Es war ein einschneidender Moment in der langen Geschichte der Stadt Schweinfurt, als im September 2014 der letzte Fahnenappell der amerikanischen Streitkräfte in der Ledward Kaserne stattfand und diese nach Jahrzehnten des guten Zusammenlebens mit den Menschen vor Ort den Standort verließen. Am 14. September gibt es anlässlich des zehnten Jahrestages ab 14 Uhr einen Festakt an der Panzerhalle 237 in der Ledward Kaserne.
Erinnert wird an die lange amerikanische Tradition in Schweinfurt, aber auch daran, was in einem Jahrzehnt Konversion bereits alles gelungen ist. Denn der Begriff "Turbokonversion", den Oberbürgermeister Sebastian Remelé (CSU) in Bezug auf die vielen Baumaßnahmen und Entwicklung von neuem Wohnraum in der Stadt verwendet, trifft tatsächlich zu. Ein Überblick, was in den einzelnen Gebieten bisher passierte und in den nächsten Jahren noch gebaut wird.

Ledward Kaserne entlang der Niederwerrner Straße
Die ehemalige Panzerkaserne wurde in den 1930er-Jahren von den Nationalsozialisten gebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg von der amerikanischen Armee genutzt. Hier ist die größte Veränderung in Sachen Konversion im Vergleich zu früher besonders sichtbar, denn fast alle der früheren Maschinenhallen sowie das ehemalige PX-Kaufhaus wurden abgerissen. Die früheren Mannschaftsgebäude entlang der Niederwerrner Straße wurden saniert und werden teilweise für Geflüchtete genutzt oder wurden vom Studentenwerk Würzburg zu Studentenwohnungen umgebaut.
Das Areal ist insgesamt 26 Hektar groß und hat zwei Eigentümer. Zum einen auf rund zehn Hektar Fläche im Nord-Westen die Stadt Schweinfurt, zum anderen den Freistaat Bayern, der in der Kaserne die Technische Hochschule Würzburg-Schweinfurt erweitert. Bereits eröffnet ist das neue Gebäude der Fakultät der Wirtschafts-Ingenieure, in den kommenden Jahren entstehen weitere Gebäude für die Robotik und den i-Campus. Wenn alles fertig ist bis Anfang 2030, werden hier bis zu 3000 internationale Studierende zweisprachig unterrichtet. Bereits vor drei Jahren eröffnet wurde die Carus-Allee, ein grünes Band, das sich von Ost nach West durch die Kaserne zieht.

In aller Munde war die Ledward Kaserne in den vergangenen Jahren aber auch wegen der letztlich aus finanziellen Gründen abgesagten Landesgartenschau 2026. Diese war, wie der TH-Campus, schon seit 2015 das eigentliche Ziel der Entwicklung dort. Gleichwohl gab es über die Frage, ob eine Landesgartenschau der Stadt nützt oder nicht, Streit in der Kommunalpolitik und auch zwei letztlich gescheiterte Bürgerentscheide. Nach der Absage der Landesgartenschau wird nun ein großer Bürgerpark auf der Fläche geplant, der 2028 eröffnet werden soll. Bis dahin wird auch die Panzerhalle 237 saniert sein. Im Areal rund um den Ehrenhof entsteht in den nächsten Jahren auch ein neues Technologie- und Gründerzentrum.

Bellevue, vormals Askren Manor, entlang des John-F.-Kennedy-Rings
28 Hektar groß ist der neue Stadtteil Bellevue, den die Amerikaner bereits in den 1950er-Jahren als Askren Manor für die Familien der Soldatinnen und Soldaten bauten. Hier findet der meiste Wohnungsbau statt, beginnend mit dem Abriss eines Großteils der alten Gebäude ab 2017. Eine Besonderheit in dem Gebiet sind die früheren Offiziers-Häuser im Süden, die alle innerhalb kürzester Zeit vermarktet wurden. Durch den alten Baumbestand dort erinnert die Straße an klassische Wohngebiete in den USA.
Verschiedene Bauträger wie die städtische Wohnungsbaugesellschaft SWG oder ein Zusammenschluss der Baufirmen Riedl und Glöckle sorgten für neue Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, auch ein kleines Baugebiet für Privateigentümer wurde geschaffen. Wenn alles bezugsfertig ist, bietet Bellevue Platz für bis zu 3000 neue Mitbürgerinnen und Mitbürger. Derzeit wird neben weiterem Wohnraum der neue Park gebaut, in den nächsten Jahren soll auch der Amerika-Platz umgestaltet werden.

Eines der größten Bauprojekte der Stadt derzeit neben der Sanierung des Theaters ist der Neubau der Körnerschule im Norden von Bellevue für rund 30 Millionen Euro. Hier wurde die frühere Elementary- und Middle School der Amerikaner abgerissen. Es entsteht eine neue Grundschule mit Zweifach-Turnhalle und Hort, Eröffnung ist im September 2025. Außerdem gibt es nun auch nach Norden zur Bundesstraße 303 eine Anbindung.

Kessler Field und Yorktown Village
Das 20 Hektar große Gebiet oberhalb der Ledward Kaserne grenzt an den Hainig an. Im südlichen Teil gibt es eine neue Nutzung für die ehemalige Bowling-Halle, eine alte Turnhalle ist nun Heimstatt der DDC. In den nächsten Jahren wird es in zwei Bereichen größere Bautätigkeit geben: Zum einen entsteht das sogenannte Klimadorf Kessler Field mit fünf Wohnblocks, zum anderen gibt es vor allem auf dem ehemaligen Baseball-Feld ein neues Wohngebiet. Die Heerestraße, die direkt neben dem Kessler Field verläuft, wird zukünftig die Erschließungsstraße sein. Die ehemalige US-High-School ist heute das Gebäude der International School Mainfranken.
Bundesweite Bekanntheit hat Yorktown Village, eine kleine Wohnsiedlung mit 64 Doppelhaushälften, die die Amerikaner Ende der 1980er-Jahre bauten, im Winter 2016 erlangt. Damals wurden in einer großen Verlosung die Doppelhaushälften verkauft, das Interesse war mit 896 Bewerbungen riesig. Mittlerweile sind die Häuser fast alle saniert, in Richtung Mönchskutte und Pfannäcker ist auch ein kleines neues Wohngebiet zur Abrundung entstanden und bereits vollständig bebaut.

Conn Barracks in Geldersheim
Die Conn Barracks sind ein 200 Hektar großes Gebiet, das zu einem kleinen Teil auf Schweinfurter Gemarkung liegt, ansonsten zu den Gemeinden Geldersheim und Niederwerrn gehört. Im Norden der Conn Barracks liegt das Anker-Zentrum für Geflüchtete. Der Zweckverband bemüht sich derzeit darum, das Gebiet komplett von der Bundesimmobilienverwaltung zu kaufen, um dort in den nächsten Jahren einen großen Gewerbepark zu errichten, der im Interesse Schweinfurts ist, wo es kaum noch freie Gewerbeflächen gibt.