Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Schweinfurt
Icon Pfeil nach unten
Gerolzhofen
Icon Pfeil nach unten

Pusselsheim: Bürger befürchten: Windkraftanlagen im WK 19 bei Pusselsheim könnten die Entwicklung der Dörfer behindern

Pusselsheim

Bürger befürchten: Windkraftanlagen im WK 19 bei Pusselsheim könnten die Entwicklung der Dörfer behindern

    • |
    • |
    Die Rotoren von Windkraftanlagen drehen sich auf diesem Symbolbild nach Sonnenuntergang. Ob eine solche Szene in absehbarer Zeit im WK 19 zwischen Pusselsheim, Obereuerheim und Horhausen zu sehen sein wird, steht noch nicht fest. Doch es ist durchaus zu erwarten, dass sich Investoren finden, die in diesem Vorranggebiet Windräder errichten werden.
    Die Rotoren von Windkraftanlagen drehen sich auf diesem Symbolbild nach Sonnenuntergang. Ob eine solche Szene in absehbarer Zeit im WK 19 zwischen Pusselsheim, Obereuerheim und Horhausen zu sehen sein wird, steht noch nicht fest. Doch es ist durchaus zu erwarten, dass sich Investoren finden, die in diesem Vorranggebiet Windräder errichten werden. Foto: Jens Büttner, dpa

    Noch existieren für das Vorranggebiet für Windkraftanlagen WK 19 keine konkreten Pläne für den Bau von Windrädern. Dennoch beschäftigt der vom Regionalen Planungsverband (RPV) Main-Rhön vor neun Jahren festgelegte Bereich die Gemüter vieler Menschen vor Ort. Er umfasst Flächen der Gemeinden Donnersdorf (Ortsteil Pusselsheim), Grettstadt (Obereuerheim) und Theres (Horhausen).  Jüngster Stein des Anstoßes waren Äußerungen des Thereser Bürgermeisters Matthias Schneider (CSU) während einer Gemeinderatssitzung. Er hatte dabei, wie berichtet, seinen Unmut über den Ablauf einer Informationsveranstaltung zu WK 19 am 19. Januar in Donnersdorf geäußert.

    Dies hat nun Helmut Rössner und Richard Karbach, die beide in Pusselsheim wohnen, sowie Matthias Orth aus Obereuerheim bewogen, das Gespräch mit dieser Redaktion zu suchen. Mit am Tisch sitzt auch Gerhard Eck, selbst Einwohner von Pusselsheim, der für die CSU im Landtag sitzt. Sie möchten, wie Eck es klarstellt, "nicht gegen das WK 19 reden". Ebenso deutlich machen die vier während des Gesprächs jedoch, dass sie das WK 19 in seinem bisherigen Umfang nicht akzeptieren möchten. Sie wünschen sich dessen Verkleinerung, am liebsten auf Flächen außerhalb der Obereuerheimer und Pusselsheimer Gemarkung.

    Wird die Entwicklung der Ortschaft abgewürgt?

    Orth formuliert dieses Ziel als "bürgerverträgliche Überarbeitung" der seit dem Jahr 2014 geltenden Grenzen des WK 19. Ihn bewegt, dass sich sein Heimatort Obereuerheim seiner Ansicht nach nur noch in Richtung Osten sinnvoll vergrößern kann. Doch dem stehe der mögliche Bau von Windrädern entgegen, zu denen künftig bei Vorranggebieten ein Mindestabstand von 800 Metern einzuhalten sind. Orth sieht hier die Meinung der allermeisten Obereuerheimer auf seiner Seite.

    Davon sind auch die Männer aus Pusselsheim überzeugt. WK 19, so deren Tenor, beschränke die Vergrößerung ihres Heimatortes in unerträglichem Maß. Die Entwicklungsmöglichkeit der Menschen vor Ort müsse doch wichtiger sein als das Aufstellen von Windrädern, sagt Karbacher. Und Eck meint, dass die Vorranggebiete für Windkraft nie dafür vorgesehen gewesen seien, Ortschaften auszugrenzen.

