Fabian Helmerich hat die Rolle des Herausforderers verstanden: Der 36-Jährige, der auf dem Ticket der Freien Wähler und mit Unterstützung von SPD und Grünen am Wahlsonntag, 12. März, Bergrheinfelds Bürgermeister Ulrich Werner (CSU) aus dem Sattel heben will, verbreitet ein gutes Maß an Angriffslust. Der Tenor seines Wahlkampfs: Es geht nicht entscheidend voran in der Stadtrandgemeinde. Oder in seinem Wortlaut: „Wir sehen keinen roten Faden in der strategischen Entwicklung der Gemeinde.“ Das geht klar gegen den Amtsinhaber.
Helmerich nennt ein Beispiel, bei dem er Defizite ausgemacht haben will: Eine fehlende Prognose, wie viele Kinder in den nächsten Jahren im Ort aufwachsen werden. Diese Daten seien wichtig, um den Bedarf an Kita-Plätzen ausreichend vorhalten zu können. Ihre Erhebung benötige einen Vorlauf von drei bis vier Jahren. In Bergrheinfeld, wo der Zustrom an Zuzugwilligen nicht abreißt, reichen die Plätze derzeit gerade so aus. Aufgrund der Nachfrage unterstützt er das Gemeindevorhaben, das Baugebiet Am Wad auszudehnen.
Helmerich: "Wir wollen enkeltauglich sein"
"Dableiben und Dazukommen" heißt sein Wahlkampfslogan. Er meint damit, dass die Gemeinde alles tun müsse, damit die Generation jenseits der 60 Jahre möglichst lange in der Gemeinde bleiben kann. Mit Angeboten der Tagespflege und Tagesküche. Daher sei ihm der Aufbau eines Mehrgenerationenhauses mit Tagespflegeeinrichtung und Kita ein echtes Anliegen: "Wir wollen enkeltauglich sein". Bei diesem Projekt brauche es mehr Tempo. Mit bezahlbarem Wohnen sollen junge Familien in der Gemeinde gehalten werden. Zum Dazukommen gehört für Helmerich, Anreize zu schaffen, damit weitere Gewerbe- und Handwerksbetriebe ihren Sitz in Bergrheinfeld suchen.
Fabian Helmerich richtet den Blick auf anstehende Projekte: Sie sollen nach seiner Idee nicht in Einzelmaßnahmen sondern in Kombination nach vorne gebracht werden. So zum Beispiel Breitbandverkabelung zusammen mit Nahwärme. Ohnehin will er sich dafür einsetzen, dass künftig keine fossilen Brennstoffe mehr eingesetzt werden.
Wie man die Ganztagesbetreuung der Schule sichern soll
Als eine seiner zentralen Vorstellungen bezeichnet er die Frage, wie die Gemeinde Familien entlasten könnte. Sie müsse den gesellschaftlichen Wandel, der in Familien stattfinde, mitgestalten. Ein Beispiel ist die anstehende Ganztagesbetreuung an der Grundschule, auf die in einigen Jahren Eltern Anspruch haben. Man müsse in Vorbereitung darauf gemeinsame Diskussionen führen über Raumkonzept, Fachkräfteeinsatz, Essensversorgung und Ehrenamt.

Beim Thema SuedLink, der Stromtrasse, die nach Bergrheinfeld führt, setzt er bei allem nötigen Druck auf Gesprächsbereitschaft. "Wir müssen Diplomatie in den Prozess bringen", sagt er. Die unterschiedlichen Lager wolle er an einen Tisch bringen. Es müsse nach der besten Lösung gesucht werden, etwa, dass die Gewerbesteuer dauerhaft in der Gemeinde bleibt.
Einkaufszentrum "bringt Oberndorf keinen Gewinn"
Wie viele im Ort, schaut auch Helmerich mit Sorge auf das geplante Einkaufszentrum in Oberndorf, quasi an der Ortseinfahrt zu Bergrheinfeld. "Oberndorf gewinnt dadurch nichts", formuliert er seine Skepsis. Bergrheinfeld müsse den Druck erhöhen und gleichzeitig gesprächsbereit sein. Wichtig sei es, die Nahversorgung im Ort zu erhalten, die auch Auswirkungen auf die weiter südlich gelegenen Gemeinden habe.
Dass er nicht dem Gemeinderat angehört, sieht Helmerich nicht als Nachteil: Schließlich habe er Verwaltungserfahrung und könne gepaart mit Fachwissen eine neutrale Position einnehmen. Der Herausforderer nutzt die Wahlkampfzeit, um sich von Haus zu Haus in der Bevölkerung bekanntzumachen. Er hält es für spannend, die Sichtweise der Bürgerinnen und Bürger zu hören: "Ich freue mich, in den Austausch zu gehen."
Fabian HelmerichFabian Helmerich (36) ist in Schweinfurt geboren und hat dort auch Abitur gemacht. 2012 schloss er das Jura-Studium als Dipl.-Jurist ab und absolvierte Referendariate in München und Speyer. Anschließend arbeitete Helmerich am Landratsamt in Ebersberg, bevor er von 2018 bis 2020 die Leitung des Ordnungsamts in der Stadt Bad Neustadt übernahm. Im Anschluss wechselte er ins Rathaus nach Arnstein, wo er inzwischen Geschäftsleiter ist. Privat wohnte er zwar schon einmal in Bergrheinfeld, der Heimat seiner Frau. 2021 zog die Familie endgültig dorthin. 2022 haben ihn die Freien Wähler zum Bürgermeisterkandidaten gekürt, der auch von SPD und Grünen unterstützt wird. Helmerich ist verheiratet und hat einen Sohn. Quelle: fabian-helmerich.de