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Schweinfurt: Atelierbesuch bei Steff Bauer: Wenn Stein zu Haut wird

Schweinfurt

Atelierbesuch bei Steff Bauer: Wenn Stein zu Haut wird

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    Malen ist auch eine Leidenschaft der Bildhauerin Steff Bauer. Manch eine der Zeichnungen wurde eine Skulptur: Wie ihr Hund Watzmann, rechts oben neben dem Frauenakt.  
    Malen ist auch eine Leidenschaft der Bildhauerin Steff Bauer. Manch eine der Zeichnungen wurde eine Skulptur: Wie ihr Hund Watzmann, rechts oben neben dem Frauenakt.   Foto: Anand Anders

    Wenn Steff Bauer über Steine spricht, hat man das Gefühl, sie spricht über etwas Lebendiges. Sie kommt ins Schwärmen, wenn sie einen Sandstein beschreibt, der poliert wurde, mit Hand, natürlich: "Das fühlt sich an wie Haut". Das Polieren ohne Maschine dauert übrigens fast so lange wie die eigentliche Skulptur zu schaffen. Aber für Steff Bauer gehört das einfach dazu. Sie mag keine halben Sachen. 

    Atelier in der ehemaligen Nudelfabrik 

    Ein Block birgt die Form schon in sich, die eine Skulptur haben wird, sagt die Bildhauerin. In ihrem Atelier in der Friedhofstraße, einer ehemaligen Nudelfabrik, liegt seit einiger Zeit ein Brocken aus Burgpreppacher Sandstein.  "Der Stein wurde auch für den Reichtstag in Berlin verbaut."  Aus dem Block wird eine Skulptur für eine Ausstellung der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens. Titel: panta rhei, alles fließt.  

    Aus dem Block links wird die Skulptur panta rhei, alles fließt, entstehen. Im Hintergrund Narziss.
    Aus dem Block links wird die Skulptur panta rhei, alles fließt, entstehen. Im Hintergrund Narziss. Foto: Anand Anders

    Steff Bauer mag es, wenn ein Stein, aus dem ein Kunstwerk werden soll, schon da ist, auch wenn sie an einem anderen Projekt arbeitet. Sie bekommt dann ein Gefühl für Form und Materie. "Ich schleiche seit Tagen um ihn rum, damit ich ihn kennenlerne". Erst kommt der Inhalt, dann der Titel. Wer vor dem Stein steht, ihn mit ihren Augen seht, entdeckt auch gleich die drei Figuren, die in ihm liegen. 

    Steff Bauer hat schon mit der Arbeit an "panta rhei" begonnen.
    Steff Bauer hat schon mit der Arbeit an "panta rhei" begonnen. Foto: Anand Anders

    Das Video zeigt den Kreuzweg von Breitbrunn, eine Arbeit von Steff Bauer.  

    Die drei Figuren muss Steff Bauer jetzt raushauen. "Wegnehmen liegt mit mehr, als hinzufügen", hat sie beobachtet. Deswegen ist Ton kein Material für sie. Stein ist ihre Welt. Auch wenn das seinen Tribut fordert. Die Arbeit ist körperlich anstrengend. Schleppen, wuchten, schweres Gerät bedienen in schwieriger Haltung: Bandscheibenvorfälle waren die Konsequenz. Deswegen überlegt Steff Bauer, vielleicht auch wieder mit der Malerei anzufangen,  ihrer ersten künstlerischen Leidenschaft. Wer sie in ihrem Atelier besucht, bleibt auch erstmal an der Wand mit den Zeichnungen und Skizzen hängen. 

    Das wird einmal Oma Vroni, Teil einer Skulpturengruppe für Grafenrheinfeld. 
    Das wird einmal Oma Vroni, Teil einer Skulpturengruppe für Grafenrheinfeld.  Foto: Steff Bauer

    Die Bilder an der Wand sind gegenständlich, wie ihre Skulpturen. Abstrakt ist nicht ihre Welt. Sie hat eine Steinmetz-und Bildhauerlehre gemacht, nicht Kunst studiert. Klar, es gibt Menschen, die ihre Arbeiten in die Schublade handwerklich stecken. Das macht ihr nichts mehr aus. "Ich weiß, was ich kann, das macht mir Spaß." Wenn ich ein Thema habe, das ich ausdrücken will, reicht mir Abstraktion nicht. Auch wenn Steff Bauer  in Ausstellungen und Museen unterwegs ist, spricht sie eher das Gegenständliche an.

