Dass der Baumwipfelpfad Steigerwald derart gut läuft, haben die Bayerischen Staatsforsten als Betreiber nicht zu träumen gewagt. Daraus resultiert nun als eine der Folgeerscheinungen das ernsthafte Interesse eines privaten Investors an der Errichtung eines Baumhaushotels in der Nähe des Besuchermagneten auf dem Radstein bei Ebrach. Dort konnte bekanntlich dieser Tage bereits der 100 000. Besucher innerhalb von nur zehn Wochen begrüßt werden.
Der Leiter des Forstbetriebs Ebrach, Ulrich Mergner, bestätigt dieser Redaktion, dass bereits „Gespräche mit einem Interessenten, der vorgefühlt habe“, geführt worden seien. Noch sei aber nichts in trockenen Tüchern, da erst noch etliche Dinge abzuklären seien. Es werde sich aber in diese Richtung bewegen.
Auch der Immobilien-Chef der Bayerischen Staatsforsten in der Zentrale in Regensburg, Reinhard Strobl, macht keinen Hehl daraus, „dass ein privater Investor grundsätzlich wegen der Errichtung von Baumhaushotels angefragt hat“.
Ulrich Mergner betont: „Wir stehen der Sache sehr aufgeschlossen gegenüber“. Auch Bambergs Landrat Johann Kalb und die Gemeinde Ebrach seien informiert und sehr an dem Projekt interessiert.
Rücksicht auf Naturschutz
Die Suche des Forstbetriebs Ebrach nach einem möglichen Standort gestaltet sich indes nicht ganz so einfach. Das größte Problem ist momentan die größtmögliche Nähe zum Baumwipfelpfad und zu den nächsten Erschließungsleitungen. Auf dem Grundstück gegenüber im Wald sind zwar bereits Wasserleitung und Kanal verlegt, doch gilt es auf Vogel- und Naturschutzgebiete Rücksicht zu nehmen.
Dazu Forstbetriebsleiter Mergner: „Tourismus und Naturschutz passen von Haus aus im Wald nicht immer zusammen. Aber ich denke, wir werden das Problem lösen.“
Die Gemeinde Ebrach steht jedenfalls Gewehr bei Fuß, um die baurechtlichen Voraussetzungen zu schaffen. Bürgermeister Max-Dieter Schneider wartet nur auf das Signal, um loslegen zu können, wie er betont. Er bekräftigt: „Dass die Gemeinde das schnell durchziehen kann, hat sie schon beim Baumwipfelpfad bewiesen.“
Zur Erinnerung: Für das Projekt am Radstein waren in Rekordzeit ein sogenannter vorhabenbezogener Bebauungsplan aufgestellt und der Flächennutzungsplan für das gesamte Gemeindegebiet geändert worden. Allerdings hatte sich die Gemeinde im Nachhinein umsonst gestresst, da in der Folge der private Investor aus dem Bayerischen Wald trotz der vorliegenden Baugenehmigung wieder ausstieg. Das warf die Verwirklichung des Vorhabens zeitlich deutlich zurück. Für den Bau sorgten schließlich die Bayerischen Staatsforsten selbst, die den Baumwipfelpfad jetzt auch betreiben.
Baumhaushotel-Anlagen liegen derzeit voll im Trend. Erst Ende April hatte in Unterfranken das privat betriebene Baumhaushotel Seemühle bei Gräfendorf im Landkreis Main-Spessart offiziell den Betrieb aufgenommen. Die sechs Baumhäuser an der alten Seemühle im Waizenbachtal erfreuten sich schon vor ihrer Eröffnung eines großen medialen Interesses. Der Fernsehsender Vox drehte hier etwa für die Outdoorstaffel „Mein himmlisches Hotel“, eine Hotel-Doku-Reihe, bei der sich jeweils vier Hoteliers gegenseitig bewerten.
Die Baumhäuser mit Balkon im Spessart verfügen über eine Heizung für die kalte Jahreszeit, ein Duschbad/ WC mit fließendem Wasser, ein TV-Gerät und W-Lan.
Es ist ebenfalls noch nicht allzu lange her, dass das Baumhaushotel Oberbayern im Münchner Norden an den Start gegangen ist, um ein weiteres Beispiel zu nennen. Es liegt an einem kleinen See und bietet den Gästen einen außergewöhnlichen Aufenthalt in fünf Metern Höhe. Hauptattraktion ist die Junior-Suite. Sie verfügt als einziges der fünf Baumhäuser über einen Outdoor-Whirlpool und eine Panorama-Fensterfront und wird als das perfekte Nest für Jungvermählte inmitten der Natur angepriesen.
Die durch Stege miteinander verbundenen Baumhäuser haben jeweils eine große Terrassenlounge und werden über Treppen erreicht. Abgerundet wird der Aufenthalt im Baumhaus am See durch ein Frühstück, das für die Urlaubsgäste im Weidenkorb direkt auf die Terrasse hochgezogen wird.
Wer es etwas schlichter haben möchte und es vielleicht auch aufgrund von Höhenangst vorzieht, auf dem Boden zu bleiben, der kann in der Hotelanlage bei München im Sommer eines der vier originellen Schlaf-Fässer am Ufer des Sees für jeweils zwei Personen buchen.
Ausweichparkplätze für den Wipfelpfad
Nochmals zurück in den Steigerwald und hier zum Baumwipfelpfad: Eine weitere Folge des starken Besucherandrangs mit zeitweiser Überfüllung des großen Besucher- und Wandererparkplatzes ist die erforderliche Schaffung zusätzlicher Parkmöglichkeiten. Es hat sich gezeigt, dass speziell an Wochenenden und an Feiertagen die 350 Stellflächen für Pkws und die zehn für Busse hinten und vorne nicht ausreichen.
Die Folge des Massenansturms war dann bisher jedes Mal, dass Besucher ihre Autos kurzerhand auf dem parallel zur Bundesstraße 22 verlaufenden Radweg Ebrach-Breitbach abstellten oder auf die nächstbesten Forstwege und Felder auswichen. An der Errichtung von Ausweich- und Bedarfsparkplätzen führt deshalb kein Weg vorbei.
Um Abhilfe zu schaffen, wurde von den Bayerischen Staatsforsten der Bereich des sogenannten Spitzenbergs auf der gegenüberliegenden Seite der Bundesstraße 22 ausgeguckt. Hierzu soll auf die alten Holzlagerplätze für den Furnierholzverkauf zurückgegriffen werden.
Aber auch hier spielen die Belange des Naturschutzes hinein, das heißt die Pläne müssen noch diesbezüglich abgestimmt werden, so der Leiter des Ebracher Forstbetriebs, Ulrich Mergner, gegenüber dieser Redaktion zum aktuellen Stand der Dinge.