Der gelbe Pullover war es. Hans-Dietrich Genscher, der große Mann der FDP, war für seine gelben Pullover so berühmt, dass es sogar einen eigenen Farbennamen gab: genschergelb. Aber nicht nur davon fühlte sich Michael Mörer in seiner Jugend angezogen – auch die Politik der Liberalen schien wie gemacht für ihn.

Was auch nicht zu übersehen war, um gleich ein Klischee zu bedienen: Während in seiner Ulmer WG die Hippies dominierten, war der angehende Kaufmann schon damals mit Anzug und Krawatte unterwegs. Und nun tritt Mörer bei der Bundestagswahl als Direktkandidat im Wahlkreis Schweinfurt an.
Wobei es Michael Mörer zunächst so gar nicht drängte, politisch aktiv zu werden. Er ging seinen beruflichen Weg, der ihn ab 2003 mit einem Planungsbüro in die Selbstständigkeit führte. 2003 war es auch, als ihn die Liebe weg aus seiner schwäbischen Heimatstadt führte – direkt ins unterfränkische Herz nach Würzburg. 2012 zog die Familie dann aufs Land nach Buchbrunn. Ein ruhiger Rückzugsort für einen, der beruflich bundesweit unterwegs ist und es im Jahr auf 90.000 Kilometer bringt.
Seit 2023 ist Michael Mörer Kitzinger FDP-Kreisvorsitzender
Viel Luft ist da zeitlich gesehen nicht mehr – und doch schlug der Neu-Buchbrunner mit Anfang 50 den politischen Weg auch offiziell ein. Vom damaligen FDP-Kreisvorsitzenden Hans Müller (Wiesentheid) ließ er sich 2018 zum Parteieintritt animieren. Um dann, wie das Leben so spielt, 2023 selber Kreisvorsitzender zu werden, nachdem sich Müller – auch aus Frust über die Rolle der FDP in der Ampel-Koalition – zurückgezogen hatte.

Erstmals zur Wahl gestellt hat sich Mörer 2018 bei der Bezirkswahl. Als Direktkandidat für die Bundestagswahl geht es jetzt für den 59-Jährigen in erster Linie darum, weiterhin seinen Bekanntheitsgrad zu steigern. Dabei setzt er, verpackt in bestem Schwäbisch, auf klare Botschaften: Es müsse darum gehen, "die notwendigen politischen Veränderungen für unser Land umzusetzen". FDP-Ziel sei "eine moderne Politik zu gestalten, die Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen voranbringt".
Für Mörer ist die Zeit des Redens vorbei: Tun soll zum Erfolg führen
Vor allem aber gelte: "Erfolg hat einen Namen: Tun!" Die Zeit des Redens sei vorbei. "Notwendige Reformen dürfen nicht nur beschlossen, sondern müssen auch konsequent umgesetzt werden", so der Buchbrunner. Ein weiteres Thema: Bürokratieabbau. Nur wenn man "effiziente Prozesse schafft, eröffnet das Freiräume für Innovation." Wobei zur Wahrheit auch gehöre: "Bürokratieabbau stand schon 1978 auf Wahlplakaten." Auch hier gelte mehr denn je: Die Zeit des Redens ist vorbei.
Auch wenn der FDP nach dem Ampel-Ausstieg der Wind scharf um die Ohren pfeift, nimmt der FDP-Kandidat mehr Zuspruch für seine Partei wahr, als dies aktuell die Umfragen ausdrücken. Und obwohl der Kreisverband aktuell nur knapp 50 Mitglieder aufweist, denkt man groß: Warum nicht einer neuen Regierung angehören? Noch sei alles möglich, spricht Mörer sich und seiner Partei Mut zu.

Apropos Mut: Die Politik müsse den Menschen "die Wahrheit sagen können – auch unbequeme". Als Mitglied des Bezirksvorstandes sowie stellvertretender Vorsitzender des "Liberalen Mittelstandes Unterfranken" versucht Mörer, seinen Teil dazu beizutragen, dass die FDP am 23. Februar über die Fünf-Prozent-Hürde kommt. "Sechs bis sieben Prozent sind in Unterfranken realistisch", so ist seine Wahrnehmung.
Der Ulmer fühlt sich in Unterfranken angekommen
Auf dem Weg zu mehr Bekanntheit dürfte ihm sein breites Schwäbisch helfen – das prägt sich ein. Und kommt an. Unverstanden jedenfalls fühlt sich der Ulmer in Unterfranken auf keinen Fall. "Geradeaus und hilfsbereit" seien die Menschen hier – das mag er. So wie er es überhaupt mag, auf Menschen zuzugehen: In den Wochen vor der Wahl wird er 36 Termine absolvieren, wird noch mehr Kilometer also sonst abspulen.
Wenn es doch mal einen ruhigen Moment gibt, zieht es Mörer in die Natur und er genießt den Blick ins Maintal. Das fühlt sich dann an wie auf der Schwäbischen Alb der Blick ins Donautal. Was ihm ein gutes Gefühl und Kraft für die nächsten Auftritte gibt. Wie gewohnt im Anzug – aber man kann sicher sein: Der gelbe Pullover ist dabei.
Michael MörerMichael Mörer wurde am 11. März 1965 geboren. Er ist verheiratet, hat vier Kinder und wohnt in Buchbrunn im Landkreis Kitzingen. FDP-Mitglied ist er seit 2019.Hobbys: Natur, Hunde und Radfahren.Funktionen: Kreisvorsitzender der FDP im Landkreis Kitzingen, Mitglied im Bezirksvorstand Unterfranken sowie stellvertretender Vorsitzender im Liberalen Mittelstand Unterfranken.Themenschwerpunkte: Wirtschaft, Bildung und Inklusion.Beruflicher Werdegang: Ausbildung: Einzel-Kaufmann und Versicherungs-Kaufmann. 1980 bis 2003 Angestellter. Danach selbstständig. Von 2003 bis 2023: Mörer Planungsbüro. Seit 2020 ist er Geschäftsführer der SMN Planungsbüro GmbH.Quelle: Michael Mörer