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Schweinfurt: Ausstieg aus der Landesgartenschau 2026? Wann die Stadt Schweinfurt kündigen müsste

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Ausstieg aus der Landesgartenschau 2026? Wann die Stadt Schweinfurt kündigen müsste

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    Sollte die Stadt die Planung der Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne stoppen? Im November bei den Haushaltsberatungen soll darüber und über die anderen Großprojekte entschieden werden.
    Sollte die Stadt die Planung der Landesgartenschau 2026 in der Ledward Kaserne stoppen? Im November bei den Haushaltsberatungen soll darüber und über die anderen Großprojekte entschieden werden. Foto: Oliver Schikora

    Die Baukosten steigen und steigen: 29 Projekte plant die Stadt Schweinfurt derzeit in den nächsten Jahren für geschätzt 186 Millionen Euro. Doch schon jetzt weiß man, dass die Kosten um mindestens 33 Millionen Euro höher liegen werden, wie Finanzreferentin Anna Barbara Keck kürzlich im Stadtrat erläuterte. Kein Wunder also, dass alle Großprojekte auf dem Prüfstand stehen.

    Eines, das besonders intensiv im Fokus steht, ist die Landesgartenschau 2026 in der Ledward-Kaserne, über die der Stadtrat ebenfalls diskutierte. Ein schon immer umstrittenes Projekt, das derzeit nur von CSU und den Grünen vorbehaltlos unterstützt wird. Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) und die Finanzreferentin schlugen vor, dass die Verwaltung im Herbst ein Konzept erarbeitet, welche Projekte priorisiert werden, was man verschieben kann und was vielleicht gestrichen wird. Darüber solle der Stadtrat im November bei den Haushaltsberatungen diskutieren.

    Bezüglich der Frage, ob man aus der Durchführung der Landesgartenschau 2026 aussteigt, wäre dann aber eine erste wichtige Frist bereits abgelaufen. Aus dem Vertrag, den die Stadtverwaltung mit der Bayerischen Landesgartenschau GmbH schloss und der der Redaktion vorliegt, geht hervor, dass die Stadt ein Sonderkündigungsrecht besitzt. Das hatte Finanzreferentin Anna Barbara Keck auch immer öffentlich kommuniziert, nicht aber die Details, die dem Stadtrat schon vergangenes Jahr vorgestellt wurden.

    Die sind wichtig zu wissen, um die Frage beantworten zu können, ob nicht wie von der SPD und anderen Parteien gefordert, eine schnellere Diskussion und Entscheidung pro oder contra Landesgartenschau als im Herbst nötig ist. In dem Vertrag sind drei Zeitpunkte definiert, zu denen die Stadt aussteigen kann und wie viel dann an Ausgleichszahlung an die bayerische Landesgartenschau-Gesellschaft zu leisten ist. Der erste Ausstiegstermin wäre zum 31. Dezember 2022, das würde einen niedrigen sechsstelligen Betrag an Kompensation abzüglich schon geleisteter Zahlungen kosten. Zwischen 2023 und Ende 2024 wird es teurer,  ab 1. Januar 2025 könnte man immer noch aussteigen, allerdings zu einem hohen sechsstelligen Betrag.

    Bei Ausstieg aus Landesgartenschau muss Schweinfurt bis 30. Juni kündigen

    Der wichtige Punkt: Entscheidet sich der Stadtrat mehrheitlich, doch auf die Durchführung der Landesgartenschau zu verzichten, muss die Kündigung für Ende 2022 sechs Monate vorher, also bis zum 30. Juni ausgesprochen sein. Danach wäre eine Kündigung natürlich auch noch möglich, es wäre aber deutlich teurer auszusteigen.

    Blick auf die Ledward Kaserne: Links die Panzerhalle 237, dazwischen ein Teil des für die Landesgartenschau 2026 vorgesehenen Geländes. Hinter den Gebäuden am rechten Bildrand verläuft die Niederwerrner Straße.
    Blick auf die Ledward Kaserne: Links die Panzerhalle 237, dazwischen ein Teil des für die Landesgartenschau 2026 vorgesehenen Geländes. Hinter den Gebäuden am rechten Bildrand verläuft die Niederwerrner Straße. Foto: Anand Anders

    Das Problem für den Stadtrat ist allerdings verzwickt. Das Planungsbüro und die Bauverwaltung ermitteln derzeit die aktuellen Kosten – für den Bau der Daueranlagen in der Ledward-Kaserne sowie die drei Projekte des Grünen Bandes, Schelmsrasen, Spitalseeplatz und Gutermann-Promenade. Außerdem geht es um die Panzerhalle 237, die als einzige Halle noch nicht abgerissen ist und durchaus in die Landesgartenschau integriert werden könnte.

    Darüber hinaus gibt es demnächst ein Fördergespräch zwischen der Stadt, der bayerischen Landesgartenschau GmbH und den Fördergebern von der Regierung von Unterfranken, der EU und dem Freistaat Bayern. Erst wenn alle diese Informationen gesammelt sind, ist klar, was Stand 2022 die Landesgartenschau und das Grüne Band wirklich kosten sollen. All diese Informationen sind gleichwohl nicht bis zur nächsten Stadtratssitzung am 28. Juni zu bekommen. Mit einer seriösen Kostenschätzung für die Daueranlage rechnet Baureferent Ralf Brettin erst für September.

    Bau eines Bürgerparks in der Ledward-Kaserne braucht keine Landesgartenschau

    Was würde die Stadt sparen, wenn sie keine Landesgartenschau veranstaltet? Mutmaßlich einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Natürlich kann in der Ledward Kaserne wie geplant ein Bürgerpark mit Klimawald in einer abgespeckten Version entstehen. Das Büro Planorama ist nicht mit der Durchführung beauftragt, sondern mit der Gestaltung der Daueranlagen.

    Für die Sanierung der Panzerhalle 237 gibt es ebenso Mittel aus der Städtebauförderung wie für die geplanten Begrünungen am Schelmsrasen, Spitalseeplatz und die Umgestaltung der Gutermann-Promenade. Für die Panzerhalle könnte man sich auch andere Nutzungen vorstellen, zum Beispiel als Event-Location mit einem Saal mit bis zu 199 Besuchern und Proberäumen für Bands. Ein solches Konzept wäre durchaus eine interessante Belebung des Parkes im Westen der Stadt.

    Neben stetig steigenden Baukosten ist das größte Risiko für die Stadt die Durchführung der Veranstaltung. Sind das Gelände und die geplanten Veranstaltungen zwischen April und Oktober 2026 attraktiv genug, um wie kalkuliert 574.000 Besuchende anzuziehen, die gut sieben Millionen Euro Einnahmen bringen sollen?  

    Ein grundsätzliches Problem bei Landesgartenschauen ist, dass die Bayerische Landesgartenschau GmbH zwar ihr Know-How bei Planung und Durchführung zur Verfügung stellt, sich dieses aber auch gut bezahlen lässt. Das finanzielle Risiko liegt immer ausschließlich bei der jeweiligen Stadt. Galoppieren die Kosten davon oder kommen zu wenige Besucher, müssen das die Ausrichterstädte selbst ausgleichen. Mahnendes Beispiel für dieses Risiko ist Würzburg, das bei der Landesgartenschau 2018 ein Millionendefizit hatte, weil deutliche weniger Besucher kamen als kalkuliert.

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