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Schweinfurt/Würzburg: Aus für Galeria Kaufhof in Schweinfurt: "Wir sind im Stich gelassen worden"

Schweinfurt/Würzburg

Aus für Galeria Kaufhof in Schweinfurt: "Wir sind im Stich gelassen worden"

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    Dunkle Wolken über der Schweinfurter Galeria Kaufhof-Filiale: Am Montag wurde bekannt, dass der Standort am 31. Januar 2024 geschlossen wird.
    Dunkle Wolken über der Schweinfurter Galeria Kaufhof-Filiale: Am Montag wurde bekannt, dass der Standort am 31. Januar 2024 geschlossen wird. Foto: Michael Endres

    Die Hiobsbotschaft kam für die Schweinfurter Beschäftigten am Montagmittag um 13 Uhr: Galeria Kaufhof wird bundesweit 52 Filialen schließen – und das Schweinfurter Warenhaus ist mit dabei. Im Januar 2024 werden hier die Lichter ausgehen. Bis zuletzt hatten die 60 Angestellten vor Ort gehofft, dass sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren.

    "Wir sind im Stich gelassen worden", richtet Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Rattmann deutliche Kritik an die Stadt Schweinfurt, sich öffentlich zu wenig für den Standort eingesetzt zu haben. In anderen Städten hätten sich die Oberbürgermeister "viel mehr ins Zeug gelegt" und auch stärkere Medienpräsenz gezeigt. In Schweinfurt habe man den Rathauschef lediglich bei der Unterschriftenaktion Anfang Februar vor der Filiale "im Vorbeigehen" wahrgenommen, so Rattmann.

    "Diese Entscheidung trifft uns hart."

    Sebastian Remelé, Oberbürgermeister von Schweinfurt

    "Diese Entscheidung trifft uns hart", so formuliert es Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) jetzt in einer schriftlichen Stellungnahme. Galeria Kaufhof sei ein fester und wichtiger Anlaufpunkt in der Schweinfurter Innenstadt. Den Vorwurf, zu wenig für den Erhalt der Filiale getan zu haben, weist die Stadt in ihrer Presseerklärung zurück. "Seit Wochen befinden wir uns in Gesprächen und Kontakten mit allen beteiligten Akteuren. Auf einen solchen Entscheidungsprozess des Konzerns können wir als Kommune nicht einwirken", so der Schweinfurter OB. "Leider war es der Stadt unmöglich, die Schließung der Filiale zu verhindern."

    Auch Schweinfurts Citymanager und Wirtschaftsförderer Thomas Herrmann sagt: "Wir haben unser Möglichstes unternommen, um einer Schließung entgegenzuwirken." Dass die Filiale aber "so bald" schon zugemacht wird, das habe überrascht. 

    Handelsverband warnt vor Leerstand

    "Schlimm, einfach nur schlimm", so kommentiert Axel Schöll, der Kreisvorsitzende des bayerischen Handelsverbandes in Schweinfurt, die Nachricht von der Schließung der Galeria-Kaufhof-Filiale. Für die Einkaufsstadt Schweinfurt sei das eine schlechte Nachricht, sagt Schöll, selbst Inhaber eines Einzelhandelsunternehmens in der Innenstadt. Mit 10.000 Quadratmetern Verkaufsfläche auf vier Etagen ist der Kaufhof die größte Einzelhandelsfläche in Schweinfurt: "Ein Leerstand in dieser Dimension ist nicht schön." Umso mehr müsse die Stadt nun Gas geben bei der Entwicklung ihres Innenstadtkonzeptes. Der Handelsverband werde beratend und unterstützend zur Seite stehen.

    Der Fokus des Handelsverbandes richtet sich zunächst aber erst einmal auf die betroffenen Beschäftigten von Galeria Kaufhof. Der Verband biete an, als Kontaktbörse zwischen Arbeitssuchenden und Einzelhändlern mit offenen Stellen zu fungieren, sagt Schöll: "Es gibt viele Betriebe, die freie Stellen haben." Vielleicht biete die Schließung der Kaufhof-Filiale eine Chance, den Fachkräftemangel vor Ort zu beheben. "Wir werden in jedem Fall alles versuchen, um Schweinfurt weiter attraktiv zu halten."     

    "Wir brauchen jetzt ein gutes und attraktives Gesamtkonzept, wie wir das Areal am Jägersbrunnen zukunftsfähig gestalten können."

    Thomas Herrmann, Wirtschaftsförderer in Schweinfurt

    Die Zukunft des Gebäudes, das die Kernstadt mit der Stadtgalerie verbindet und daher einen wichtigen Knotenpunkt in der  Innenstadt darstellt, ist noch unklar. "Wir brauchen jetzt für diese exponierte Lage ein gutes und attraktives Gesamtkonzept, wie wir das Areal am Jägersbrunnen zukunftsfähig gestalten können", sagt Wirtschaftsförderer Herrmann. Die Stadt sei bereits in "intensiven Gesprächen" mit dem Eigentümer, welche Nachnutzungsmöglichkeiten denk- und machbar seien. 

    Gewerkschaft will für die Arbeitsplätze kämpfen

    Die Kaufhof-Beschäftigten indes haben die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass sich das Blatt noch einmal wenden könnte. "Die Hoffnung besteht bis zum letzten Tag", sagt Betriebsrat Matthias Hahn. 

    An diesem Mittwoch soll es in Schweinfurt eine Betriebsversammlung geben. "Wir geben die Filiale und die Arbeitsplätze noch nicht auf", sagt Peter König, Verdi-Gewerkschaftssekretär für Würzburg und Aschaffenburg. Er sieht das Management und den Inhaber in der Pflicht. Es handele sich um "hoch qualifiziertes Personal", das wisse, "wie Kaufhof geht".

    Auch König betont die Bedeutung des Standorts: "Für eine Stadt wie Schweinfurt ist ein Kaufhof wichtig als Bindeglied zwischen Innenstadt und Stadtgalerie." Wichtig seien ihm aber vor allem die Mitarbeitenden. "Das war Folter für die Beschäftigten, vor allem, wenn man schon in die zweite Insolvenzrunde geht. Das macht dich mit der Zeit fertig", beschreibt der Gewerkschaftssekretär die Zeit der Ungewissheit. Die Identifikation mit dem Unternehmen sei bei den Angestellten groß.

    Freude und Aufatmen in Würzburg

    In einer anderen Situation und Stimmung ist man in der Würzburger Filiale von Galeria Kaufhof: Wie die Konzernspitze am Montagmittag in ihrer Pressemitteilung verkündete, wird das Kaufhaus in der Schönbornstraße erhalten bleiben. "Dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier freuen, dass es weiter geht, das ist klar", erklärt Filialgeschäftsführer Andre Tworowski. Und verweist für alle weiteren Fragen an die Konzernleitung.

    Eine schriftliche Anfrage zum Standort Würzburg blieb von der Unternehmensleitung unbeantwortet. Und auch die Geschäftsführung in Schweinfurt wollte zu der verkündeten Schließung der Filiale vor Ort keine Stellung nehmen.

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