Fleecedecken für 2 Euro, Edelstahl-Isolierbecher für 8 Euro, 5,2 Kilogramm Waschmittel für 15 Euro – die Sonderangebote und Begrüßungsgeschenke von "Tedi" lockten am frühen Donnerstagmorgen die Schweinfurterinnen und Schweinfurter an den Jägersbrunnen. Der Non-Food-Discounter hat im Erdgeschoss des seit Januar leerstehenden Galeria-Kaufhaus-Gebäudes eine neue Filiale eröffnet, die dritte in Schweinfurt und mit 1500 Quadratmetern Verkaufsfläche die größte.
Punkt 8 Uhr gehen die Türen auf und die Leute stürmen ins Geschäft. Jeder Kunde, jede Kundin bekommt einen Einkaufskorb in die Hand gedrückt, der nach dem Durchstöbern der vielen, langen Regale meist gut gefüllt ist. Suchen, Finden und der Überraschungsmoment ist Tedis Erfolgsprinzip. Der Kunde kauft am Ende meist mehr, als er geplant hat.
Verkommt die Stadt zur Ramsch-Meile?
Die Geiz-ist-Geil-Mentalität, zunehmende Armut und Leerstände in Innenstädten, lassen die Billigläden boomen. Jetzt auch in Schweinfurt. Verkommt die Stadt also zur Ramsch-Meile? Zweite Bürgermeisterin Sorya Lippert, die zur Eröffnung Glückwünsche überbringt, hebt die positive Seite dieser Neueröffnung hervor. "Es ist gut, dass wieder Leben in dem Gebäude ist, dass einfach was da ist", sagt sie. Und sie verweist auf eine große Klientel in der Stadt, die hier angesprochen werde.
"Wo wir eröffnen, sind die Städte sehr glücklich, weil wir Leben in die Innenstadt bringen", betont auch Aysel Aras, Tedi-Verkaufsleiterin für den Vertrieb Süd. Das Unternehmen hat die Insolvenz von Galeria Karstadt Kaufhof genutzt und acht Filialen im Paket angemietet: in Kempten, Hildesheim, Pforzheim, Reutlingen, Wuppertal, Siegburg, Darmstadt und Schweinfurt.

Das Schweinfurter Gebäude, das Anfang der 1960er-Jahre als Filiale der Kaufhaus-Kette Horten eröffnet wurde, gehörte zuletzt einem Luxemburger Immobilien-Fonds, der an den Duisburger Projektentwickler Fokus Development verkauft hat. Auf der Immobilienmesse Expo Real in München hatte dieser im Oktober bekanntgegeben, dass man eine weitreichende neue Entwicklung plane. Kauf- und Parkhaus sollen in den nächsten Jahren größtenteils abgerissen und in drei neuen Gebäuden mit insgesamt 24.000 Quadratmeter Fläche Wohnungen, Büros und Hotel entstehen. Für Einzelhandel sind rund 3500 Quadratmeter vorgesehen. Konkrete Zeit- und Baupläne gibt es bisher nicht.
Tedi will bleiben, "solange wir dürfen"
Tedi hat sich laut Bereichsleiterin Aras erstmal vorübergehend "über den Winter 2025" eingemietet, will aber bleiben, "solange wir dürfen". Dass das Geschäft laufen wird, davon ist man überzeugt. Das Schweinfurter Zentrum sei ein beliebter Shoppinghotspot. Die Filiale sei mit dem ÖPNV gut erreichbar. Und auch Parkplätze stehen ausreichend zur Verfügung, heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens. Bereichsleiterin Aras verweist zudem auf das moderne, großzügige Ladenkonzept, das ein angenehmes Einkaufserlebnis biete.
Nach Angaben des Unternehmens umfasst das Sortiment 17.000 Artikel, von Haushalts- und Schreibwaren über Party- und Geschenkartikel bis hin zu Bastelsachen und Dekoobjekten. 25 Beschäftigte arbeiten in der neuen Schweinfurter Filiale, drei in Vollzeit. Weitere Mitarbeitende werden noch gesucht.
Die Billig-Branche boomt. Marktführer Tedi eröffnet nach eigenen Angaben jede Woche im Schnitt drei neue Geschäfte. "Wir sind in 15 europäischen Ländern mit über 3200 Filialen vertreten", sagt Aras. Sie selbst betreut 1000 Filialen.
Tedi entstand im Jahr 2004 als gemeinsames Projekt von Jost-Stefan Heinig und der Tengelmann-Gruppe. Die erste Filiale wurde im nordrhein-westfälischen Hagen eröffnet. Heute gehört das Unternehmen vollständig der B.H. Holding um Jost-Stefan Heinig, der mit den Discounterketten Tedi, Kik und Woolworth ein milliardenschweres Handelsimperium geschaffen hat.