Einkaufen mitten im Ort, regional und rund um die Uhr – in Oberndorf kann das Wirklichkeit werden. Nach dem klaren Nein der Schweinfurter zu einem großen Einkaufszentrum am Ortsrand gibt es jetzt die Option zu einer echten fußläufigen Nahversorgung. Wenn die Stadt mitzieht, könnte schon im März der erste digitale 24-Stunden-Laden im Schweinfurter Stadtgebiet eröffnen.
Zwei Jungunternehmer aus Oberfranken, die Konzepte für solche Märkte und Software für Online-Shops unter dem Namen Arudu ("Alles. Rund um die Uhr") entwickeln, haben Interesse bekundet, in Oberndorf einen 24/7-Einkaufsmarkt zu eröffnen. Es wäre der Zweite in der Region: In Donnersdorf wurde bereits Ende Oktober dieses neuartige Konzept umgesetzt.
"Das ist etwas, das in die Zukunft weist", zeigt sich Bürgermeisterin Sorya Lippert begeistert von der Philosophie der beiden Jungunternehmer. Roland und Angela Merz vom Agenda-Arbeitskreis "Nachhaltigkeit in der regionalen Wirtschaft" hatten ein erstes informelles Treffen organisiert, an dem neben der Bürgermeisterin auch Baureferent Ralf Brettin und Volker Wedde, der unterfränkische Bezirksgeschäftsführer vom Handelsverband Bayern, teilnahmen. Und alle waren beeindruckt: "Da hätten wir eine echte Nahversorgung und was richtig Modernes in Schweinfurt", bringt es Roland Merz auf den Punkt.
Roland und Angela Merz ergriffen die Initiative
Seit 2014, als der Lidl-Markt im Ort schloss, hat Oberndorf keinen Nahversorger mehr. Alle Versuche, einen Nachfolgebetreiber zu finden, waren bislang vergeblich. Stattdessen sollte ein großes Einkaufszentrum mit Vollsortimenter, Discounter und Drogeriemarkt für den Stadtteil mit seinen knapp 2500 Einwohnern am Ortseingang von Oberndorf entstehen und dafür eine landwirtschaftliche Fläche überbaut werden. Das wurde mit einem Bürgerentscheid aber verhindert.
Oberndorf muss einen Nahversorger bekommen – mit dieser Aussage steht Bürgermeister Sebastian Remelé bei den Oberndorfern im Wort, weshalb die Agenda-2030-Aktivisten Roland und Angela Merz die Initiative ergriffen und mit der Firma Arudu nun "die Lösung" für Oberndorf gefunden haben.
Der Mini-Supermarkt soll in der Dorfmitte im Bereich des Feuerwehrhauses und des ehemaligen Gasthauses Schwarzer Adler entstehen, wo die Stadt Grundstücksflächen besitzt. Er besteht aus mehreren holzverkleideten Modulen, die komplett mit Inneneinrichtung geliefert werden. Auch die nötige Infrastruktur, wie die Versorgungsleitungen, ist bereits in den Modulen verbaut und muss nur angeschlossen werden.
180 Quadratmeter Verkaufsfläche angedacht
Insgesamt ist eine Verkaufsfläche von rund 180 Quadratmetern angedacht. Im Eingangsbereich soll es ein Café und eine Brotzeittheke geben. Das Warensortiment umfasst alle Produkte des täglichen Bedarfs, von frischem Obst und Gemüse bis hin zu Hygieneartikeln. "Da ist alles drin, was man braucht", sagt Roland Merz. Zusätzlich wird der Mini-Einkaufsmarkt von Direktvermarktern und lokalen Anbietern beliefert. Interessenten gebe es bereits.
Der Markt wird weitgehend ohne Personal betrieben. Die Kundinnen und Kunden erfassen ihre Einkäufe selbst an einer Scanner-Kasse. Was Bürgermeisterin Sorya Lippert besonders beeindruckt: Die Betreiber üben ein halbes Jahr lang mit älteren Bürgerinnen und Bürgern das digitale Einkaufen. In Donnersdorf werde das bereits praktiziert.
"Jetzt liegt es an der Stadt, die Chance für eine Nahversorgung zu nutzen", sagt Bürgermeisterin Sorya Lippert. Denn ein Punkt ist noch offen: die Finanzierung. Die Module für den Mini-Markt müssen erst einmal gekauft werden, können über den Mietpreis dann aber wieder refinanziert werden. Die Firma Arudu habe signalisiert, einen längerfristigen Mietvertrag abschließen zu wollen.
Bürgermeisterin Sorya Lippert will sich im Stadtrat für dieses Konzept starkmachen, gleichwohl der Haushalt aktuell wenig Spielraum für Investitionen zulasse. Eine Möglichkeit sieht sie, die Vorfinanzierung über die Hospitalstiftung abzuwickeln, deren Stiftungszweck ja gerade die Versorgung der älteren Bewohnerschaft sei. "Das wäre eine richtig gute Sache."