    Schnell zeigt sich während des Gesprächs, dass diese grundlegenden Bedenken gegen WK 19 für die Anwesenden schwerer wiegen, als der eigentliche Anlass für das Gespräch. Dennoch wurmt die vier die Kritik von Bürgermeister Schneider am Ablauf des Informationsabends am 19. Januar sowie an einer eine Woche zuvor stattgefundenen Veranstaltung für Grundeigentümerinnen und -eigentümer in Obereuerheim. Stark verkürzt, hatte Schneider vor den Mitgliedern des Thereser Gemeinderats moniert, dass bei beiden Veranstaltungen vor allem die Stimmung gegen WK 19 geschürt wurde. Zudem seien in Obereuerheim neben den Grundeignern auch Gemeinderatsmitglieder erschienen, was so im Vorfeld unter den Bürgermeistern nicht abgesprochen gewesen sei.

    Eck spricht von unfairen Vorwürfen

    Rössner hingegen kann daran nichts Verwerfliches finden. Er erwarte von Gemeinderatsmitgliedern sogar, dass diese sich über solche Themen informieren. Zudem seien mindestens zwei Gemeinderäte auch selbst betroffene Grundstückseigentümer und damit zum Treffen in Obereuerheim explizit eingeladen gewesen. Zur Veranstaltung in Donnersdorf äußerte Eck an die Adresse Schneiders gerichtet, dass es unfair sei, den Organisatoren vorzuwerfen, dass dort Gruppierungen vertreten waren, für die der Abend eigentlich nicht gedacht gewesen sei.

    Auf Anfrage dieser Redaktion stellt Bürgermeister Schneider klar, dass es ihm dabei vor allem um Vertreter der AfD ging, die während des Abends eigene politische Ansichten zum Thema loswerden wollten. Er habe mit seinen Aussagen im Gemeinderat grundsätzlich auch niemanden brüskieren wollen. "Mir geht's nur um das Gesamtprojekt", sagt Schneider.

    Am 19. Januar 2023 fand in Donnersdorf eine Informationsveranstaltung über die Chancen und Risiken eines Windparks im Vorranggebiet WK 19 statt. Hierzu kamen rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Darunter waren auch Vertreter von Gruppierungen, die vor Ort Stimmung gegen Windkraft machen wollten, kritisiert der Thereser Bürgermeister Matthias Schneider.
    Am 19. Januar 2023 fand in Donnersdorf eine Informationsveranstaltung über die Chancen und Risiken eines Windparks im Vorranggebiet WK 19 statt. Hierzu kamen rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Darunter waren auch Vertreter von Gruppierungen, die vor Ort Stimmung gegen Windkraft machen wollten, kritisiert der Thereser Bürgermeister Matthias Schneider. Foto: Uwe Eichler

    Und hier habe er die Hoffnung noch nicht begraben, dass es weiter möglich sei, dass die drei betroffenen Gemeinden gemeinsam das "Heft des Handelns in Händen behalten", wie der Thereser Bürgermeister es ausdrückt. "Wir müssen die Grundeigentümer zusammenholen, um beim Planen die Hoheit zu behalten." Mit den Vorgaben des Regionalen Planungsverbands Main-Rhön sei "eigentlich alles geregelt", meint Schneider. Er begrüßt die so geschaffene Planungssicherheit. So gebe es keinen Wildwuchs beim Bau von Windkraftanlagen, sagt das Thereser Gemeindeoberhaupt.

    Wie profitieren Menschen vor Ort vom Windstrom?

