Benjamin Krug ist ein Kämpfer, der nach gesundheitlichen Niederschlägen nicht nur wieder aufsteht, sondern aufsteigt - bevorzugt auf Deutschlands höchsten Berg, die 2962 Meter hohe Zugspitze. Solche gesundheitlichen Niederschläge hat der 45-jährige Gochsheimer, Programmplaner bei ZF in Schweinfurt, wiederholt einstecken müssen.
Seine Vision "Die Krankheit überstehen und dann aus eigener Kraft auf die Zugspitze", hat ihm jedes Mal geholfen, nicht zu resignieren. So war es 2013, als er nach langer schwerer Krankheit den Zugspitz-Extremlauf absolvierte und auch 2019, als er von den Folgen eines schweren Skiunfalls genesen, gemeinsam mit seiner Frau Steffi die Zugspitze bestieg.
Jetzt hat er es wieder getan, und wieder war ein gesundheitlicher Schicksalsschlag Ursache für den Zugspitz-Lauf. Im September 2020 erhielt Krug die Diagnose "Akute myeloische Leukämie". Die aggressive Leukämie-Variante bremste den bislang so sportlichen Mann erneut völlig aus. Doch er hatte Glück, der passende Stammzellenspender wurde in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) gefunden.

"Ich muss weder mir noch jemand anderem etwas beweisen, aber nach dieser schwersten Prüfung im Leben muss ich wieder da hoch", schwor er sich im Vorfeld seiner dritten Zugspitz-Besteigung. Doch diesmal sollte es nicht nur ein Lauf der Hoffnung, sondern ein Lauf der Hilfe werden. Er holte die José Carreras Leukämie-Stiftung ins Boot, um auf das Thema Blutkrebs aufmerksam zu machen, dafür zu werben, sich typisieren zu lassen und Spenden für andere Betroffene zu sammeln. "Ich laufe auch für alle, die es nicht geschafft haben und dafür, dass alle, die diesen Kampf noch kämpfen müssen, eine Chance haben"
Die Berge: Für Benjamin Krug Quelle der Kraft und des inneren Friedens
Begleitet von einer Arbeitskollegin und deren Mann startete Krug am 12. Juli seinen Benefiz-Lauf. Die Route über die Partnachalm war hart und steil, die Lunge wurde gefordert, die Knochen schmerzten, doch schnell war es wieder da, "dieses Gefühl der Dankbarkeit und Demut, dies alles gerade erleben zu dürfen", schildert Benjamin Krug seine Eindrücke. "Ich war angekommen in den Bergen, die mir schon immer so viel bedeutet haben. Und mir in den schlechten Zeiten meinen inneren Frieden, aber auch die Kraft zum Weitermachen gegeben haben."

Krug, der vor seiner Leukämie-Erkrankung jede Woche viele Kilometer schwamm und lief, räumt ein, dass ihm schnell klar war, dass sein Zugspitz-Lauf diesmal für ihn körperlich und mental die größte sportliche Herausforderung seines Lebens werden wird. "Es gab Momente, da blieb ich stehen und habe mir gedacht, er ist vorbei, das schaffst du nicht mehr. Krankheit und die Therapie haben meinen Körper stark gezeichnet." Eine neue Erfahrung für den ehrgeizigen Sportler.
Doch seine Mitwanderer lassen ihm Zeit, sich zu sammeln. "Ab hier habe ich innere Gespräche geführt mit Menschen, die dieses Glück nicht hatten. Sie alle haben wie ich gegen diese Krankheit gekämpft und mussten leider vorausgehen", schildert Krug diese emotionalen Momente. "Ich bin kein religiöser Mensch, aber ich glaube, nein ich weiß, dass ihr mit mir da oben ward und mich hochgetragen habt."


So kämpft er sich trotz Knochenschmerzen und Muskelkrämpfen, aber mit vielen Erinnerungen im Herzen, Schritt für Schritt nach oben. "Meine körperliche Verfassung war nicht gut, aber mein Kopf war klar und hat gekämpft. Wie schon in der sehr kritischen Zeit der Chemotherapien, Bestrahlungen und der Stammzellentransplantation." Sein Wille und ein Telefonat mit seiner Frau Steffi geben ihm neue Kraft. Und erinnern ihn daran, dass er versprochen hat, kein zu hohes Risiko einzugehen. Am Schneefernerhaus, 300 Höhenmeter unter dem Gipfel, wurde dieses Risiko zu groß. "Durch die unkontrollierten Krämpfe wollte ich weder für mich noch für jemanden anderen ein Risiko beim Überqueren des Kamms sein. Die Gefahr hier abzustürzen war zu hoch."
Das Ziel, wieder auf die Zugspitze, auch wenn die letzten 300 Meter in der Seilbahn zurückgelegt wurden, ist geschafft. Für Benjamin Krug emotionale Momente und ein Wiedersehen mit seiner Familie. Auch zwei Kamerateams sind da. So wird der Moment etwa für die Spenden-Gala der José Carreras Leukämie Stiftung aufgezeichnet, die am 7. Dezember gesendet wird. "Ab hier habe ich nicht mehr viel mitbekommen, mein Fokus war auf meine Frau, mein Leben, meine Familie gerichtet. Sie ist das beste, was mir jemals passiert ist, ist die Kraft, die mich seit fast 28 Jahren vorantreibt, meine Frau, unsere Mädels und die Enkeltochter."

Den Zugspitz-Lauf unterstützenDank der Unterstützung zahlreicher Firmen und Privatpersonen aus der Region sind derzeit schon etwa 15.000 Euro für die José Carreras Leukämie-Stiftung zusammengekommen. Das online-Spendenkonto unter spenden.carreras-stiftung.de und die Spenden-Hotline Tel. (01802) 400100 bleiben geöffnet. Weitere Aktionen sind geplant. So wollen etwa die Gochsheimer Planpaare am Nachkirchweih-Samstag eine Aktion starten. hg