Der fränkische Auto- und Industriezulieferer Schaeffler baut bis 2026 insgesamt 1300 weitere seiner weltweit knapp 83.000 Stellen ab, davon 1000 in Deutschland. Das Unternehmen begründete die Maßnahme am Dienstag mit einer schneller als erwartet voranschreitenden Transformation weg von Verbrenner-Antrieben hin zur E-Mobilität. Am Standort Schweinfurt mit seinen etwa 5400 Beschäftigten werden keine Stellen abgebaut.
Bei Schaeffler ist es das zweite "Transformationsprogramm" innerhalb kurzer Zeit. 2020 hatte der Konzern den Abbau von 4400 Stellen bekannt gegeben. Werksschließungen seien diesmal nicht beabsichtigt.

Von den Stellenstreichungen, die bis 2026 umgesetzt werden sollen, sind nach Angaben des Unternehmens vor allem die drei Standorte Herzogenaurach, Bühl in Baden und Homburg im Saarland betroffen. Drei Viertel der wegfallenden Stellen kämen aus den Bereichen Forschung und Entwicklung von Teilen für Verbrenner-Antriebe oder aus Zentralfunktionen. Das Programm wird nach Angaben von Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld 130 Millionen Euro kosten und soll ab 2026 im Jahr 100 Millionen Euro einsparen.
Für den Standort Schweinfurt erklärte Pressesprecher Marco Bosch auf Anfrage, "mögliche Auswirkungen auf Schweinfurt werden aktuell geprüft". Am Standort Schweinfurt werden aber keine Stellen abgebaut. Bei allen Maßnahmen in Deutschland gelte die Zukunftsvereinbarung der Schaeffler Gruppe, die 2018 mit der IG Metall vereinbart wurde. Der Stellenabbau solle möglichst sozialverträglich erfolgen und betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden, heißt es von Unternehmensseite. Die geplanten Maßnahmen bedürfen natürlich der Abstimmung mit den Arbeitnehmervertretern. Um die Ziele zu erreichen, solle ein Mix aus Fluktuation, Freiwilligenprogrammen, Altersteilzeit und internen Versetzungen genutzt werden. Auch verschiedene Qualifizierungsangebote und Maßnahmen zur fachlichen Weiterbildung gäbe es für die Mitarbeitenden.
Neues Zentrallabor in Herzogenaurach
Die Transformation hin zu Elektroantrieben gehe viel schneller als vor kurzem angenommen - getrieben vor allem von Entwicklungen in China und in den USA, sagte Vorstandschef Rosenfeld. Deshalb müssten Überkapazitäten in diesem Bereich abgebaut werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Gleichzeitig komme der Aufbau neuer Technologien voran. Rosenfeld nannte ein neues Zentrallabor in Herzogenaurach, ein Wasserstoffzentrum sowie ein Zentrum für E-Mobilität als Beispiele.

Der Auftragseingang bei Lösungen für die E-Mobilität übertreffe die Erwartungen deutlich, sagte er. Derzeit stünden Aufträge im Wert von 4,7 Milliarden Euro in den Büchern. Geplant seien zwei bis drei Milliarden gewesen. Insgesamt sei das dritte Quartal gut gelaufen, vor allem dank guter Geschäfte im Bereich Industrie. Die Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum demnach um 20,2 Prozent.
Prognose spricht von Umsatzwachstum
Für das Gesamtjahr bleibt Schaeffler bei seiner Prognose eines Umsatzwachstums von sechs bis acht Prozent. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Anstieg um 9,7 Prozent auf 13,9 Milliarden Euro geschafft. Nach drei Quartalen liegt Schaeffler in diesem Jahr bei 11,8 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Sondereffekten sank zugleich von 962 Millionen auf 813 Millionen Euro.
(mit Informationen von dpa)