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Röthlein: Auf Kräutertour mit Sara Götz

Röthlein

Auf Kräutertour mit Sara Götz

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    Die Kinder im Ferienspaß lernen von Sara Götz: Auch Löwenzahn hat eine heilsame Wirkung. Kiloweise sollte man ihn allerdings nicht essen, sonst könnte es Bauchschmerzen und Durchfall geben.
    Die Kinder im Ferienspaß lernen von Sara Götz: Auch Löwenzahn hat eine heilsame Wirkung. Kiloweise sollte man ihn allerdings nicht essen, sonst könnte es Bauchschmerzen und Durchfall geben. Foto: Daniela Schneider

    Gemeinsam mit Sara Götz sind die Kinder des Röthleiner Ferienspaßes mal wieder auf "Kräutertour". Erstaunlich, was sie da schon rund um den Start an der Röthleiner Gemeindebibliothek finden. Dort in den Beeten blüht Lavendel, der ist gut für die Nerven, der Wiesenstorchenschnabel hilft gegen Durchfall und auf dem Platz gegenüber stehen Linden. Deren Blätter helfen bei Erkältung, erklärt Sara Götz.

    Seit Ende 2004 lebt sie in Deutschland, ist seit 2009 verheiratet mit dem Röthleiner Johannes Götz, mit dem sie vier Kinder hat. Ursprünglich aber stammt sie aus Eritrea, aus der Hauptstadt Asmara. Vielleicht hat sie ihr Faible für Naturheilkunde von dort, schon ihre Großmutter Letezghi Nrayo war in ihrem Dorf, 60 Kilometer von Asmara entfernt, als Heilkundige bekannt. Von nah und fern kamen die Menschen, um sich von ihr behandeln zu lassen – übrigens immer unentgeltlich, wie Sara Götz erzählt.

    Das Haus der Oma war immer voll

    "Das Haus meiner Oma war immer voll" erinnert sie sich heute; für alle standen die Türen offen. Das fand sie damals als Kind eher anstrengend, weil so eben weniger Zeit mit der Oma blieb, die auch bei ihren Besuchen in der Hauptstadt Dank ihres heilkundigen Rufs immer für ein reges Kommen und Gehen sorgte. Doch das scheint letztendlich abgefärbt zu haben, denn zu Hause bei Sara Götz in Röthlein ist es heute, wie sie schmunzelnd berichtet, ganz genauso. Seit Jahren ist sie im Ferienspaß engagiert, gestaltet aus Blüten Seifen und aus Kräutern Kosmetik und Tinkturen. Sie macht Salben und Tees gemeinsam mit den Kindern, klärt aber auch Erwachsene über die Heilkraft verschiedener Kräuter auf in Workshops und Kursen in der Bibliothek oder über die VHS. Seit 2010 ist sie als Heilpraktikerin mit eigener Praxis in Schwebheim tätig, 2011 toppte sie das Ganze noch mit einer Ausbildung für Phytotherapie (auch Kräutermedizin genannt).

    Wichtig, das Wissen aus früherer Zeit zu bewahren

    Es ist wichtig, erklärt sie den Ferienspaß-Kindern, sich das Wissen aus früheren Zeiten zu bewahren, ganz gleich ob in Afrika oder Deutschland. Da wie dort war es damals eben nicht üblich, ständig einen Medizinkasten mit sich herumzuschleppen, dafür konnte man aus dem reichhaltigen Angebot der Natur schöpfen. "Das ist auch in Röthlein möglich", sagt Sara Götz, "wenn man die Augen offen hält." Zur Kräutertour hat sie das Buch "Was blüht denn da" dabei, das sie auch gleich den Kindern empfiehlt, weil alle Pflanzen so schön mit liebevollen Detailzeichnungen beschrieben werden. Zwischen einigen Seiten finden sich außerdem von ihr eigens gepresste Blätter; zum besseren Abgleich, wie sie erläutert.

    Timo kennt sich bei den Pflanzen schon ziemlich gut aus und weiß, dass Lavendel die Nerven beruhigt, doch auch Sara Götz‘ Tochter Magdalena hat anscheinend schon einiges von ihrer Mutter gelernt, flugs sucht sie nämlich verschiedene Wegeriche zusammen, die helfen, gut verrieben, hervorragend gegen Stiche jeglicher Art und leichten Sonnenbrand.

    Weiter geht es auf der Kräutersuche durch Röthlein. Sara Götz warnt mit Blick auf Hundehinterlassenschaften und Verkehr davor, Kräuter direkt am Wegesrand und niedrige Pflanzen im Wald zu pflücken, schließlich gibt es auch noch den Fuchsbandwurm, der seinem "Wirt" gefährlich werden kann und so heißt die Devise: "immer alles gut waschen".

    Kaffee aus der Frucht der Traubeneiche

    Auch die Eichen vor der Kirche haben einen medizinischen Nutzen. Wie Sara Götz den Kindern erklärt, handelt es sich bei den säulenförmigen Bäumen um Traubeneichen, gut erkennbar an den zwei zusammenhängenden Früchten. Diese haben eine blut- und juckreizstillende, aber auch antiseptische Wirkung, die die Heilung fördert. In Kriegszeiten wurde daraus sogar Kaffee gekocht, erklärt Sara den Kindern; die staunen nicht schlecht. Die Rotkastanie ein paar Meter weiter dagegen hilft gegen Durchblutungsstörungen an den Beinen.

    Auf der Wiese an der Kirche gibt es dann auch eine erste Aufgabe: Kräuter suchen, die die Kinder nun schon kennen. Sara Götz ist angesichts der Ausbeute begeistert: "Alle Kinder haben super aufgepasst."

    Lieber "Hände weg", wenn man nicht sicher ist

    Die Kinder lernen viel grundsätzliches. Bei vielen Pflanzen unterscheiden kleinste Merkmale, ob die Pflanzen heilsam oder giftig sind. Ein gutes Beispiel ist der weitverbreitete Ackerschachtelhalm, im Volksmund als Zinnkraut bekannt, das sich durch einige Merkmale wie Standort und die Länge der Seitentriebe, wie Sara Götz demonstriert, nur marginal vom giftigen Sumpfschachtelhalm unterscheidet. Die Phytotherapeutin warnt die Kinder: "Seid ihr nicht sicher, Hände weg".

    Fast zwei Stunden ist die Ferienspaß-Gruppe unterwegs, bevor sie zum Abschluss im Hof der Gemeindebibliothek, die seit vielen Jahren unter der Leitung von Angelika Götz den Ferienspaß organisiert, die vielen, ihnen nun bekannten Kräuter zu leckerem Brotaufstrich, Duftspray und Kräuterkissen verarbeiten.

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