    Anders als seinen beiden Bürgermeister-Kollegen Jens Machnow (CSU) und Klaus Schenk (CSU) vertritt Schneider eine Position, die klar darauf zielt, den Fokus der Anstrengungen darauf zu richten, wie die Zukunft mit erneuerbaren Energien lokal so ausgestaltet werden kann, dass Wertschöpfung vor Ort bleibt. Für WK 19 bedeutet das für ihn auch, Wege zu finden, wie der vor Ort über kurz oder lang höchstwahrscheinlich erzeugte Strom auch den Menschen vor Ort nutzt. Schneider sieht darin den Bund gefordert, gesetzliche Wege zu ebnen. Es gehe aber auch darum, von zentraler Stelle aus technische Möglichkeiten zu erforschen, wie Strom künftig alltagstauglich gespeichert werden kann.

    Von solchen Überlegungen ist im Gespräch mit der Viererrunde nichts zu vernehmen. Es gäbe nachweislich deutlich bessere Standorte für Windräder, schiebt Eck den Bau von Windkraftanlagen möglichst weit weg von Pusselsheim. Einig ist man sich am Tisch auch darüber, dass erst mal andere Regionen in Bayern gefragt seien in puncto Windräder aufzuholen, bevor im Landkreis Schweinfurt weitere in den Himmel wachsen sollen. Im Bereich des RPV Main-Rhön seien bereits jetzt die Ausbauziele für Windkraft erreicht, meint Orth und beruft sich damit auf eine angebliche Aussage einer Vertreterin der Regierung von Unterfranken.

    Bold stellt Falschaussage zu Windkraft-Flächen richtig

    Dass das nicht stimmt, sagt Thomas Bold (CSU) auf Nachfrage dieser Redaktion. Der Landrat des Landkreises Bad Kissingen muss es wissen, denn er ist Verbandsvorsitzender des RPV. Ihm zufolge sind in Main-Rhön zwar 1,7 Prozent der Fläche seit dem Jahr 2014 rechtsverbindlich als Vorrang- bzw. Vorbehaltsgebiete für Windkraft ausgewiesen, doch seien diese schließlich bei Weitem noch nicht mit Windrädern bebaut.

    Ein Blick vom Ortsrand von Pusselsheim in Richtung Nordosten. Ab der Waldspitze rechts beginnt der Bereich vom Vorranggebiet für Windkraftanlagen WK 19. Links im Hintergrund die bereits stehenden Anlagen über dem Maintal.
    Ein Blick vom Ortsrand von Pusselsheim in Richtung Nordosten. Ab der Waldspitze rechts beginnt der Bereich vom Vorranggebiet für Windkraftanlagen WK 19. Links im Hintergrund die bereits stehenden Anlagen über dem Maintal. Foto: Anand Anders

    Bold sieht die Region in der "glücklichen Situation", das von der bayerischen Staatsregierung vorgegebene Ziel, bis Anfang 2027 insgesamt 1,1 Prozent der Flächen für Windkraft auszuweisen, bereits mehr als erfüllt zu haben. Doch bis zum Jahr 2032 müssten es 1,8 Prozent werden. Um dem in Main-Rhön nachzukommen, müssten also zusätzliche geeignete Windkraft-Flächen gefunden werden. Dem möchte der RPV auch frühzeitig nachkommen.

    Vorranggebiete dürften sich eher vergrößern

    Vor diesem Hintergrund wird klar: Bereits ausgewiesene Vorranggebiete für Windkraft dürften kaum verkleinert werden oder gar von der Karte verschwinden. Im Gegenteil werde es darauf hinauslaufen, dass aus jetzigen Vorbehaltsgebieten, die in Main-Rhön rund zwei Drittel der für Windkraft vorgesehenen Flächen ausmachen, künftig weitere Vorranggebiete werden, meint Bold. Und bestehende Vorranggebiete könnten noch erweitert werden.

    Anders dürfte das zwischenzeitlich in Bayern verfolgte Windkraft-Ziel nicht zu verwirklichen sein. Dass dies ein "durchaus kontroverser Prozess" und eine Mammutaufgabe für die damit betraute Regionalstelle der Regierung in Würzburg wird, ist dem RPV-Vorsitzenden klar. Dies verlange auch Kompromissbereitschaft der Gemeinden vor Ort.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden