Kaffeebecher und Kippen, Dosen und Glasflaschen, Hamburgertüten und Zigarettenschachteln landen jedes Jahr tonnenweise an den Straßenrändern im Landkreis Schweinfurt. Der Müll wird einfach aus dem Auto oder dem Lkw geworfen, ohne Rücksicht auf die Umwelt. Ein Problem, das sich immer mehr verschlimmert und immer wieder für Ärger sorgt.
25 Tonnen Müll, fünf Tonnen mehr als ein Jahr zuvor: So viel Abfall sammelten die Mitarbeiter der Straßenmeisterei des Staatlichen Bauamts Schweinfurt im vergangenen Jahr an den 311 Kilometern Bundes- und Staatsstraßen im Landkreis Schweinfurt ein. Weitere 68 Tonnen – auch aus Müllcontainern – waren es an den 42 Kilometern der Autobahn A71 in den Kreisen Schweinfurt und Bad Kissingen, acht Tonnen mehr als 2021. Auch die acht bis zehn Tonnen Abfall, die die Mitarbeiter des Landkreisbauhofs an den 300 Kilometern Kreisstraßen jedes Jahr sammeln, werden nicht weniger.

"Ich hatte gedacht, dass sich das ändert, dass die jüngere Generation mehr Augenmerk auf die Umwelt legt", sagt Hauptstraßenmeister Norbert Müller, der die Verantwortung für das Streckennetz des Landkreises trägt. "Aber nach 40 Jahren bin ich da ernüchtert." Weshalb er nach wie vor jedes Jahr einen Frühjahrsputz vor Ostern an den Kreisstraßen durchführt.
Zwei bis drei Wochen lang durchkämmen 20 Mitarbeiter des Kreisbauhofs von den Standorten Niederwerrn und Gerolzhofen aus die Straßengräben und lesen per Hand und Müllzwicker den weggeworfenen Abfall auf. Wichtig ist das Norbert Müller auch, damit Eisen oder Lesesteine herausgenommen werden, die ansonsten das Mähwerk am Grasmäher beschädigen würden.
Viel Müll liegt an den Autobahnauf- und -abfahrten
Auch die Straßenmeisterei Schweinfurt sammelt zwischen Fasching und Ostern, wenn das Gras noch niedrig ist, den Streckenmüll an den Bundes- und Staatsstraßen sowie an Brennpunkten der A 71 auf. Dazu zählen die Auf- und Abfahrten zur Autobahn, aber auch die Parkplätze, etwa Maibach Ost und West. "Die vermüllen immer mehr", weiß Kolonnenführer Matthias Endres, der mit seinen Leuten vor kurzem die diesjährige Sammelaktion begonnen hat. Bei Maibach werden deshalb seit zwei Jahren zusätzliche Sammelbehälter aufgestellt.

