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SCHWEINFURT: Alte Kneipeneinrichtung retten

SCHWEINFURT

Alte Kneipeneinrichtung retten

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    Eine Mischung aus schmuddelig und originell: Das Tapas, einst Wilder Mann. Viele Gäste  und Musiker hoffen, dass möglichst viel erhalten bleibt und nicht durch die Sanierung verloren geht.
    Eine Mischung aus schmuddelig und originell: Das Tapas, einst Wilder Mann. Viele Gäste und Musiker hoffen, dass möglichst viel erhalten bleibt und nicht durch die Sanierung verloren geht. Foto: Foto: Hannes Helferich

    Wegen ihrer lebendigen Kneipenwelt ist sie einst „Bluesmeile“ genannt worden. Zuletzt ist es allerdings stiller geworden, um die Bauerngasse. Das, weil einige Kneipen dicht gemacht haben, andere, wie das Tapas, im Zuge der geplanten Altstadtsanierung schließen müssen.

    Jetzt, zum Tapas-Ende hin, haben sich zwei Initiativen formiert, die zuvorderst das Interieur der Gaststätte erhalten wissen wollen. Es kursieren Unterschriftenlisten mit dieser Forderung, die bereits weit über 200 Tapas-Kneipenfreunde unterzeichnet haben.

    Kultstatus

    Doch der Reihe nach. Kurt Rinneberg übernahm die Gaststätte 1996 mit Lebensgefährtin Angela Powell, die jeder nur als „Valerie“ kennt. Aus dem Wilden Mann, der Schweinfurter Live-Musik-Geschichte schrieb, wurde das Tapas, auf deutsch „Töpfchen“. Es behielt auch unter dem neuen Namen den Kultstatus. Das wiederum lag an Rinneberg und Powell, die innen viel „Wilder Mann“ ließen und weiter auf Livemusik setzten. „Das Flair und das Schmuddelige, das macht es aus“, sagt ein Musiker.

    Immer donnerstags und oft vor Feiertagen spielen Bands aller Genres mächtig auf, im Tapas, das längst kein Geheimtipp mehr ist. „Wir sind für die fränkische Musikszene ein Zuhause, und Musikbühne für Künstler aus der ganzen Welt“, sagt Mike Feuss, der ehrenamtlich seit acht Jahren die Auftritte organisiert. 400 Konzerte mit vielen 100 Musikern rechnete er für die Zeit allein seit 2002 vor.

    Vor gut zwei Jahren kaufte nun die Stadt das Gebäude mit dem Ziel, es – als Gaststätte – zu sanieren, danach wieder einen Wirt zu finden, was im Übrigen für weitere Häuser in der Bauerngasse gilt. Das Konzept der „Altstadtsanierung Neue Gasse“ sieht nämlich vor: Das Wohnen hat Vorrang in der Parallelstraße „Neue Gasse“, in der Bauerngasse soll die Gastronomie gestärkt werden.

    Gebäudesanierung steht an

    Um aber sanieren zu können, müssen Rinneberg/Powell raus. Sie wissen das längst. Ihr Vertrag endete im März, wurde zuletzt stillschweigend verlängert, und Baureferent Jochen Müller erfüllt nun sogar spontan den Wunsch der Wirte und von Feuss, bis einschließlich dem Honky-Tonk-Kneipenfestival Mitte Juli weitermachen zu dürfen. „Uns kommt es doch nicht auf zwei Wochen an“, sagt Müller.

    Noch in Unkenntnis dieser unbürokratisch erteilten Zusage, deklarierten die Tapas-Verantwortlichen die April-Konzerte aber als die letzten: keine Musikbühne mehr, eine Kultkneipe verschwindet. Das machte die Runde unter vielen hundert „letzten Gästen“ und in der Musikszene, mit dem Ergebnis der zwei Initiativen. Ihre Ziele: Interieur möglichst erhalten und: „Wir wollen eine Musikbühne.“

    Auch Rinneberg/Powell und Feuss wünschen sich, dass der Wilde Mann/Tapas-Charme erhalten bleibt. Insgeheim vielleicht sogar, dass sie als Team dort wieder einziehen.

    Baureferent Müller wiederum ist im Prinzip gar nicht so weit entfernt von Wirt, Musikus Feuss und den Unterschriftensammlern. Das Haus – übrigens kein Einzeldenkmal – müsse allerdings generalsaniert werden, weil es in seiner Grundsubstanz kaputt ist. Man sei hier und auch bei anderen Häusern in der Bauerngasse auf der Suche nach Investoren.

    Müller bestätigte das Sanierungsziel mit möglichst vielen Kneipen in der Bauerngasse. Speziell zum Thema Tapas meinte er, dass das, was an Innenleben zu retten und wieder verwendbar sei, zwischengelagert, bei Bedarf saniert und später möglichst wieder eingebaut werden soll. Wenn die Kneipe eines Tages „wieder in der Form wie heute aussieht“, würde er das nur begrüßen, sagte Müller.

    Rinneberg, Powell und Feuss suchen für die Zeit ab Juli eine neue oder eben Übergangs-Bleibe. „Wir wollen weiter eine Musikkneipe betreiben“, sagt Rinneberg. Sein Traum wäre, eines Tages wieder im neuen Tapas oder Wilden Mann aufzuschlagen. „Das Publikum muss zur Kneipe passen und umgekehrt, und das war hier der Fall“, meint Feuss.

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