Es gibt keine Beschlüsse, jedoch ungezählte Vorschläge und Forderungen sowie ähnlich viele Interessensvertreter, die wissen, was aus dem Truppenübungsplatz Brönnhof werden sollte. Den Stand der Dinge zu klären, hatte sich am Donnerstagabend im Nebenraum der Gaststätte Brauhaus am Markt (Schweinfurt) die Waldschutzgemeinschaft Schweinfurt e.V. vorgenommen, die eine forstliche Nutzung der Waldflächen favorisiert.
Mit Interesse wurde zur Erkenntnis genommen, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) für die Freiflächen einen verstärkten Natur- und Landschaftsschutz bevorzugt, der den Bau von Wind- und Solarkraftanlagen ausschließt. Das letzte Wort ist jedoch längst noch nicht gesprochen, denn die BIMA hat zwar 750 Hektar im alleinigen Besitz (darunter (300 Hektar Freifläche), bei den 538 Hektar einer Ganerbengemeinschaft (zumeist Wald) haben die Stadt Schweinfurt und die Waldschutzgemeinschaft als Anteilseigner (zusammen nur ein Prozent) jedoch ein gewichtiges Wort mitzureden.
Vorsitzender Wolf Pösl sprach von der „heißen Phase“, die mit dem Abzug der Amerikaner und der Nachfolgenutzung ab Oktober bevorstehe. Im Grundsatz gilt dann die Vorkriegssituation des Jahres 1936. Die Gemeinden, die Stadt und der Freistaat können dann wieder voll über ihre Grundstücke verfügen. Die bestehenden Nutzungsverträge werden gelöscht. Kompliziert ist die Situation auf dem Gebiet der Ganerbenschaft, das die meisten Waldungen im Westen des Truppenübungsplatzes (zwischen Hambach und Rannungen/Maßbach) umfasst. Zwar hat die BIMA fast alle Anteile der Ganerbengemeinschaft (99 Prozent), doch alle Beschlüsse müssen mit den beiden kleinen Partnern in hundertprozentiger Übereinstimmung getroffen werden. Die Bundesforstverwaltung Reußenburg (Vertreter des Bundes) hülle sich bislang in Schweigen, so Pösl. Die Gemeinden Üchtelhausen und Dittelbrunn (auf deren Gemarkungen der Großteil des Übungsplatzes liegt) hätten sich bereits für die Bereitstellung von Flächen für die Erzeugung regenerativer Energien ausgesprochen, so der Vorsitzende weiter, der die Stadt auffordern will, Kaufinteresse am Besitz der Ganerbenschaft anzumelden.
Die Versammlung beauftragte Pösl, in dieser Sache aktiv zu werden und Oberbürgermeister Sebastian Remelé anzuschreiben. Auch soll der Stadtrat zu einer Ortsbesichtigung (in Zusammenarbeit mit dem städtischen Forstamt) eingeladen werden.
Edo Günther, Kreisvorsitzender Bund Naturschutz, informierte, dass die BIMA ihre 750 Hektar der Naturstiftung „David“ und damit dem nationalen Naturerbe überlassen wolle. Folge der Vollzug, dann sei auf diesen Flächen jede Art von Energiegewinnung ausgeschlossen. Die Freiflächen könnten dann beispielsweise durch eine Schäferei bewirtschaftet werden, so Günther. Pösl kündigte in diesem Zusammenhang ein Informationsgespräch mit der BIMA am 26. Mai an.
In der Aussprache wurden Fakten zur Geschichte des Brönnhofs gesammelt. Danach wurden die Eigentümer des Hofes in den Jahren 1936/37 enteignet. Die Heeresstraße (bis zur Panzerkaserne in Schweinfurt) wurde ab 1938 gebaut. Gleichzeitig fanden Rodungen zur Vergrößerung der bislang landwirtschaftlich genutzten Freiflächen (die wie der Hof vor allem in der Senke lagen) statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Freiflächen vorübergehend nochmals landwirtschaftlich genutzt, ehe die Amerikaner den Übungsplatz 1955 übernahmen.
In der Versammlung wurde mehrfach angesprochen, dass der Truppenübungsplatz schon jetzt zu 75 Prozent seiner Fläche unter Natur- und Landschaftschutz steht. Eine Verschärfung dieser Bestimmungen auf den Freiflächen wurde allgemein begrüßt. Als mögliches Gelände für Windkraftanlagen wurden die Randbereiche zwischen den Waldungen und den Freiflächen ausgemacht.
Unter dem Tagungsordnungspunkt Neuwahlen wurde der bisherige Vorstand bestätigt: Vorsitzender bleibt Wolf Pösl, Stellvertreter ist Hans-Ulrich Swoboda (Leiter des städtischen Forstamtes), zweiter Stellvertreter wurde erneut Fritz Ritzmann.
Truppenübungsplatz Brönnhof
Der Brönnhof ist der drittgrößte Übungsplatz der US Army in Europa und liegt auf dem Gebiet der Gemeinden Üchtelhausen, Dittelbrunn und Maßbach. Er umfasst eine Fläche von 2600 Hektar und besteht aus einem bewaldeten Außenbereich und einem lichten, von befestigten Feldwegen durchzogenen Innenbereich. Nur die Hauptwege sind asphaltiert. Der Großteil der Bebauung (Leichtmetallhallen und Verwaltungsgebäude) befindet sich im Norden im Camp Robertson. Diese Anlage ist umzäunt und bietet Sportanlagen und Hindernisparcours. Übers Gelände sind zudem Unterstände und Aussichtstürme verteilt. So summieren sich 104 Gebäude und Einrichtungen. Die Freiflächen bestehen aus Magerrasen, Extensivwiesen, Brachen und Feuchtflächen. Die Wälder gelten als strukturreich. Unter den geschützten Tierarten kommen vor: Hartmanns Segge, Bechsteinfledermaus, Zwergmaus, Rauhfußkauz, Hohltaube, Mittelspecht, Kammmolch, Kleine Pechlibelle und der Wachtelweizen-Scheckenfalter.