Auch an der B303 bei Rütschenhausen, Richtung A7-Auffahrt, ärgert sich Anwohner Toni Blum immer wieder über Verpackungsmüll im Straßengraben. Selbst in der Ortsdurchfahrt, auf dem Gehweg, findet er Fast-Food-Becher und -tüten. "An der Bushaltestelle direkt an der Straße ist ein Abfallbehälter. Aber anscheinend ist es zu viel verlangt, solche Dinge hineinzuwerfen", meint er verärgert.
Weitere Brennpunkte sind etwa die Nothaltebucht an der Bundesstraße B286 von Schwebheim zur A70 oder der Parkplatz Brünnle. Vier Parkplätze auf der B303 sowie der B286 wurden deshalb in den vergangenen Jahren geschlossen.
Auch Sperrmüll wird in der Natur entsorgt
An den Kreisstraßen kennt Norbert Müller ebenfalls Problempunkte. "Der Schwerverkehr hat insgesamt zugenommen", weiß er. Dort, wo Speditionen sitzen, etwa um Gochsheim herum, oder dort, wo viel Industrie ist, finde sich besonders viel Verpackungsmüll. Aber auch Pfandbierflaschen und viele "Kurze" lägen herum. "Fenster auf und raus", laute offenbar die Devise. Oft seien es Kreuzungen, an denen der Abfall lande.
Missbraucht zum Ablagern von Sperrmüll werden auch der nicht einsehbare Parkplatz zwischen Hambach und Pfändhausen oder der kleine Parkplatz im Dampfacher Wald bei Pusselsheim. "Dabei wird doch der Sperrmüll im Landkreis kostenfrei abgeholt", schüttelt Norbert Müller verständnislos den Kopf. Sogar Altreifen würden immer wieder in den Straßengräben landen. Dabei könne man diese im September an den Sammelstellen abgeben.
Erst in der vergangenen Woche wurde die Straßenmeisterei Schweinfurt an der B26 bei Stettbach auf einen großen Haufen voller Möbelteile und Gipsplatten aufmerksam. "Das gibt zwei Fuhren, die wir auf die Deponie fahren müssen. Und alles zu Lasten des Steuerzahlers", erklärt Matthias Endres.
Kosten für die Abfallentsorgung steigen
Tatsächlich steigen die Kosten für die Entsorgung des Abfalls seit Jahren: Beim Staatlichen Bauamt waren es 2022 insgesamt knapp 20.000 Euro – ohne Kosten für Personal, Geräte, Abfuhr, Miete für die Müllcontainer oder CO2-Steuer. Beim Kreisbauhof fallen jährlich etwa 1400 Euro reine Entsorgungskosten an, plus Personal- und Gerätekosten.
Ist es Bequemlichkeit, Faulheit oder Gleichgültigkeit? "Auf jeden Fall ist es Respektlosigkeit gegenüber der Umwelt", konstatiert Maurice-Riccardo Schmitt, künftiger Leiter der Straßenmeisterei des Landkreises. Hinzu kommen noch die Gefahren, die von Chemikalien in Autoreifen oder Zigarettenkippen ausgehen.

Immer wieder, gerade bei großen Ablagerungen, erstattet die Straßenmeisterei Anzeige bei der Polizei. Da solcher Abfall meist nachts im Gebüsch landet, werden Verursacher aber nur schwer gefasst.
Wer aber allerdings beim Müllwegwerfen erwischt wird, zahlt Strafen. Diese sind je nach Bundesland unterschiedlich hoch, da Umwelt- und Naturschutzrecht von den Ländern geregelt werden. Eine weggeworfene Zigarettenschachtel, ein Pappbecher oder der Inhalt eines Aschenbechers kostet in Bayern laut Bußgeldkatalog 20 Euro. Bei Gegenständen mit scharfen Kanten, ätzenden oder schneidenden Eigenschaften, also Glasscherben und Glasflaschen, Nägeln, Eisen- und Blechresten werden 35 bis 80 Euro fällig.
Wer mehrere Gegenstände über zwei Kilo wegwirft, zahlt 80 bis 320 Euro. Einzelne Sperrmüllgegenstände kosten je nach Größe bis zu 500 Euro Bußgeld, mehrere Gegenstände bis zu 2500 Euro. Bei Altreifen gilt je nach Menge eine Strafe zwischen 110 und 1600 Euro. Bauschutt bis einen Kubikmeter kostet bis 400 Euro, über fünf Kubikmeter bis 2500 Euro.
Zu wenig Personal für mehr Kontrollen
Als "Kampf gegen Windmühlen" bezeichnet Bernd Krug von der Straßenmeisterei Schweinfurt das Müllsammeln am Straßenrand. Seit 30 Jahren ist er dabei und ernüchtert: "Es ist normal, das ist halt unsere Gesellschaft", konstatiert er zynisch und deutet auf die acht Müllsäcke, die er mit zwei Kollegen in nur einer Stunde an der A71-Auffahrt Schweinfurt-West gesammelt hat.

Eine Strategie für mehr Sauberkeit könnte sein, die Bußgelder zu erhöhen und mehr Kontrollen durchzuführen – was oft schon an der Personaldecke scheitert, wie Maurice-Riccardo Schmitt weiß. Abhilfe können auch neue Mehrwegsysteme schaffen, wie sie jetzt bei den Kaffeebechern vorgeschrieben sind.
Dennoch bleibt von allen Verantwortlichen nur der Appell an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer, nach dem Motto: Am besten ist der Müll, der gar nicht erst entsteht.