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OBERSCHWARZACH: Buchrestaurierung kostete fast 2000 Euro

OBERSCHWARZACH

Buchrestaurierung kostete fast 2000 Euro

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    Sie freuten sich über das restaurierte Flurkataster: Kreisarchivpfleger Hilmar Spiegel aus Zeilitzheim (links), Oberschwarzachs Bürgermeister Manfred Schötz (Mitte) und der Archivbeauftragte der Marktgemeinde Oberschwarzach Erich Müller.
    Sie freuten sich über das restaurierte Flurkataster: Kreisarchivpfleger Hilmar Spiegel aus Zeilitzheim (links), Oberschwarzachs Bürgermeister Manfred Schötz (Mitte) und der Archivbeauftragte der Marktgemeinde Oberschwarzach Erich Müller.

    Der Schatz der fast verloren war kehrt zurück“ – mit diesen Worten überreichte ein sichtlich begeisterter Kreisarchivpfleger Hilmar Spiegel aus Zeilitzheim das frisch restaurierte Flurkataster der Gemeinde Kammerforst aus dem Jahre 1789 an Oberschwarzachs Bürgermeister Manfred Schötz.

    Dieser konnte im Rathaus, zusammen mit dem Archivbeauftragten der Marktgemeinde Oberschwarzach Erich Müller, einen ersten Blick auf das Ergebnis der mehrmonatigen Restaurierung werfen. Und wie Spiegel waren auch diese beiden davon beeindruckt, was Restauratorin Christine Kammerl aus Weißenburg in den vergangenen Monaten gelungen war. Für Spiegel ein Unikat und eine Meisterarbeit.

    Auch wenn mit Kammerl eine Spezialistin in Sachen Buchrestaurierung gewonnen werden konnte, war mit einem solchen Ergebnis nicht unbedingt zu rechnen, erklärte Spiegel. Denn das historische Buch befand sich in einem äußerst schlechten Zustand. Aufgrund der Lagerung in feuchten Räumen hatte die ursprünglich genutzte, stark eisenhaltige Tinte, dem Flurkataster mit der Zeit sehr stark zugesetzt. Das Buch, das in den 1970er Jahren zufällig in einem Holzstapel gefunden worden war, war aufgequollen und Papierfraß hatte eingesetzt.

    Papier und Schrift porös

    Das Buch, das in den 1970er-Jahren zufällig in einem Holzstapel gefunden worden war, war aufgequollen und Papierfraß hatte eingesetzt.
    Das Buch, das in den 1970er-Jahren zufällig in einem Holzstapel gefunden worden war, war aufgequollen und Papierfraß hatte eingesetzt. Foto: Repro: Gudrun Theuerer

    Nicht nur das Schöpfpapier, sondern auch die Schrift war durch die zersetzten Eisenteile der Tinte porös geworden. Spiegel empfahl daher der Marktgemeinde für diese komplizierte Restaurierung jemanden mit langjähriger Erfahrung zu beauftragen.

    So war dieser Auftrag auch eines der aufwändigsten Projekte für Kammerl in diesem Jahr und beschäftigte sie insgesamt mehr als vier Monate.

    Mit sichtlichem Vergnügen wurde im restaurierten Flurkataster geschmökert.
    Mit sichtlichem Vergnügen wurde im restaurierten Flurkataster geschmökert. Foto: Gudrun Theuerer

    Die beim Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München ausgebildete Papier- und Einbandrestauratorin hatte das Buch zunächst zerlegt, die Seiten einzeln auseinander gezogen, sie neutralisiert und danach gereinigt. Weiterhin wurden Fehlstellen ergänzt und anschließend die rund 500 Blätter getrocknet.

    Vor dem Pressen musste die Oberfläche der Seiten mit einer Pinzette möglichst vorsichtig geglättet werden. Nach der Trocknung wurde dann jede der Seiten mit durchsichtigem Japanpapier von zwei Seiten hauchdünn unterlegt und später mit einer Schere von Hand zugeschnitten, denn auch die ursprünglichen Schnittkanten waren ja nicht zu 100 Prozent gerade.

    Japanpapier, Leim und ein Glätteisen

    Kleine Risse am Blattrand beseitigte sie ebenfalls mit Japanpapier, Leim und einem speziellen Glätteisen direkt am Buchblock. Für Kammerl selbstverständlich, dass bei einem Buch aus dem Jahre 1789 auf keinen Fall mit Selbstklebeband oder ähnlichem gearbeitet wird.

    Nach der Trocknung wurde jede der Seiten mit durchsichtigem Japanpapier von zwei Seiten hauchdünn unterlegt und später mit einer Schere von Hand zugeschnitten.Fotos: Gudrun Theuerer
    Nach der Trocknung wurde jede der Seiten mit durchsichtigem Japanpapier von zwei Seiten hauchdünn unterlegt und später mit einer Schere von Hand zugeschnitten.Fotos: Gudrun Theuerer Foto: Gudrun Theuerer

    Der Ledereinband ist nach der Behandlung einerseits kaum wiederzuerkennen, denn der untere Teil war zuvor aufgequollen und nur noch teilweise vorhanden. Andererseits wurde alles erhalten was erhalten werden konnte, sodass der ursprüngliche Charakter des Buches nicht verloren ging. Der Einband wurde dafür komplett abgezogen und später wieder aufgebracht. Die bestehenden Verzierungen blieben erhalten und wurden zum Teil ergänzt. Neu sind lediglich die hellen Lederstreifen die am Einband befestigt wurden.

    Knapp 2000 Euro investiert

    Für Bürgermeister und Archivbeauftragten sind die knapp 2000 Euro, die für die Restaurierung angefallen sind, auf jeden Fall gut angelegt. Denn so wurde ein einmaliger Wert erhalten, der ein Zeitzeugnis über die Lebensleistung der Vorfahren gibt.

    Das sogenannte Urbarbuch beschreibt sowohl die Dorf- und Gemeindegeschichte als auch die Feld- und Güterbewegungen. Es ist eine Fundgrube für Heimat- und Familienforscher.

    Auch Kreisarchivpfleger Spiegel sieht mit dem Ergebnis die Entscheidung des Gemeinderates für die Restaurierung bestätigt, und schlug vor, das Buch bei passender Gelegenheit auch den Bürgern zugänglich und sichtbar zu machen.

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