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SCHONUNGEN: Blaues Öl aus gelben Blüten

SCHONUNGEN

Blaues Öl aus gelben Blüten

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    Die Schonunger Apotheke wurde 1870 begründet und befindet sich seit drei Generationen im Besitz der Familien Schmid und Schumm, die liebevoll Mobiliar, Literatur und Gebrauchsgegenstände aus der vergangenen Zeit aufgehoben und nach Anfrage der Öffentlichkeit im Kleinen Apothekenmuseum, Schonungen, Sortierstraße, zugänglich gemacht haben.

    Seniorchef Fritz Schumm, der die Führung übernimmt, erklärt den Kindern zunächst die Standgefäße und deren Beschriftung. Diese wurden früher täglich in der Apotheke benutzt. Schumm erhitzt Wasser und getrocknete Kamillenblüten in einem etwa 100 Jahre alten Destillierapparat. Staunend sehen die Kinder zu, wie blaues Öl aus den gelben Blüten extrahiert wird. Nur die echte Kamille enthält heilkräftiges, blaugefärbtes Azuleen. Die Apotheker können so die Qualität der Kräuter prüfen, erklärt Schumm. Vielerlei Apparate sind ausgestellt, die alle noch funktionieren. Jedoch erfordern die jetzt in der Apotheke gebräuchlichen modernen Prüfgeräte weniger Zeit und Arbeitsaufwand.

    Im Museum stehen die alten mechanischen Waagen, eine davon kann bis auf ein Zehntausendstel genau wiegen. Für die Kinder ein unvorstellbarer Wert. Die so genannte Drogensammlung des Museums besteht aus rund 120 Kräutern. „Das war bis etwa 1970 Standard.“ Die Kräuter werden als Tee, auch in Mischungen, abgegeben oder als zubereitete Tinkturen.

    Bei den Arzneimitteletiketten aus einem Zeitraum von 100 Jahren fällt den Kindern auf, dass auch Tiermedizin von den Apothekern hergestellt wurde. Mit Interesse verfolgen die Kinder, wie das automatische Bestellsystem mit Lochkarten für Arzneimittel funktioniert, das bis vor 20 Jahren hier in Schonungen in Gebrauch war. Auch ein etwa 100 Jahre altes Briefsiegel und die Apothekenkasse aus dem Jahre 1938, eine schlichte runde Holzschale von rund zehn Zentimetern Durchmesser, ist noch vorhanden.

    Aus der umfangreichen Büchersammlung greift Fritz Schumm das erste deutsche Arzneibuch von 1882 heraus und zeigt es den Kindern. Ab diesem Jahr mussten alle in dem Buch aufgeführten Arzeneien in ganz Deutschland nach gleichem Rezept hergestellt werden. „Heute ist das eine kleine Scheibe“, sagt Schumm und die Kinder verstehen sofort: „eine DVD“.

    Auch die Notzeit der Kriegsjahre von 1939 bis 1945 spiegelt sich im Museum wieder. Schumm blättert mit den Kindern in einem handgeschriebenen Büchlein mit Rezepten, nach denen der Großvater, Apotheker Karl Schumm, Arzneien mit Austauschstoffen herstellen konnte. Die wirtschaftliche Lage, erzählt Schumm, war damals in Deutschland so schlecht, dass nicht einmal mehr alle Grundstoffe für Medikamente zu beschaffen waren.

    Im Maschinenraum surrt die Kugelmühle und die Rührmaschine für die Salbenherstellung rührt Creme geschmeidig. „Wie eine Küchenmaschine“, rufen die Kinder. In einer großen Schüssel konnten von Hand mit einem klobigen Mörser auf einmal zehn Kilo Grundmasse zu Salbe verarbeitet werden.

    „Wofür braucht der Apotheker Benzin?“, fragt Christopher verwundert am Ende des Rundganges durch das Museum, als Schumm auf die Aufbewahrungsflaschen für feuergefährliche Flüssigkeiten im Maschinenraum hinweist. „Zur Wunddesinfektion“, antwortet der Apotheker. Zum Schluss geht es in die heutigen, modern eingerichteten Apotheken-Räume, wo vor allem Rohrpost und der Kommissionierer – ein elektronisch gesteuertes Lagersystem – die Kinder, faszinieren.

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