Betrachtet man den Werdegang von Ulrich Werner, so erscheint es irgendwie folgerichtig, dass er sich um das Bürgermeisteramt seiner Heimatgemeinde bewirbt. Am 12. März tritt er für die CSU zur Wahl an, um den Posten von Peter Neubert (Freie Wähler) zu übernehmen. Sein Gegenkandidat ist Thomas Meidl (SPD).
Strommasten in allen Richtungen
Ulrich Werner steht auf dem Damm, der Bergrheinfeld vor Hochwasser des Mains schützt. Er deutet in alle Richtungen und weiß zu jedem Ziel, etwas zu sagen: zum Atomkraftwerk, zu den Strommasten, die zu sehen sind, zum neuen Umspannwerk, das sich hinter einer Bodenwelle dem Blick entzieht, zu Baugebieten im Ort.
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„Mit 18 war ich in Wackersdorf“, sagt Werner mit einem leichten Schmunzeln. Der Kampf gegen die geplante atomare Wiederaufbereitungsanlage in der Oberpfalz „hat mich geprägt.“ Deswegen freut es ihn, dass seit eineinhalb Jahren keine Dampfschwaden mehr aus den Kühltürmen des Atomkraftwerk auf der anderen Mainseite quellen.
Skepsis wegen AKW-Rückbau
Dass der Betreiber den Meiler so schnell wie möglich abbauen will, findet der Kandidat richtig: „Es ist sinnvoll, dass mit den Leuten zu machen, die jetzt noch da sind.“ Aber aufpassen müsse man eben während des Rückbaus und wegen der Pläne, ein Zwischenlager für schwach radioaktive Stoffe zu bauen. Über den Ablauf des Erörterungstermins im vergangenen Oktober hat er nur Kopfschütteln übrig: „Das hat uns zu denken gegeben.“ Deswegen steht auch hinter der Überlegung der Gemeinde, nun doch einen Rechtsanwalt für das Rückbauverfahren einzuschalten.
Kleinere Stromtrassen verhindern
Von der Energiewende ist der thematische Schwenk zu SuedLink nicht weit, jener heiß diskutierten Stromtrasse, die Bergrheinfeld an das bestehende Netz angedockt werden soll. „Eine spannungsgeladene Situation“, sagt er bildlich über den Widerstand im Ort. Den hält er für gerechtfertigt, zumal die Kritiker „tief gehende Argumente“ vorzuweisen hätten. „Wir wären über den Tisch gezogen worden“, hätte sich nicht Bundestagsabgeordnete und Parteifreundin Anja Weisgeber so für die Region ins Zeug gelegt, ist Werner überzeugt.
Dennoch sieht er das Projekt durchaus differenziert. Es sei eine klare Verbesserung, die Stromkabel nun bevorzugt in die Erde zu verlegen. Er blickt auf andere, kleinere Stromleitungen, die ebenfalls geplant seien. Die müsse man in jedem Fall verhindern. Er hat nachgezählt: 150 Masten stehen um Bergrheinfeld herum: „Der Haufen darf hier nicht noch größer werden: Wir haben schon genug.“
Plädoyer für die Feuerwehr
Dicke Bretter zu bohren, habe er in München gelernt, sagt Werner: Als Landesgeschäftsführer der Katholischen jungen Gemeinde hat er Landtagskontakt gehabt. Er war beteiligt an der Einführung des Freiwilligen Ökologischen Jahres. Doch Werner will die politische Agenda der Gemeinde nicht auf das eine Thema SuedLink reduzieren.
Spricht man ihn auf die Kommunalpolitik an, sprudelt es aus ihm heraus.
Es wird deutlich: Werner hat einen Plan, seine Themen sind strukturiert. Er zählt die vier wichtigsten Punkte auf, die im ersten Jahr einer Bürgermeister-Amtszeit auf den Weg gebracht werden müssten: Die Schulen sollen angesichts des Ganztagesangebots weiterentwickelt werden. Werner hält ein Plädoyer für die Feuerwehr „mit ihren vielen Einsätzen und ihrer hohen Motivation“. Beim Feuerwehrhaus müsse etwas geschehen: Ob eine Generalsanierung oder ein Neubau die bessere Wahl ist, müsse geklärt werden.
Ausbau der Tagespflege
Werner hat zudem den Bedarf von Tagespflegeplätzen ausgemacht, die Berufstätige mit zu pflegenden Angehörigen nutzen können. Die Gemeinde könne bei den Fragen der Räumlichkeiten und Organisation helfen: „Wir müssen das angehen.“ Und er wirft den Blick nach Garstadt, um das dortige „dörfliche Eigenleben“ zu erhalten. Werner schwebt eine Dorferneuerung vor: „Dafür müssen wir die Anwohner gewinnen.“
Der CSU-Kandidat betrachtet Bergrheinfeld als gesund gewachsene Gemeinde. Dem Gemeinderat, dem Werner seit 2002 angehört, attestiert er eine konstruktive Grundhaltung: „Damit lässt sich gut arbeiten.“
Frauennachmittag und Männerfrühstück
Als Pfund im Wahlkampf setzt der 53-Jährige sein Engagement in der Kirchengemeinde und beim TSV ein. Und besonders baut auf seinen Bekanntheitsgrad. Dennoch oder gerade deswegen sucht Ulrich Werner den engen Kontakt zu den Wählern bei verschiedensten Veranstaltungen, die Werner im Wahlkampf anbietet. Vom Frauennachmittag über die Männerbrotzeit bis zur Besichtigung des Umspannwerks.
Bislang sei die Resonanz der Menschen auf ihn positiv, von Politikverdrossenheit oder gar Wut sei nichts zu spüren. „Ich sehe mich als Politiker – aber eben auf der kommunalen Ebene. Ich muss nicht zwangsläufig die Politik Seehofers verteidigen.“
Zurück auf dem Damm, der als Geh- und Radweg dient. Dort joggt Werner regelmäßig oder geht mit seiner Frau spazieren. Es ist sein Lieblingsplatz. „Hier tanke ich Kraft.“
Zur Person Ulrich Werner (53) ist gebürtiger Bergrheinfelder. Er absolvierte eine Ausbildung zum Forstwirt, wechselte an die Fachoberschule und studierte Sozial-Pädagogik in Würzburg. Sein Engagement in der kirchlichen Arbeit führte Werner 1990 als Landesgeschäftsführer der Katholischen Jungen Gemeinde nach München. Nach seiner Rückkehr nach Bergrheinfeld ist er seit 1996 Diözesansekretär der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) in Schweinfurt. Für die CSU ist der bekennende Atomkraftgegner 2002 in den Gemeinderat eingezogen und führt die dortige Fraktion seit neun Jahren. Seit 2014 gehört er dem Kreistag an. Werner ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. www.buergermeisterkandidat-ulrich-werner.de