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SCHWEINFURT: Bier und Dörrplätz schmeckten

SCHWEINFURT

Bier und Dörrplätz schmeckten

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    Böse Zungen könnten vielleicht lästern „wenn's was zu essen und zu trinken gibt, kommen die Schweinfurter“. Das stimmt erstens so nicht ganz und zweitens saßen die vielen Besucher dieser Ausstellungseröffnung nicht nur an den Biertischen, die mitten in der Glashalle des Konferenzzentrums aufgebaut waren und kauten genüsslich am Dörrplätz zum frisch gezapften Bier – nein, viele schauten sich zwischendurch auch an, was die zwei engagierten „Edgars“ (Lösch und Kolb) zum Thema „Alte Schweinfurter Gaststätten“ aufgebaut hatten.

    Mit tatkräftiger Unterstützung der Museen und Galerien als Veranstalter und des Förderkreises Industrie-, Handwerk und Gewerbekultur, wie Edgar Lösch in seiner Ansprache betonte. Die Ausstellung läuft im Rahmen der Reihe „Made in Schweinfurt“ und zeigt in Ausschnitten, was Edgar Lösch in seinem druckfrischen Buch „Geschichte der alten Gasthäuser in Schweinfurt“ ausführlich darlegt.

    Ausgangspunkt für das 220-Seiten starke Werk war die große Postkartensammlung des Sammlers Edgar Kolb. Bei deren Anblick wurde Edgar Lösch, dem ehemaligen Leiter der Sanierungsstelle, bewusst, dass zwar viele bauliche Zeugen der Vergangenheit wieder zum Leben erweckt wurden, dass die Erinnerung an die alten Gasthäuser aber mehr und mehr verblasse und dass allenfalls ältere Schweinfurter mit Wehmut an die „Schranne“, die „Sonne“ oder den „Stern“ zurückdenken. Literatur über das Thema gab es nicht, nur die Postkarten.

    Also durchforstete Lösch die Konzessionsakten und frühere Veröffentlichungen im Stadtarchiv und bat die Bevölkerung um Mithilfe. Die Resonanz war überwältigend. Gerade die Nachfahren der alten Wirtsfamilien überhäuften ihn mit Fotos und Geschichten. „Der Leser erfährt im Buch wichtiges und unwichtiges, wie am Stammtisch“, scherzte Lösch bei der Ausstellungseröffnung.

    Alle 126 Gasthäuser werden vorgestellt, fast alle mit mehreren Fotos. Die meisten wurden im 19. Jahrhundert gegründet, heute existieren nur noch 30 davon. Lösch erzählt von den Familien und von den Vereinen, die sich in den Nebenzimmern trafen und auf diese Weise Kultur ins Gasthaus brachten. Er erinnert daran, dass es die Büttner waren, die als einzige das Recht hatten, Bier zu brauen und auszuschenken. Er schreibt über Schweinfurt als Weinstadt, über die Hockersteuer, die Gäste zahlen mussten, die nicht nach Hause wollten und über Essen, Trinken und Feiern.

    Die Ausstellung gibt zumindest eine Ahnung von diesen Zeiten, auch wenn die Glashalle des Konferenzzentrums nur wenig gemeinsam hat mit einem gemütlichen kleinen Lokal. Den beiden Edgars, vor allem Edgar Kolb, ist es gelungen, mit zahlreichen Exponaten ein wenig Wirtshausatmosphäre zu schaffen. Zwischen den Stellwänden stehen Vitrinen mit Krügen, typischem Wirtshausgeschirr und alten Flaschen. An einer Wand hängen Emailleschilder, in einer Ecke ist ein kleiner Biergarten aufgebaut. In der Mitte des Raums stehen Porträts bekannter Wirte und dann sitzt da auch noch das Schorschle herum, jene Handpuppe, mit der der Bauchredner und Wirt Adolf Grimmer, genannt der Stöß, im Biergarten seiner Gaststätte „Vier Quellen“ in der Deutschhöfer Straße Geschichten erzählte.

    Bliebe noch zu erwähnen, dass auch dem Oberbürgermeister Sebastian Remelé Bier und Brezn gemundet hat und dass er dieses Buch für einen wertvollen Beitrag über die Schweinfurter Geschichte hält. Er selbst habe beim ersten Durchlesen viel erfahren, was er noch nicht gewusst habe. Und er habe sich gleich daran erinnert, wie er als Schüler im „Wallbräu“ das Bier in Maßen genossen habe.

    Ausstellung „Alte Schweinfurter Gaststätten“ (Made in Schweinfurt IX), bis 24. Oktober, Konferenzzentrum Maininsel. Geöffnet täglich 10 bis 17 Uhr, Eintritt frei. Führungen mit Edgar Lösch und Edgar Kolb am 14. September, 17 Uhr, am 16. Oktober, 11 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. (0 97 21) 51 21 5. Das Buch zum Thema ist ab sofort in der Ausstellung und im Schweinfurter Buchhandel erhältlich, Preis 24,90 Euro.

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