    Man kann sich daher  herrlich mit ihr über die Kunst von Gian Lorenzo Bernini, den begnadeten Barock-Bildhauer unterhalten. In ihrem Facebook-Profil hat sie einmal von einer Rom-Reise ein Foto einer Bernini-Statue gepostet. "Kitsch", hat  jemand darunter geschrieben. Gegenständliche Skulptur scheint es schwer zu haben. Die Maler haben längst wieder die Gegenständlichkeit entdeckt. Vielleicht kommt das auch wieder in der Skulptur. Steff Bauer würde es freuen.  

    Mit den Skulpturen Freude machen 

    Freude machen ist auch eine Motivation für sie. Die Schweinchen-Skulpturen und der Elch-Kopf im Wildpark, der Hund Watzmann auf der Bank hinter dem Cafe Vorndran, die Gruppe auf dem Dorfplatz in Hergolshausen, der Nachtwächter in Stadtlauringen, Oma Vroni und Junge Remo vor dem Haus der Begegnung in Grafenrheinfeld: Ihre Arbeiten anzuschauen, soll den Menschen auch Spaß machen, ihnen guttun.  

    Oma Vroni nimmt im Atelier Konturen an. 
    Oma Vroni nimmt im Atelier Konturen an.  Foto: Steff Bauer

    Ziemlich viel Aufsehen hat ein Projekt 2015 erregt: Zusammen mit Sören Ernst  hat Bauer für Hollywood gearbeitet: Für einen Trailer zum Film "Die Tribute von Panem"  entstand ein monumentaler Kopf in einem Steinbruch in Breitbrunn.  So etwas Monumentales zu schaffen, war ein Traum von Steff Bauer, seit sie als Teenager mit ihrer Mutter in Ägypten war. Dieser Traum hat sich erfüllt: Nur sollte der Trailer zeigen, wie das  Monument für Präsident Snow gesprengt wird. Das war hart für sie, das merkt man noch heute. Fünf Wochen Arbeit steckten da drin. 

    Das Video zeigt die Sprengung des Monuments für Präsident Snow, einer Figur aus der Film-Saga "Die  Tribute von Panem".

    Der Mensch, die zwischenmenschlichen Beziehungen, das interessiert die 48-Jährige. "Das Thema Mensch fasziniert mich." Nicht nur als Künstlerin, sie beschäftigt sich mit Psychologie, mit Philosophie. Narzissmus ist ein Thema, das sie gerade umtreibt. Dazu steht eine Skulptur im Atelier. Sie zeigt den schönen Narziss, der die Liebe der Nymphe Echo nicht erwidert, weil die halt alles nur nachplappert. Die Geschichte stammt aus der Antike, die Psychologie dahinter ist zeitlos. Das fasziniert die Bildhauerin "Die Griechen haben schon alles gewusst."  

    Hat sie sich durch ihre Arbeit verändert? Klar, sagt sie. Früher sei sie eher der Vielleicht-Typ gewesen. Wer eine Skulptur aus Stein schafft, darf nicht zaudern, muss sich fragen: Was haue ich weg? Was lasse ich dran? "Du musst Entscheidungen treffen. Und du musst mit einer Fehlentscheidung leben." 

    Fertig: Oma Vroni und Remo grüßen vor dem Haus der Begegnung St. Stephanus in Grafenrheinfeld. 
    Fertig: Oma Vroni und Remo grüßen vor dem Haus der Begegnung St. Stephanus in Grafenrheinfeld.  Foto: Steff Bauer

    Der Narziss, der im Atelier steht, hat eine interessante Geschichte. Und ist ein Bespiel dafür, dass man nicht aufgeben soll. Er war nämlich eigentlich ein Teil einer Skulptur, die für den Echter-Weg in Mespelbrunn gedacht war. Nur ist die blöderweise umgekippt, als sie fertig war und Steff Bauer sie auf einen Hubwagen stellen wollte. Nach sechs Wochen Arbeit. Bildhauerei lehrt einen Wohl auch Geduld und Demut.    

    Werke von Steff Bauer sind bis 22. Juni im Rahmen der Ausstellung 4+4 in der IHK in Würzburg (Mainaustraße 33) zu sehen. Montag bis Donnerstag 8 bis 20 Uhr, Freitag, 8 bis 17 Uhr, Samstag, 8 bis 12.

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