Seit dem vergangenen Wochenende ist im Foyer und Treppenhaus des Schonunger Rathauses die Ausstellung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge "Von Stalingrad nach Rossoschka" zu sehen. Die russische Stadt Stalingrad, heute Wolgograd, steht wie kein anderer Ort für die Leiden der Soldaten und der Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg. Die Exponate spannen aber auch den Bogen zur Gegenwart. Denn seit den 1990er Jahren konnten hier Gräberfelder für die Opfer beider Kriegsparteien angelegt werden.
"Diese Ausstellung soll auch ein Stück weit zeigen, was wir nach dem Zweiten Weltkrieg alles aufgebaut haben", meinte Bürgermeister Stefan Rottmann mit Blick auf die Bilder der zerstörten Stadt Stalingrad. Deshalb sollte Populismus, Ausgrenzung anderer Menschen und Antisemitismus nicht wieder salonfähig werden. "70 Jahre Frieden, da können wir uns glücklich schätzen", so seine Sicht.
Auch Oliver Bauer sah die lange Friedenszeit von nun mehr sieben Jahrzehnten in Europa als "Basis unseres Wohlstandes". Bauer betonte, dass neben der Pflege der Kriegsgräber auch Gräber der Menschen gepflegt werden, die auf der Flucht oder bei der Vertreibung umkamen.
Aber auch aktive Friedensarbeit werde gerade für Jugendliche vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge geleistet, so Bauer. Dazu zählen vor allem die rund 40 Workcamps pro Jahr mit rund 15 Jugendlichen aus verschiedenen Nationen. Sie bieten den Jugendlichen Gelegenheit, sich gegenseitig kennenzulernen und Vorträge zu friedenspädagogischen Themen zu hören. Zudem übernehmen die Jugendlichen leichte Pflegearbeiten auf Kriegsgräberstätten in ganz Europa.
"Die Ausstellung zeigt den Leuten, wo das Geld hinkommt, das sie bei der Kriegsgräbersammlung spenden", sagte Philipp Hartmann. Der Sammlungsleiter von Schonungen konnte für die Gemeinde wieder ein beachtliches Ergebnis von knapp 1000 Euro bekannt geben.
Dass auch die Einladung zur Vernissage an die Schonunger Realschule ging, freute Mona Benz. "Es passt in den historischen Kontext der 9./10. Klassen und es ist schön, wenn vor Ort etwas stattfindet, was unseren Geschichtsunterricht ergänzt", so die Geschichtslehrerin.
Neben den Schülern kamen auch einige Besucher zur Vernissage. Darunter war auch Erich Baumann aus Weipoltshausen. Er berichtete, dass sein Vater als Soldat in Stalingrad während des Zweiten Weltkriegs eingesetzt war. Aufgrund einer Verwundung wurde er vor der Kapitulation ausgeflogen und kehrte nach Krieg und Gefangenschaft wieder zurück. Erich Baumann sah die Europäische Union, das Vertragen mit den Nachbarstaaten, als Grund für die bisherige lange Friedenszeit.
Die Ausstellung ist bis Donnerstag, 28. November, zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu besichtigen.