Frischere Bio-Vollmilch dürfte es ab Samstag im Landkreis Schweinfurt nirgendwo geben als an der Milchtankstelle Göbel. Das kleine Holzhaus steht am neuen Kaltluftstall am Radweg Richtung Poppenhausen. Um 10 Uhr wird sie eröffnet. Der erste Kunde erhält einen Liter Milch gratis.
Direkt neben dem Wirtschaftsgebäude stehen in kleinen Buchten auch drei Jungtiere, frisch auf die Welt gebracht. Sie staksen auf ihren ungelenkigen Beinen ans Gatter und lassen sich gerne streicheln. So ist auch für die Kinder der Weg zum Milchholen attraktiv.
Ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Auto, die Milchtankstelle ist gut zu erreichen. In dem kleinen Raum liegen neben den Informationen zur Zapfstelle auch Rezepte aus, so dass der Appetit zur Weiterverarbeitung gleich geweckt wird. Zum Beispiel auf Käsekuchen! Aus dem großen Tank im Nachbargebäude wird die Milch täglich frisch in den Automaten eingebracht. Und die Kunden können die Entstehung ihrer Milch mit eigenen Augen nachvollziehen. Das stehen die mächtigen Tiere am Futter und kauen in aller Seelenruhe oder sie genießen es, sich an der Streichelbürste massieren zu lassen.
„Eine Kuh ist ein ganz gescheites Vieh!“, erklärt Stefan Göbel. Sie hätten sofort herausbekommen, wie die Bürsten funktionieren. Er erzählt, dass momentan die Milch von 45 Kühen produziert wird, der Betrieb arbeitet nach den strengen Richtlinien von Naturland. Im Jahr 2008 stieg er auf biologische Bewirtschaftung um.
Der neue Stall hat Platz für 100 Tiere. Die männlichen Jungtiere werden an Mastbetriebe weiterverkauft, die weiblichen für die Milchproduktion in den Bestand mit aufgenommen. 80 Prozent dessen, was auf den Feldern wächst, werde für die Tiere verwendet, ein Teil Getreide auch verkauft, so Göbel. Ein Kaltluftstall sei für die Tiere ideal. „Kühe produzieren durch die Verdauung extrem viel Eigenwärme und fühlen sich bei minus 10 Grad wohler als bei 30 Grad plus.“ Im neuen Kaltluftstall hätten seine Kühe bei gleichem Futter täglich zwei Liter Milch mehr gegeben. Sie bekommen jeden Tag Grünfutter zu fressen, im Winter Heu und Silage. Gemolken wird morgens und abends. Eine Milchkuh kann 14 Jahre alt werden.
Für die gute Selbstversorgung bietet sich die eigene Landwirtschaft natürlich an. Göbels Lebensgefährtin Inge Back bewirtschaftet dazu auch einen Hausgarten. Sie freut sich über die abgeschlossenen Bauarbeiten und plant schon weitere Entwicklungen mit ein. Ein Hühnerstall ist als nächstes vorgesehen. „Es ist wichtig, zu sehen, wo die Lebensmittel herkommen“, so Back, „je näher und frischer, umso besser.“
Man bekomme wieder einen persönlichen Bezug zu den Dingen und könne ihren Wert besser schätzen. Möglichkeiten für die Zukunft gäbe es auch in Sachen Käseherstellung. Danach sei sie schon oft gefragt worden. Damit die Hygienebedingungen erfüllt würden, käme der Einsatz eines Käseautos in Frage.
Zunächst soll aber noch eine Beschilderung den Weg zur Milchtankstelle erleichtern. Die Kunden sollten ihre Milchflaschen selbst mitbringen, um an der leicht zu bedienenden Maschine ihren Bedarf zu zapfen. Vielleicht bleibt ja dann noch Zeit zum Kälbchenstreicheln oder für ein paar freundliche Worte an die klugen Kühe. Die freuen sich dann nämlich auch.