Wer weiß schon, wohin ihn das Leben mal führen wird. Welche Umleitungen und vielleicht auch Sackgasen auf dem Weg liegen. Dass Axel Schmid niemand ist, der mal den ganzen Tag an einem Schreibtisch sitzt oder eine Behördenlaufbahn einschlägt, das war wohl jedem klar, der ihn als Kind und jungen Mann gekannt hat. Aber Aussteiger, Fotograf, Ingenieur, Weltenbummler und jetzt dabei, eine Firma für regenerative Energien in Chile aufzubauen?
In München geboren, in Kissingen aufgewachsen, in Münnerstadt ins Gymnasium gegangen. Ins Semi, bis zu zehnten Klasse. Axel spricht aber lieber vom Knast als vom Semi. Glücklich war er da nicht. „Wir wurden zu viel auf Leistung getrimmt“, sagt er im Rückblick. Mit zehn hat er seine erste Kamera geschenkt bekommen. Eine Olympus, ein Kommuniongeschenk von seinen Eltern. Die Fotografie ist und bleibt seine Leidenschaft. Passend für jemanden dessen Motto ist: Life is a journey, das Leben ist eine Reise. Beim Uhlenhuth in Schweinfurt hat er eine Lehre als Fototechniker gemacht, dann an der FH Wirtschafts-Ingenieur studiert. Dann kamen Erfolg, gute Jobs – und die Sehnsucht nach Freiheit und der großen Reise quer durch Nord- und Südamerika.
„Ich war schon immer ein Abenteurer, ich kann nicht lange an einem Platz bleiben“, sagt Axel Schmid, der zur Zeit mit seiner chilenischen Frau Jenni und Söhnchen Santiago mal wieder in der alten Heimat ist. Nach der Mutter schauen, Dinge regeln, Kontakte für die geplante Firma knüpfen und beim unregelmäßig-regelmäßigen Stammtisch der Mürschter Abituria 1985 vorbeischauen. Und dass das Rakoczy-Fest in den Deutschland-Tripp reinfällt, war wahrscheinlich kein Zufall.
Einen Traum hat er noch: Ein Buch über große Reise, die so etwas wie der Schlüssel zu seinem neuen Leben war, zu veröffentlichen. 330 Tage war er unterwegs. Business nach Houston geflogen, Meilen-Grüße aus dem alten Leben, ein Auto gemietet und dann Richtung Panama. Gut 15 000 Fotos hat er gemacht. Viele Porträts. Die Begegnungen auf der Reise haben ihn sehr beeindruckt. Sinnsuchende Europäer, Freaks, Soldaten, Überlebenskünstler, Punker. Leute, die davon leben, Bleichgesichtern zu zeigen, wie man Kokain macht. Leute, die davon leben, Bleichgesichtern für zwei Dollar Langusten aus dem Meer zu holen und zu grillen. Menschen, die wenig haben und fröhlich sind. Menschen, die dabei sind ihre Wurzeln zu verlieren für Hamburger und Jeans.
Besonders beeindruckt haben Axel Schmid die Kuna-Indianer, die auf einem Archipel zwischen Panama und Kolumbien leben. Schon der Trip dorthin war faszinierend. sein Auto hat er bei einem Punker abgestellt, ist mit einem Frachter mitgefahren, der so etwas wie ein schwimmender Supermarkt ist. „Mopeds, Essen, Räder, alles was Du Dir vorstellen kannst.“ Gelieben ist er auf den Inselchen einige Zeit, hat die Freiheit genossen und beim Hausbau geholfen. Schließlich ist er schon für europäische Verhältnisse riesig – und daher der perfekte Helfer für tropischen Dachbau.
Seine Frau Jenni hat er in Kolumbien kennengelernt. Die wollte eigentlich nach Italien auswandern. Aber wer weiß schon, wohin einen das Leben führt. Und jetzt bauen sich die beiden in Jennis Heimat Chile gemeinsam ihre Firma solset (www.solset.cl) auf. Und zur Zeit ein Haus bei Santiago. Energetisch auf dem neuesten Stand – und mit deutschen Fenstern. „Die sind die besten.“
Der Blog über die 330-Tage-Reise steht im Internet unter www.axelschmid.eu