzimmer einzuziehen.

"So ein Projekt ist eine Herausforderung, man muss schon der Typ dazu sein", meint der Bauherr. "Es ist sehr individuell, das macht's aber auch spannend", ergänzt seine Frau.