Es hatte sich gelohnt für Roland Kneuer, dass er nach seiner Berufsausbildung und einiger Zeit der Beschäftigung noch ein Studium draufgesattelt hatte. Als Wirtschaftsinformatiker bot ihm die FAG Kugelfischer 1983 einen interessanten und gut dotierten Arbeitsplatz. Auch die Ausgliederung der EDV aus dem „Kufi“ und deren Übernahme durch IBM rund zehn Jahre später beunruhigte den heute 54-Jährigen damals nicht besonders. Schließlich wurde dem Schweinfurter IBM-Ableger stets gute Produktivität bescheinigt, der Standort schien sicher.
Die weitere Entwicklung ist bekannt. Überraschend legte der IT-Weltkonzern die Schweinfurter IBM Business Services zum 31. September 2005 still und transferierte die Dienstleistung ins billigere Ausland. Über 300 Mitarbeiter mussten sich neue Arbeit suchen. Roland Kneuer war einer von ihnen. „Meine jüngeren Kolleginnen und Kollegen taten sich natürlich wesentlich leichter“, sagt er. Als damals fast 53-Jähriger habe er es trotz vieler Bewerbungen nicht einmal zu Vorstellungsgesprächen geschafft.
Für zwei Jahre würde sein Lebensunterhalt durch das Arbeitslosengeld gesichert sein – wenn auch auf erheblich niedrigerem Niveau. Aber was dann? Die Lücke bis zur Rente war viel zu groß, Kneuer brauchte unbedingt wieder einen Arbeitsplatz. Aufgeben kam also nicht in Frage. Der Münnerstädter schrieb fleißig weiter Bewerbungen, erkundigte sich regelmäßig bei seiner zuständigen Agentur für Arbeit in Bad Kissingen nach offenen Stellen, suchte auch im Internet auf der Seite der Arbeitsagentur.
Ende April 2007 dann stieß Kneuer auf ein Stellenangebot des Leopoldina-Krankenhauses in Schweinfurt, ein Softwarebetreuer wurde gesucht. Er bekam das Angebot, ab 1. Juni beim „Leo“ als Softwarebetreuer zu beginnen – zunächst befristet auf ein Jahr. Einen Haken hatte die Sache allerdings: Der Verdienst war erheblich niedriger als bei seiner vorherigen Beschäftigung – sogar noch unter dem Arbeitslosengeld I, das er bekam und das noch eine ganze Zeit lang laufen würde. „Da kommt man schon ins Grübeln“, sagt Kneuer.
Der Informatiker besprach die Sache mit seiner Arbeitsvermittlerin, die auch prompt eine Lösung hatte: „Entgeltsicherung für ältere Arbeitnehmer“ heißt die Leistung der Agentur für Arbeit, die Roland Kneuer angeboten werden konnte: Arbeitslose, die das 50. Lebensjahr vollendet haben und ihre Arbeitslosigkeit durch die Aufnahme einer gegenüber ihrer bisherigen Tätigkeit geringer entlohnten Beschäftigung beenden, erhalten im ersten Jahr 50 Prozent der monatlichen Differenz des Nettoverdienstes als Zuschuss. Außerdem wird ein zusätzlicher Beitrag zur Alterssicherung entrichtet.
Da gab es nicht mehr viel zu überlegen, Kneuer nahm die Stelle an. Es sei auch riskant, zunächst den Arbeitslosengeldanspruch möglichst lange ausreizen zu wollen, denn diese Leistung werde nur gezahlt, wenn noch ein Anspruch auf Arbeitslosengeld von mindestens 120 Tagen besteht, heißt es seitens der Arbeitsagentur. Bei älteren Arbeitslosen oder von Arbeitslosigkeit Bedrohten sei dies aber noch zu wenig bekannt, ebenso bei potenziellen Arbeitgebern.
Der Hinweis auf die Entgeltsicherung könne im Bewerbungsgespräch ein entscheidender Impuls sein, so die Arbeitsagentur. Wichtig sei, dass diese Leistung vor der Aufnahme der neuen Beschäftigung beantragt wird. Sie könne insgesamt für zwei Jahre gezahlt werden, im zweiten Jahr aber nur noch in Höhe von 30 Prozent der Differenz. Auch Roland Kneuer wird davon profitieren, sein Arbeitgeber hat ihm eine Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr angeboten. Er hofft natürlich, dass dann nicht Schluss ist, sondern dass er einen unbefristeten Vertrag bekommt.
Entgeltsicherung
Informationen über die Anspruchsvoraussetzungen gibt es im Internet unter www.arbeitsagentur.de > Bürgerinnen & Bürger > Finanzielle Hilfen > Beschäftigung Älterer oder telefonisch unter Tel. 01801/555 111 (3,9 Cent/min aus dem Festnetz der Deutschen Telekom, bei Mobilfunk abweichende Tarife).