„Entweder lag es am Gerüst oder am Baugrund. Oder an beidem.“ Professor Armin Löhr von der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt äußert sich zwei Tage nach dem Einsturz eines Teilstücks der im Bau befindlichen neuen Autobahnbrücke an der A 7 nahe Werneck (Lkr. Schweinfurt) zu den möglichen Ursachen. Vergleichbare Fälle seien nicht selten Folge einer Kette von Fehlern gewesen.
- Wer ist schuld am Brückeneinsturz bei Werneck? Erste Erklärungsversuche von Professor Armin Löhr.
Wie berichtet, hatte sich das Unglück am Mittwoch kurz vor 16 Uhr ereignet. Dabei war ein Bauarbeiter ums Leben gekommen, 14 weitere waren verletzt worden, elf von ihnen schwer. Ihr Gesundheitszustand sei unverändert, teilte ein Sprecher der Polizei am späten Freitag mit. Die Kreisstraße 12, die Zeuzleben mit Schraudenbach verbindet und auf die Brückenteile gefallen sind, wird nach Polizeiangaben noch für Wochen gesperrt bleiben. Wann die Aufräumarbeiten beginnen können sei noch unklar, teilte die Autobahndirektion Nordbayern (Nürnberg) mit.
Ursache des Einsturzes wird in mehreren Monaten geklärt
Die Ermittler haben die Unglücksstelle zur Beweissicherung beschlagnahmt. Sachverständige sind eingeschaltet, die Ursache des Brückeneinsturzes wird frühestens in mehreren Monaten geklärt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Schweinfurt wird es so lange dauern, ein Gutachten zu erstellen. „Ich rechne damit nicht vor einem Vierteljahr“, sagte die Leitende Oberstaatsanwältin Ursula Haderlein am Freitag. Die Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet.
Eine Balkenbrücke aus Spannbeton – Methode weit verbreitet
Bei der neuen Talbrücke Schraudenbach handelt es sich um eine Balkenbrücke aus Spannbeton, robust, massiv und nach Angaben der Autobahndirektion im Brückenbau „am weitesten verbreitet“. Dabei wird eine Schalung auf ein Traggerüst montiert, eine Stahlarmierung eingebracht und die Konstruktion dann mit Beton ausgegossen.
Für beauftragte Firma waren Arbeiten kein Neuland
Spannbeton-Experte Armin Löhr schätzt das Gewicht des Betons auf 1200 bis 1500 Tonnen. Ob das zu viel Gewicht war für den vom Regen der vergangenen Tage aufgeweichten Untergrund, werden Sachverständige vor Ort klären müssen. Ebenso die Frage, ob die Tragfähigkeit des Gerüsts richtig berechnet war. Die mit den Arbeiten beauftragte Firma Max Bögl habe jedenfalls „kein Neuland betreten“ und beschäftige gutes Personal, sagt Löhr und lobt das „Vier-Augen-Prinzip“, das an Großbaustellen in Deutschland gelte.
Die Baufirma erhält Rückendeckung von der Gewerkschaft. „Das alteingesessene Unternehmen gehört zu den besten Baufirmen in Deutschland“, sagte der Regionalleiter der IG Bauen Agrar Umwelt, Hans Beer. Bögl sei eine „überaus seriöse Firma“, bei der die einschlägigen Vorschriften zur Arbeitssicherheit genau eingehalten würden. Die Firmengruppe aus Neumarkt bei Nürnberg investiere regelmäßig ins Unternehmen und beschäftige rund 6000 eigene, gut ausgebildete Fachkräfte.