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SCHWEINFURT: Auf der Schweinfurter Trockenplatte zählt jeder Tropfen

SCHWEINFURT

Auf der Schweinfurter Trockenplatte zählt jeder Tropfen

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    Wasser ist kostbar auf der fränkischen Trockenplatte. Umso wichtiger ist es, es so sinnvoll wie möglich zu nutzen.
    Wasser ist kostbar auf der fränkischen Trockenplatte. Umso wichtiger ist es, es so sinnvoll wie möglich zu nutzen. Foto: Foto: Alfred Schott

    So wenige Niederschläge wie in Nordjordanien, nämlich 450 Millimeter pro Jahr, fallen in der Schweinfurter Trockenplatte, dem trockensten Gebiet Bayerns. Entsprechend schonend und effizient muss mit dem Gut Wasser umgegangen werden, in Zukunft noch viel mehr. Was in südlichen Ländern längst Usus ist, wird nun hier in einem Forschungsprojekt untersucht: Wie man regional Nutzwasser gewinnen und einsetzen kann, damit für Bewässerungen aller Art kein kostbares Trinkwasser mehr nötig ist.

    Nutzwasser – ein neutraler Begriff. Gemeint ist zum Beispiel gereinigtes Abwasser aus Kläranlagen, gesammeltes Niederschlagswasser von Dächern und befestigten Flächen oder industrielle Produktionsabwässer, die alle so aufbereitet werden, dass damit Felder oder Weinberge, aber auch Sportplätze oder städtische Grünanlagen bewässert werden können.

    Noch viele Fragen offen

    Wasser lokal mehrfach zu nutzen, lautet das Ziel. Was aber viele Fragen aufwirft: Wo fällt das Nutzwasser an? Und wieviel? Wann wird es gebraucht? Wie kommt es zum Bedarfsort? Wie wird es für welchen Einsatzzweck aufbereitet? Ist es überhaupt nutzbar? Welcher Aufwand muss betrieben werden? Welche Speicher und Leitungen müssten gebaut werden? Wer übernimmt die Trägerschaft?

    Beantwortet werden sollen die Fragen über das Projekt „Nutzwasser – Gewinnung und Einsatzmöglichkeiten am Beispiel der Schweinfurter Trockenplatte“. Auftraggeber ist das Bayerische Umweltministerium, durchgeführt wird es von der Regierung von Unterfranken mit der TU München und ihrem Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft innerhalb von zwei Jahren mit einem Budget von 200 000 Euro. Das Untersuchungsgebiet liegt bei Schwebheim/Gochsheim/Schweinfurt, also bei Gemüse- und Kräuteranbau sowie dem Gewerbegebiet Maintal.

    Offizieller Start ins Projekt

    Auftakt war in der Schweinfurter Rathausdiele mit den sogenannten Stakeholdern, betroffenen Kommunen, Behörden, Verbänden, Kläranlagenbetreibern, Wasserversorgern und einzelnen Firmen. Sie alle sollen in einem offenen Beteiligungsprozess zu einem zukunftsorientierten Wassermanagement beitragen, sollen nachhaltige Alternativen suchen und finden helfen, sagte Axel Bauer, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft bei der Regierung.

    Zumal neben den geringen Niederschlägen auch die Grundwasser-Neubildungsrate in Bayern insgesamt rückläufig ist, wie Prof. Jörg E. Drewes von der TU veranschaulichte. Und der hiesige Untergrund ist bekanntermaßen wenig speicherfähig. Gleichzeitig wird durch den Klimawandel Hitze und Trockenheit zunehmen, was den Wasserbedarf weiter steigert und weshalb hinterfragt werden muss, ob Bewässerungen, Autowaschanlagen oder Kühlsysteme Trinkwasserqualität brauchen.

    Weltweite Erfahrungswerte

    In den USA, Australien oder Saudi-Arabien werden kommunale Abwässer schon seit Jahrzehnten wiedergenutzt, so der Wissenschaftler: für landwirtschaftliche Bewässerung, Grünanlagen, Straßenreinigung, Klimaanlagen, Toiletten oder industrielle Anwendungen.

    Herausfordernd ist die Wasserqualität in diesem Kreislauf angesichts organischer Spurenstoffe aus Pharmaka, Hygieneprodukten oder Chemikalien sowie pathogener Keime. Jahrzehntelange Erfahrungen, etwa aus Barcelona – Jahresniederschlag: 360 Millimeter – zeigen aber: Es geht. Die Aufbereitung des Wassers sei eben eine ganz andere, so Drewes, mit Flockungsfiltration, Membranfiltration oder Aktivkohlefiltration.

    Auch im kalifornischen Weinanbaugebiet Napa Valley werde ausschließlich mit Nutzwasser bewässert. „Dort gab es anfangs auch Bedenken an die Qualität, aber es gibt keinen Hinweis auf negative Auswirkungen auf die Pflanzen und den menschlichen Verzehr.“ Auch die EU hat die Wiederverwendung erkannt und wünsche eine Harmonisierung. Ein erster Entwurf für eine Verordnung über Mindestanforderungen müsse aber noch nachgebessert werden.

    Studie muss auch die Folgen im Blick haben

    Zu bedenken seien in der Schweinfurter Studie auch die Folgen, wenn geklärtes Wasser, sogenanntes Klarwasser, wiederverwendet und nicht mehr in Fließgewässer eingeleitet würden. Denn schon jetzt komme von April bis September ein Drittel des Mainwassers aus dem kommunalen Abwasser.

    Die Studie sei deshalb eine Gesamtbetrachtung des Systems. Entwickelt werden sollen eine langfristige alternative Handlungsoption und konkrete Empfehlungen, auch mit einer Kostenschätzung. Denn die Wirtschaftlichkeit spiele natürlich auch eine Rolle.

    Das komplexe Thema verlange eine breite Beteiligung: Von der Wasserwirtschaft über die Landwirtschaft, Naturschutz, Regionalplanung bis zu Rechtsfragen, ergänzte Heiko Gerdes vom Büro BGS Umwelt, das Moderation und Datenbankmanagement übernimmt. Wichtig sei daher auch, die Zuständigkeitsgrenzen in den Behörden zu überwinden.

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