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WAIGOLSHAUSEN/BERGRHEINFELD: Behördenauflagen: Bercher Fasching wird beerdigt

WAIGOLSHAUSEN/BERGRHEINFELD

Behördenauflagen: Bercher Fasching wird beerdigt

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    Riesenstimmung: Das Foto zeigt eine Veranstaltung des „Bercher Faschings“ von 2011, als die TG 1848 der Veranstaltungsort war.
    Riesenstimmung: Das Foto zeigt eine Veranstaltung des „Bercher Faschings“ von 2011, als die TG 1848 der Veranstaltungsort war. Foto: Foto: Nova Music

    Der über die Grenzen der Region hinaus bekannte „Bercher Fasching“ wird sich am kommenden Faschingswochenende mit einer allerletzten Party von seinen Fans und der Narrenwelt verabschieden. Fast 30 Jahre lang veranstaltete Roland Hofmann, Chef des Nova Music Konzertbüros Grafenrheinfeld, den Kultfasching. 24 Jahre lang in der Bergrheinfelder Tennishalle, zwei Jahre bei der Turngemeinde 1848 in Schweinfurt und letztes Jahr erstmals in Waigolshausen.

    Wegen der jüngsten Behördenauflagen musste Hofmann den längst geplanten Auftritt der Band „Barbed Wire“ am Kultfreitag, 28. Februar, in der Mehrzweckhalle Waigolshausen ebenso absagen wie die Disconacht am Rosenmontag, 3. März, mit den Top-Szene-DJs Manuel Baccano und Pat Benedetti. Die vom Landratsamt verlangten „amtlich zugelassenen Sachverständigen für Lärmmessungen“ an den beiden Abenden seien mit Kosten von jeweils mindestens 4000 Euro nicht zu finanzieren gewesen, sagte Hofmann unserer Redaktion. So nimmt der legendäre Bercher Fasching am Samstag, 1. März, mit dem Auftritt der „Partyvögel“ bei der Dirndl-Party nun Abschied.

    Der Fasching fand bis 2010 stolze 24 Jahre lang in der Tennishalle Bergrheinfeld statt, „Bercher Fasching“ eben. In all den Jahren gab es keine größeren Probleme, was auch damit zu tun hatte, dass die Gemeinde noch selbst entscheiden konnte. Zuletzt musste eine solche Genehmigung aus „sicherheitsrechtlichen Gründen“ – vor allem Brandschutz – das Landratsamt erteilen. 2010 hatte die Behörde die Tennishalle trotz Bedenken unter schon strengen Auflagen noch einmal genehmigt.

    Wegen immer höherer Hürden kapitulierte Hofmann dann aber in Bergrheinfeld. „Ich war mehr mit Behördengängen beschäftigt als mit der Organisation der Party“, sagte Hofmann damals. Er hätte gerne in der Tennishalle weitergemacht, wechselte aber zur „Gemee“ nach Schweinfurt, einem anderen Faschings-Kultort. Aber: Statt der beantragten vier Veranstaltungstage (wie in Bergrheinfeld) genehmigte die Stadt Schweinfurt nur zwei.

    2012 fand der „Bercher Fasching“ zwar noch mal in Schweinfurt statt. Da wusste man aber schon, dass auch dieser Veranstaltungsort wegen der Sicherheitsauflagen nicht mehr in Frage kommt.

    Eine neue Heimat fand Hofmann 2013 in Waigolshausen. Ein Umbau und eine Sanierung der dortigen Freizeithalle nach dem Premierenfasching letztes Jahr machte ein Lärmschutzgutachten nötig. Die damit beauftragte Fachfirma kam dabei zu dem für Hofmann unerwarteten Ergebnis, dass „bei Rock- und Popmusikveranstaltungen oder vergleichbaren Musikintensitäten während der gesamten Veranstaltungsdauer zur Nachtzeit die Einhaltung der Auflage zu erfassen und zu dokumentieren ist“, wie es darin heißt. Diese Auflage war ein Innenpegel von maximal 95 dB(A), den lediglich „traditionelle Blaskapellen“ einhalten können, wie es ein Regierungsvertreter in einer Hofmann vorliegenden Mitteilung formuliert.

    Die vom Landratsamt Schweinfurt als Folge des Gutachtens nun verlangte Lärmmessung mit Kosten von mindestens 8000 Euro veranlasste Hofmann, die beiden genannten Termine abzublasen – noch rechtzeitig vor dem Druck der Plakate. Es bleibt ihm durch die kurzfristige Absage des mit dem TSV Theilheim geplanten Pop- und Rockabends am Freitag und der Disco mit dem Sportverein Waigolshausen als Kooperationspartner am Rosenmontag dennoch ein Verlust von 3000 Euro.

    Hofmann bedauert, dass seitens der Behörden immer mehr reguliert und verboten werde, „und das in einer oft kompromisslosen Art und Weise“. Das alles „macht einfach keinen Spaß mehr“. Er meint, dass solch strenge Regeln nicht sein müssten. In der Tennishalle Bergrheinfeld und im Freizeitzentrum Waigolshausen seien „Exempel statuiert“ worden, während in vielen, in der Regel veralteten Turnhallen, Mehrzweckhallen und/oder Pfarrheimen im Landkreis über Brandschutz- und Immissionsschutzauflagen hinweggesehen werde.

    Hofmann berichtet, dass die Gemeinde Waigolshausen nicht glücklich sei über das Ende des „Bercher Faschings“. Zum einen, weil dort problemlos „über 20 Jahre Bands von mir gespielt haben“. Zum zweiten wegen der „Beerdigung einer Kultveranstaltung“. Letztes Jahr kamen 1000 Besucher, alle waren glücklich und zufrieden. „Für alle Beteiligten war das auch finanziell positiv.“

    Die restriktiven Lärmschutz-Auflagen seien aber eine zu hohe Hürde. Hofmann erinnert an „die in den drei Jahrzehnten tollen Veranstaltungen“. Dass er als Gründer den „Bercher Fasching“ nun beerdigen müsse, nennt Hofmann „sehr enttäuschend“.

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