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Schweinfurt: Bundestagswahl: Wie Agnes Conrad die Schweinfurter Industrie stärken und Milliardäre zur Kasse bitten will

Schweinfurt

Bundestagswahl: Wie Agnes Conrad die Schweinfurter Industrie stärken und Milliardäre zur Kasse bitten will

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    Jung, motiviert und entschlossen: Agnes Conrad möchte die Linken in Schweinfurt wieder zum Erfolg führen. Als Direktkandidatin bewirbt sie sich zum 23. Februar zur Bundestagswahl.
    Jung, motiviert und entschlossen: Agnes Conrad möchte die Linken in Schweinfurt wieder zum Erfolg führen. Als Direktkandidatin bewirbt sie sich zum 23. Februar zur Bundestagswahl. Foto: Heiko Becker

    Kurzzeitig schien es, als würden die Linken in der Versenkung verschwinden. Nachdem Sahra Wagenknecht die Partei verlassen und einen Trümmerhaufen hinterlassen hatte, war die Stimmung unter den verbliebenen Mitgliedern erst einmal am Boden, erzählt Agnes Conrad, Kreisvorsitzende der Partei. So sehr, dass zwischenzeitlich sogar die Zukunft des gesamten Verbands der Schweinfurter Linken auf dem Spiel stand.

    Heute, zwei Jahre später, ist von diesem Pessimismus nichts mehr zu spüren. Im Gegenteil: Knapp eine Woche vor der Wahl erlebt die Partei deutschlandweit einen Höhenflug und verzeichnet so viele Neuzugänge wie nie zuvor. Und in Schweinfurt? Auch hier wächst die Mitgliederzahl. Seit Klaus Ernst, einst das Aushängeschild der Partei vor Ort, sich zurückgezogen hat, hat dort dessen frühere Wahlkreismitarbeiterin das Ruder übernommen. 

    Agnes Conrad, 27 Jahre alt, Betriebsratsreferentin, überzeugte Gewerkschaftlerin. Noch als sie Schülerin war, trat sie der Partei der Linken bei. Der Grund lag für sie dabei auf der Hand: die Verbindung der sozialen Frage mit allen Lebensbereichen, etwa beim Klimaschutz. "Klimaschutz ist super wichtig. Aber wir erreichen ihn nur, wenn wir alles sozial gerecht verteilen." Was ihr in Bezug auf ihre Parteiarbeit besonders wichtig ist: einen anderen gesellschaftlichen Ton setzen. Als Beisitzerin des Zivilgesellschaftlichen Bündnisses "Schweinfurt ist bunt" ringt Conrad um Kompromisse und sucht nach Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Gruppen.

    Agnes Conrad möchte untere Einkommen entlasten

    Das heißt nicht, dass die 27-Jährige nicht hartnäckig sein kann. Im Gegenteil: Wenn es um Arbeitnehmerrechte geht, zeigt sie klare Kante. Sie fordert diese sogar ein – ebenso wie die Verantwortung von Managern und Vermögenden. "Die Linken haben nicht immer die einfachsten Konzepte, aber sie stellen die entscheidenden Fragen", sagt sie. Warum werden in Deutschland immer mehr Menschen ärmer? Warum rückt die gesellschaftliche Debatte nach rechts?

    Die Antworten darauf hat Conrad parat: "Weil andere daran verdienen." Deshalb will ihre Partei untere Einkommen steuerlich entlasten. "Menschen mit einem Bruttoverdienst von 16.800 Euro hätten nach unserer Politik am Jahresende 6000 Euro mehr in der Tasche." Keine andere Partei wolle so konsequent umverteilen und die Mächtigen in die Pflicht nehmen.

    Das bedeutet aber auch: Wer mehr verdient, muss mehr abgeben. In Zahlen heißt das: Ab einem Einkommen von mehr als 150.000 Euro sollen höhere Steuern fällig werden. Doch selbst diese Einkommensgruppen würden profitieren, betont Conrad, da die Gelder in öffentliche Investitionen fließen sollen. Auch Erbschaften würden deutlich stärker besteuert. "Keiner darf durch die Erbschaftssteuer am Ende ohne Haus dastehen", bekräftigt Conrad.

    Davon ausgenommen sind Hausbesitzer, die eine Immobilie oder Privatvermögen im Wert von einer Million Euro erben. Hier fordert die Linke einen Freibetrag abzüglich aller Schulden, wie Hypotheken auf Eigenheime. Der Freibetrag für Betriebsvermögen liegt bei fünf Millionen Euro. Generell will die Linke die Finanzpolitik wieder stärker ins Parlament rücken. "Mehr Demokratie und Mitsprache verschiedener Bevölkerungsschichten in Steuern und Finanzen hält am Ende auch die Gesellschaft zusammen", so Conrad.

    Linke wollen massiv in Schweinfurter Industrie investieren

    Auch Unternehmen stehen im Fokus. Die Linken wollen nennenswert in sie investieren. Ihr Programm sieht 200 Milliarden Euro für den Industrieumbau vor. Das Geld soll in einen Investitionsfonds fließen, aus dem Unternehmen Kredite erhalten – im Gegenzug für Gesellschaftsanteile. Besonders Zulieferer der Automobilindustrie, die unter Druck stehen, sollen mit 20 Milliarden Euro unterstützt werden, um sich zukunftssicher aufzustellen.

    Dabei sollen auch die Mitarbeitenden eine größere Rolle spielen. Die Linken wollen Betriebsräten mehr Mitsprache bei unternehmenspolitischen Entscheidungen geben. So ließen sich Fehlentscheidungen des Managements vermeiden und die Zukunftsfähigkeit der Betriebe sichern. Mehr Effizienz und eine stärkere Einbindung der Belegschaft sollen Hand in Hand gehen.

    Zur PersonAgnes Conrad ist 27 Jahre alt. Die gebürtige Berlinerin ist in ihrer Kindheit nach Schweinfurt gezogen, wo sie seitdem lebt. Nach ihrem Abitur auf dem Olympia-Morata-Gymnasium hat sie Politikwissenschaft und Soziologie in Würzburg studiert. Heute arbeitet sie als Betriebsratsreferentin bei einem großen Schweinfurter Industrieunternehmen. Seit zwei Jahren leitet Conrad den Kreisverband der Linken in Schweinfurt. Neben ihrem gesellschaftlichen und beruflichen Engagement wirkt Conrad leidenschaftlich im Theater mit. Dazu sagt sie: "Das Schöne am Theaterspielen ist, dass man trotz einer Rolle immer auch ein Stück weit sich selbst spielt, angepasst an die Lebenssituation."Quelle: dink

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